Gabriel Prenner (links) mit Zeno Oberkofler und dem aus dem Vinschgau stammenden Grünen Hanspeter Staffler.

„Mit ehrlicher Politik überzeugen“

Der junge Grüne Gabriel Prenner im Interview.

Publiziert in 18 / 2023 - Erschienen am 10. Oktober 2023

Taufers im Münstertal - Eigentlich ist er ein Quereinsteiger, erst vor rund 3 Jahren während der Corona-Pandemie kam er in die Parteipolitik. Für Politik interessiert sich der heute 30-jährige Gabriel Prenner aber schon lange. Als Jugendbeirat in seiner Heimatgemeinde Taufers im Münstertal war er schon im Oberschulalter gemeindepolitisch aktiv. Während seines Studiums in München war er kurzzeitig Stipendiat der grünennahen, deutschen Heinrich Böll Stiftung. Bei den Young Greens wurde er 2022 in das Amt des Co-Sprechers gewählt und leitet seitdem die Geschicke der Gruppe mit. Als freiberuflicher Bauingenieur und Masterstudent in „Ressourceneffizientes und Nachhaltiges Planen und Bauen“ weiß Prenner, wie grüne Politik gemacht werden kann.

der Vinschger: Herr Gabriel Prenner, was wollen die jungen Grünen?
Gabriel Prenner:  Wir als Young Greens wollen bei jungen Wähler*innen mit einer ehrlichen, öko-sozialen Politik überzeugen. Es gilt, die jungen Menschen und ihre Zukunft dabei in den Mittelpunkt zu stellen. Der Landtag hat einen hohen Altersdurchschnitt, 53,3 Jahre sind es derzeit. Der nächste Landtag könnte noch älter werden – so alt wie noch nie. Es sind aber die jungen Menschen, die am längsten mit den heutigen Entscheidungen leben müssen. Es ist unsere Zukunft, die betroffen ist. Daher sollten im Sinne der Generationengerechtigkeit vor allem jüngere Menschen entscheiden. Und hier glaube ich, sind wir mehr als nur eine Alternative. Wir als Young Greens haben mit Zeno Oberkofler - es ist uns gelungen ihn auf Platz 4 der Liste zu positionieren - einen sehr starken Kandidaten mit wirklich guten Chancen. Dies ist bereits jetzt für mich und unsere Gruppe ein großer Erfolg. Persönlich wünsche ich mir, neben einem guten Abschneiden von Zeno natürlich auch, dass mir in dieser Wahl Vertrauen entgegengebracht und mein Engagement mit Vorzugsstimmen wertgeschätzt wird. Insgesamt besetzen wir Young Greens starke acht Plätze auf der grünen Liste. Keine andere Partei kann dies vorweisen. Keine andere Partei räumt jungen Menschen so viel Platz ein wie die Grünen.

Welches sind Ihre konkreten Themen?
Den Sehnsuchtsort Land zu stärken. Darunter fällt eine nachhaltige und gut funktionierende Mobilitätsstrategie, eine blühende Regionalentwicklung, welche für gute Löhne und Gehälter sorgt, ein Naturschutz, der unsere Bergwelt gut an die Auswirkungen der Erderhitzung anpasst, sowie ein leistbares Leben abseits der Ferienhaussiedlungen und Bergchalets. Persönlich sehe ich zudem dringenden Handlungsbedarf bei der Kinderbetreuung. Die Kita-Verfügbarkeit und die derzeit vorhandene Sommerbetreuung in Südtirol ist für Eltern absolut unzumutbar und steht der Gleichberechtigung der Geschlechter sehr im Wege. Aktuell ist ohne Hilfe seitens der Familie die Kinderbetreuung für junge Eltern kaum zu bewältigen. Ein weiteres persönliches Thema ist aus beruflichen Gründen die Energieeffizienz und der Umbau unserer Energieversorgung hin zu einer komplett erneuerbaren Versorgung. Das Thema Bauen hängt sehr eng damit zusammen. Der Bausektor ist verantwortlich für 35 Prozent des Energieverbrauchs, 40 Prozent der Emissionen und 60 Prozent des Abfallaufkommens. Hier bin ich der Richtige, um dieses Thema gezielt anzugehen.

Wo sehen Sie im Vinschgau Handlungsbedarf?
Im Vinschgau sehe ich den dringendsten Handlungsbedarf bei der mangelnden Erreichbarkeit unserer ländlichen Orte. Zunächst ist die Straße gezielt vom Verkehr zu entlasten, um die endlosen Staus zu entschärfen. Dies kann nur durch den gezielten Ausbau des Zugangebotes erreicht werden. Heute in weitere Straßeninfrastruktur zu investieren wäre eine massive Fehlentscheidung, deren Kosten unsere jungen Bürger*innen und Nachkommen tragen müssten. Außerdem sollten sich die Wähler*innen nicht von leeren, unrealistischen Versprechungen leiten lassen. Genau das meine ich mit ehrlicher Politik. Gesteigerte Erreichbarkeit würde hier nicht nur die Lebensqualität der Bewohner ländlicher Gebiete verbessern, sondern ebenso jener Südtiroler, welche in ihrer Freizeit unsere Bergwelt als Naherholungsgebiet nutzen, beispielsweise, um im Sommer der Hitze zu entfliehen.  Als zweites möchte ich aktuell auch noch nennen, dass sich viele Bürger*innen in unserem Land nicht mehr sicher fühlen. Dieses Thema darf nicht der Rechten überlassen werden. Vor allem wenn man sich vor Augen führt, dass diese keine wirklich funktionierenden und realistisch machbaren Lösungsstrategien haben.

Sind die Grünen reif für eine Regierungsbeteiligung?
Auf jeden Fall! Wir bieten eine echte Alternative zur sich anbahnenden Rechts-Rechtsregierung. Denn mit uns wird es keine autonomiefeindliche und neofaschistische Machtbeteiligung in der Regierung geben. Wir versuchen den Wählenden aufzuzeigen, dass sie mit Grün in der Wahlkabine strategisch eine Richtung vorgeben können. Die Regierungsbildung muss nicht frei der SVP überlassen werden. Für diese sind wir sicherlich kein angenehmer und leicht zu handhabender Koalitions-Partner. Aber die aktuellen Probleme erfordern gutes Personal, das bereit ist hart zu arbeiten und ehrlich zu den Bürger*innen zu sein. Diese Voraussetzungen erfüllt unsere Liste für die Landtagswahlen vollends. Was den Proporz angeht erwarten wir, dass unsere Spitzenkandidatin Sabine Giunta ein gutes Ergebnis erzielen wird. Somit werden wir die notwendige italienische Abgeordnete für die Regierung stellen können.

Michael Andres
Michael Andres

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