Aus dem Publikum kamen bei der Diskussion zahlreiche Fragen zu den drei Themen Verkehr, Tourismus und Siedlungsentwicklung.
Andreas Heidegger (links) und Günther Botschen
Peter Erlacher, Florian Gruber und Gudrun Pöll (v.l.)
Stefan Perathoner, Wally Alber und Andreas Heidegger (v.l.)

Mit klaren Visionen in die Zukunft

Ziele für die künftige Entwicklung von Naturns definiert

Publiziert in 22 / 2019 - Erschienen am 25. Juni 2019

Naturns - Mit der zweiten Einberufung des Bürgerrates unter dem Motto „ins Dorf innilousn“ hat die Gemeinde Naturns 2017 auf das Unbehagen in der Dorfbevölkerung reagiert. Wenn man damals durch das Dorf ging, gab es viele kritische Fragen bezüglich der weiteren Entwicklung der Gemeinde. „Die zunehmende Verkehrsbelastung im Ortszentrum, der Bauboom und die Errichtung großer Hotels im Tourismussektor sowie die Maßnahmen in der Urbanistik sorgten für Diskussionen und Verunsicherung in der Bevölkerung“, berichtete Bürgermeister Andreas Heidegger bei der Bürgerversammlung am 12. Juni im Bürger- und Rathaus. Unter dem Motto „Miteinander.Naturns“ wurde mit Unterstützung und Begleitung der Eurac Bozen und Günther Botschen, Professor für strategisches Management an der Universität Innsbruck, das Projekt „Vision Naturns 2030 +“ auf den Weg gebracht. 

„Vision Naturns 2030 +“ 

„Ich bin sehr positiv überrascht gewesen, dass so viele Mitbürgerinnen und Mitbürger ihre Bereitschaft zur Mitarbeit und Mitverantwortung bekundeten“, so Heidegger. Gemeinsam sei es dann gelungen, zu den am meisten diskutieren Themen bzw. Bereichen wie Siedlungs-, Tourismus- und Verkehrsentwicklung ein Entwicklungskonzept auszuarbeiten, das die Ziele für die künftige Entwicklung definiert. Günther Botschen führte als Moderator durch den Abend. Als Einführung zu den verschiedenen Berichten wurde ein Film gezeigt mit Stellungnahmen von Einheimischen und Gästen auf die Frage, was ihnen in Naturns gefällt, so wie es heute ist. Es war ein positives Stimmungsbild mit unterschiedlichen Persönlichkeiten. „Trotzdem gibt es da einige Dinge, die auch den Ort besonders charakterisieren,“ betonte Botschen. Das sei eben die Form der Bürgerbeteiligung. Diese ging der Frage nach, was man Schritt für Schritt in den nächsten Jahren bzw. Jahrzehnten machen kann, um diese Attraktivität weiterzuentwickeln. Durch den Anstoß des Bürgerrates und die Ergebnisse des Bürgercafès hatte sich der Gemeinderat zur Ausarbeitung eines Entwicklungskonzepts entschlossen. Dieses wurde partizipativ angelegt, über 320 Naturnser Bürger wurden befragt und viele weitere wirkten in Treffen und Workshops mit. In der Folge bildeten sich 7 Arbeitsgruppen zu den Handlungsfeldern Tourismus, Siedlung, Verkehr und Mobilität, ökologischer Weitblick, Vereinswesen und Events, transparente Politik und Verwaltung sowie Zusammenleben in der Gemeinde. Zu den drei erstgenannten Bereichen wurde sofort mit Projekten gestartet, wobei Maßnahmen definiert wurden. 48 Personen, die „Klein-Naturns“ repräsentieren, arbeiteten ehrenamtlich mit. Im weiteren Verlauf des Abends am 12. Juni wurde ein weiterer Film gezeigt, und zwar mit Interviews zum Thema, was die Menschen an oder in Naturns stört. Anschließend berichteten und informierten Florian Gruber, Gudrun Pöll, Peter Erlacher, Stefan Perathoner und Wally Alber über die Entstehung und Arbeit der Arbeitsgruppen, über die Erstellung des Maßnahmenkatalogs und die Umsetzung desselben.

Jetzt ist die Politik gefragt

„Das soll aber kein Dokument sein, das in irgendeiner Schublade verschwindet, denn jetzt ist die Politik dran, die Arbeit, die wir bis jetzt gemacht haben, weiterzuführen und die Maßnahmen in die Tat umzusetzen“, sagte Pöll. Den Arbeitsgruppen gebühre ein großes Kompliment, betonte Botschen. Bei so vielen Mitarbeitern seien Kompromisse notwendig, um Schritt für Schritt weiterzukommen. Es werde sicher noch die eine oder andere Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. Peter Erlacher stellte die Lösungsvorschläge der Arbeitsgruppe Siedlungsentwicklung vor. Stefan Perathoner berichtete über die Inhalte des Projektes zur Tourismusentwicklung und Wally Alber informierte über die wichtigsten Maßnahmen im Bereich Verkehrs- und Mobilitätsentwicklung. Dieses Thema stand dann auch bei der Diskussion im Mittelpunkt. Das Publikum konnte seine Meinungen über das Mikrofon oder in schriftlicher Form vorbringen. Viele Wortmeldungen gab es zum Thema sichere Radwege, Parkplätze, innerörtlicher Verkehr und sichere Gehsteige für Fußgänger.

Einbahnregelung für die Bahnhofstraße?

Ausführlich diskutiert wurde über die von Wally Alber angekündigte Einbahnregelung in der Bahnhofstraße (von der Hauptstraße bis zum Parkplatz in der Bahnhofstraße). Dieses Projekt soll heuer noch umgesetzt werden. „Es ist kein großer finanzieller Aufwand und vielleicht auch die Lösung für die Zukunft“, sagte Alber. Die Bahnhofstraße soll dadurch für die Fußgänger attraktiver und für die Radfahrer sicherer werden. „Wenn man sich mit der Verkehrsplanung auseinandersetzt, dann weiß man, dass man eigentlich gegen zwei Feinde zu kämpfen hat, einer ist die Gewohnheit und einer die Bequemlichkeit“, betonte Gemeinderat Valentin Stocker, Mitarbeiter in der AG Verkehr. Die Gemeinde kann durch Maßnahmen erreichen, dass das innerörtliche Autofahren unattraktiv wird. Wenn man die Bahnhofstraße zur Einbahnstraße macht, dann sei darauf zu achten, dass die Fußgänger und Radfahrer Raum kriegen. Das koste nicht viel, nur Mut bei der Umsetzung. Man dürfe sich nicht von möglichem Gegenwind beeindrucken lassen, so Stocker. Eine klare Aussage traf er auch zum Parkplatzproblem: „Es nützt nichts, wenn wir an den Ortsenden schöne Parkplätze errichten und die Gäste usw. trotzdem ins Zentrum fahren. Im Dorf darf es keine Parkplätze geben“. Diese Meinungen wurden von mehreren Anwesenden geteilt. 

„Wertvolle Zuarbeit für die Politik“

Der Bürgermeister zeigte sich von der Arbeit der Arbeitsgruppen sehr beeindruckt, es ist eine wertvolle Zuarbeit für die Politik. Der Maßnahmenkatalog werde nun den Gemeinderäten weitergegeben. Eine Vision habe nie ein starres Ziel vor Augen. Auch in der Phase der Umsetzung brauche es eine starke Bürgerbeteiligung. Die Gemeinde müsse dabei größtmögliche Transparenz an den Tag legen. Bei der Diskussion gab es u.a. auch kritische Fragen zur geplanten Ableitung des Thermalwassers von Staben nach Naturns. Neben der Kritik an den Kosten in Höhe von ca. 800.000 Euro wird die Wirkung des kalten Thermalwassers angezweifelt. Dieses soll nun auf die Trinkbarkeit hin geprüft werden. 

Oskar Telfser
Oskar Telfser

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