Albrecht Plangger
Irmgard Gamper
Luis Walcher
Sepp Noggler
Gustav Tappeiner

„Nachdoktern“ ist falscher Weg

Kritik an Landespolitik bei SVP-Versammlung. 

Publiziert in 4 / 2025 - Erschienen am 25. Februar 2025

Schlanders - Es waren vor allem Fragen rund um die Entwicklung des Tourismus im Vinschgau, welche die jüngste Bezirksausschusssitzung der SVP Vinschgau prägten. Neben den Funktionärinnen und Funktionären der SVP sowie den Bürgermeistern und Bürgermeisterinnen hatten Bezirksobmann Albrecht Plangger und seine Stellvertreterin Irmgard Gamper auch die Präsidenten und Geschäftsführer der Tourismusvereine in das Gamperheim nach Schlanders eingeladen. Hauptreferent war der für Tourismus, Landwirtschaft und Forstwirtschaft zuständige Landesrat Luis Walcher. Schon allein seine Feststellung, dass er das Landestourismusentwicklungskonzept nicht aufgestellt, sondern nur geerbt habe, ließ darauf schließen, dass es Änderungen am Konzept brauche. Abgesehen von einem endlosen bürokratischen Aufwand, etwa im Zusammenhang mit der Zählung der Gästebetten, seien noch weitere Nachbesserungen notwendig. Bei der Zuweisung von 1.000 Betten aus dem Kontingent des Landes – „mehr sind es leider nicht“ – soll der Schwerpunkt auf zwei besondere, nicht stark entwickelte Gebiete gelegt werden, „nämlich auf den Vinschgau und auf das Südtiroler Unterland.“

Name „Vinschgau“ soll angeführt werden  

Keine Freude hat Walcher damit, dass die Bezeichnung Vinschgau in der Ferienregion „Reschensee“, die das Einzugsgebiet der Tourismusvereine Reschenpass (Gemeinde Graun) und Obervinschgau (Gemeinden Mals, Schluderns, Glurns und Taufers im Münstertal) umfasst, fehlt. „Die Bezeichnung Vinschgau muss aufscheinen, und zwar im ganzen Vinschgau von Kastelbell-Tschars bis Reschen, auch wenn es intern zwei Gebiete gibt. Ich fordere eure Identität ein“, so Walcher.

„Von wegen Übertourismus“

Im Zusammenhang mit dem Thema Bettenstopp hatte Irmgard Gamper einleitend festgehalten, dass es im gesamten Vinschgau keinen Übertourismus gebe. Auch bei der Diskussion wurde mehrfach beanstandet, dass bei der touristischen Einstufung der Gemeinden bzw. Gebiete alle über einen Kamm geschoren wurden. Der Marteller Bürgermeister Georg Altstätter z.B. forderte eine Überarbeitung der Einstufung. Speziell in Seitentälern, aber nicht nur, seien Entwicklungsmöglichkeiten zuzulassen. Egon Raffeiner (Schnals) beanstandete, dass der Zeitrahmen von 4 Jahren für die Bebauung von Tourismuszonen zu eng gefasst sei und verwies auf weitere Unzulänglichkeiten seitens des Landes beim Bettenstopp und damit zusammenhängenden Bestimmungen.

„Blockade“ wegen Nationalpark

Mehrfach bedauert wurde, dass man mit der Verabschiedung des Nationalparkplans bisher nicht wirklich weitergekommen ist. Nun setze man laut Albrecht Plangger auf regelmäßigen politischen Druck in Rom. Ein erstes positives Treffen hat am 11. Februar stattgefunden (siehe Seite 22). Diskussionspunkte waren u.a. auch das Dokument zu den Natura-2000-Gebieten, die Ortstaxe, die Mobilitätskarte, die Einführung des „grünen Euro“ – ein solcher steht laut Walcher im Raum, nun sei zu schauen, wer ihn bekommt –, die Tourismusgesinnung – laut dem Wirtschaftsvertreter Karl Pfitscher hätten viele Einheimische noch immer nicht verstanden, wie wichtig der Tourismus für die Allgemeinheit sei – und konkrete Anliegen, wie etwa das Projekt Hintergratbahn in Sulden, das Christian Knoll aufs Tapet brachte.

„Mehr auf die Realität in den Gemeinden schauen“

Im Anschluss an eine Wortmeldung von Karl Pfitscher, wonach die SVP eine Mitte-Rechts-Partei sei und nicht nur eine Partei der Mitte, und dass aufzupassen sei, „dass nicht noch mehr junge Leute zur Süd-Tiroler Freiheit überlaufen“, konnte sich der Latscher Bürgermeister Mauro Dalla Barba nicht mehr zurückhalten. Sinngemäß sagte er, dass der Zuspruch, den die SVP immer noch genieße, zu einem wesentlichen Teil auf die Arbeit der Gemeindeverwaltungen zurückzuführen sei. Die Verwaltungen sollten daher schon vor der Verabschiedung wichtiger Gesetze und Bestimmungen miteinbezogen werden. „Die Sachen sind schon vorher gut zu überdenken.“ Das ständige „Nachdoktern“, wie etwa beim Bettenstopp, bei den Gemeindeentwicklungsprogrammen oder in anderen Bereichen sei der falsche Weg. Er habe den Eindruck, „dass man von der Realität in den Gemeinden oft weit entfernt ist.“ Konkret nannte Dalla Barba auch die offenbar den Gemeinden ins Haus stehenden Zahlungen im Zusammenhang mit steuerrechtlichen Bestimmungen beim Bau und der Sanierung von Kindergärten sowie bei den Kindergartengebühren. Die Neuerungen seien eine Folge der Einführung des verpflichtenden Kindergartenjahrs. Auch die Bezirkspräsidentin Roselinde Gunsch, die den Ansichten des Latscher Bürgermeisters voll zustimmte, sprach in diesem Zusammenhang von einer „brisanten Angelegenheit.“ Es wäre grundsätzlich angebracht, „dass über Gesetzesentwürfe vorab auf Parteiebene diskutiert wird.“

Drei Ziele zu Wolf und Bär

Zum Thema Großraubwild informierte Gustav Tappeiner, der Bürgermeister von Kastelbell-Tschars. Er hatte Ende Jänner als Vertreter der Vinschger Gemeinden an der Anhörung zu Wolf und Bär in der 3. Gesetzgebungskommission des Regionalrates teilgenommen. In Südtirol sei nicht so sehr der Bär das Problem, sondern der Wolf. Drei Ziele seien laut Tappeiner formuliert worden: ein offizielles Großraubwild-Management, ein Monitoring vor Ort sowie ein frühzeitiger Informationsaustausch zwischen allen Beteiligten. „Wir müssen beim Thema Wolf professioneller werden und ihr müsst uns alle helfen“, rief Albrecht Plangger in den Saal. Er und auch Luis Walcher plädierten einhellig für einen „legalen Weg“ zur Lösung des Wolfproblems. Über Neuigkeiten aus dem Regionalrat und anstehende Gesetze im Landtag informierte der Landtagsabgeordnete Sepp Noggler. 

Josef Laner
Josef Laner

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