Nachruf Ludwig Wilhalm (*27.02.1934 - † 04.03.2024)
Graun - Ludwig Wilhalm wurde am 27. Februar 1934 auf dem Klopairhof als Sohn des Josef Wilhalm und der Maria-Kreszenzia Wilhalm geb. Seifart auf die Welt gebracht. Er wuchs dort, umgeben von seinem Stiefbruder Hans sowie seinen drei Geschwistern Josef, Notburga und Matilde auf. Hans wurde von seinem Vater unterstützt und erlernte das Schmiedehandwerk, während Josef studierte und später Lehrer und Organist wurde. Notburga absolvierte ihr Studium in der Nähe von Klagenfurt und arbeitete anschließend als Hauswirtschaftslehrerin in Südtirol. Matilde hingegen entschied sich für eine Ausbildung zur Operationsschwester in Deutschland.
In seiner Jugend musste Ludwig früh Verantwortung übernehmen, da sein Vater Josef durch die schwere Arbeit am Hof, auf dem Feld und beim Neubau des Hauses seines Bruders Alois in Arlund, sowie durch verschiedene Krankheiten frühzeitig gesundheitlich geschwächt war. So wurde er schon in frühen Jahren unentbehrlich für die Arbeit auf dem Hof.
Im Alter von nur 23 Jahren heiratete er am 10. Juni 1957 in der Trafoier Pfarrkirche vor dem Gnadenbild des Wallfahrtsortes Heilige Drei Brunnen die 19 Jahre alte Cäcilia Ambach vom Grauner Kirchenchor und gemeinsam begannen sie ein Leben voller Herausforderungen und Verpflichtungen.
Im Jahr 1959 verstarb sein Vater, und bereits 1960 übernahm Ludwig als ältester Sohn den Wilhalmhof im Klopairhof. Ludwig erwies sich als äußerst geschickt in der Landwirtschaft und gestaltete seinen Hof größtenteils maschinengerecht. Im Jahre 1985 errichtete er eine neue Hofstelle, um sowohl die Heu- als auch die Stallarbeit maschinell durchführen zu können. Leider wurde diese neue Hofstelle im schneereichen Winter 1986 trotz positiver Gutachten von einer Schneestaublawine getroffen und der neue Stall erlitt erhebliche Schäden. Erst nach dem Bau eines Lawinenabwehrdamms wurde der Bau des neuen Hauses genehmigt.
Neben seiner Arbeit auf dem Hof engagierte sich Ludwig leidenschaftlich für die Gemeinschaft. Es war ihm immer ein Anliegen, sich der Probleme in der Politik und des Allgemeinwohles anzunehmen. Er war in zahlreichen Vereinen und Gremien aktiv, darunter im Kirchenchor, der Reschner Musi, der Feuerwehr, im Ausschuss der Vivana Alm und 4 Perioden in der Gemeinde Graun. Die Zufahrt zu den Klopairhöfen und allen übrigen Berghöfen in der Gemeinde Graun, sowie deren Schneeräumung im Winter war ihm eine Herzensangelegenheit. Ludwig war in seiner Heimat sehr vielseitig tätig: Weg und Neubau des Stalles auf der Rossboden- und Vivana Alm, Bau der Beregnungsanlage „obere Wies“, Trinkwasserleitung Klopair-Arlund, Aufforstung des Lawinenhanges bei Neu-Graun und Klopairwald Arlund Tauf, Aufschüttung der Grünzone Graun sowie Gründung der Südtiroler Bauernjugend Vinschgau, langjähriger Obmann der SVP und des Südtiroler Bauernbundes. Auch war er Bergbauernvertreter im Landesbauernrat in Bozen.
Ludwig war nicht nur ein Mann der Tat, sondern auch ein Mann der Worte. Er trug sein Wissen und seine Geschichten in die 1992 eingeführte Gemeindezeitung „Oubrwind“ ein. Ludwig war ein fleißiger Lieferant von alten Geschichten und Begebenheiten in der Gemeinde. Bis vor Kurzem war kaum eine Zeitung ohne seinen Beitrag. 2017 wurde Ludwig gebeten, ein Buch über sein Leben auf dem Klopairhof im oberen Vinschgau zu schreiben, das unter dem Titel „Mein Leben als Bergbauer auf dem Klopairhof“ erschienen ist. Dabei erhielt er tatkräftige Unterstützung von seiner Familie. Neben der Arbeit am Hof und der wachsenden Familie, leitete seine Frau Cäcilia auf Ersuchen von Pfarrer Eusebius in Reschen über 40 Jahre lang den Kirchenchor. Ludwig selbst war einige Jahre lang Obmann des Reschner Kirchenchores und begleitete seine Frau während all dieser Jahre zu den Singproben nach Reschen und unterstützte ihre Arbeit im Chor tatkräftig. Ludwig und Cilli wurden für ihre Verdienste mit der Verdienstmedaille des Landes Tirol geehrt, eine Anerkennung für ihre jahrzehntelange Hingabe und ihren Einsatz für die Gemeinschaft.
Ludwig beschreibt sein Leben wie folgt: „Zusammenfassend bin ich mit meinem Leben wohl sehr zufrieden, überall wo ich hinschaue finde ich etwas, was ich in meinem Leben auch für die Allgemeinheit getan habe. Meine 9 Kinder sind alle soweit versorgt, haben alle einen Beruf und auch eine Arbeit. Etwas bedrückt mich manchmal, und zwar dass ich vor lauter Allgemeinheit und Vereine meine Frau Cilli mit der großen Kinderschar zum Teil sich selbst überlassen und sie damit sehr belastet habe. Ich möchte ihr hiermit meine Liebe, die immer und bis zuletzt unzertrennlich war, zum Ausdruck bringen. Bald sehen wir uns wieder. In Liebe, dein Ludwig.“ Red