„Nahrung“ für Geist und Seele
Mals - Beim zweiten Abend der Frauenzukunftstage, der am 21. Februar im Kulturhaus in Mals stattfand und ebenfalls gut besucht war, ging es um die Frage, welche Auswirkungen Religion auf die Menschen bzw. deren Gesundheit hat. Laut Josef Torggler, Theologe und Psychotherapeut, ist es Gott, „der dem Leben Tiefe und Sinn gibt.“ Gott sei überall und wende sich an alle Menschen. Gott habe den Menschen auch Verstand und Freiheit gegeben, „aber Freiheit kann auch zu Stolz und Selbstherrlichkeit führen.“ Leiden und Kreuz tragen laut Torggler dazu bei, zu reifen. Gott trage den Menschen die Schuld nicht nach, „sondern er lässt uns immer wieder neu anfangen.“ Die christliche Religion werte er auch als „präventive Therapie für unser Leben.“
Glaube und Medizin
Der Psychiater Josef Schwitzer sagte, dass es seit jeher Verbindungen zwischen Religion und Medizin gegeben habe. In den vergangenen 20 Jahren sei in mehreren Studien nachgewiesen worden, dass es einen positiven Zusammenhang zwischen Religion bzw. Spiritualität und psychischer Gesundheit gebe. Religion und Spiritualität könnten in diesem Sinn als Widerstandsressourcen bei Krisen bezeichnet werden. „Glaube kann vorbeugende Wirkung haben“, sagte Schwitzer. Ein Problem im Zusammenhang mit Kirche und Religion „war der strafende Zeigefinger“. Religiosität könne in Krisensituationen Stabilität verleihen und Kraft geben.
Zuhören und Dasein
Silvia Moser (Stilfs/Bozen), die Leiterin der Caritas Telefonseelsorge, informierte darüber, wie sie und ihr Team versuchen, den vielen Menschen, die sich täglich telefonisch (Grüne Nummer 840 000 481) oder online
(telefonseelsorge-online.bz.it) an die Telefonseelsorge wenden, zu helfen. „Die eigentliche Kraft liegt nicht in Antworten und Lösungen, sondern im Zuhören, im Dasein. Wir bemühen uns, an der Seite der Menschen zu gehen.“ Die Telefonseelsorge nimmt jährlich ca. 10.000 Anrufe bzw. Online-Anfragen entgegen. Beim Großteil handelt es sich um Menschen, die infolge schwerer Schicksalsschläge plötzlich den Boden unter den Füßen verloren haben. „Der Glaube kann in solchen Fällen tragen oder auch nicht“, sagte Moser.
Schicksalsschläge und Einsamkeit
Bei der zweitgrößten Gruppe handelt es sich um Menschen, die einsam sind, und bei der drittgrößten um solche, die nach außen zwar funktionieren, im Inneren aber sagen: „Die Gesellschaft macht mich krank.“ Laut Silvia Moser sind wir alle dazu fähig, anderen zuzuhören und für sie da zu sein: „Traut euch das zu!“. Brigitte Hofmann berichtete von persönlichen Erfahrungen ihrer Mitarbeit in der Pfarrgemeinde (Bozen/Gries). Für sie ist es wichtig, „nach außen zu gehen, den Kontakt mit anderen Menschen zu suchen und in Beziehungen zu treten.“ Dem Publikum gab sie folgenden Glaubenssatz von Virginia Satir (Sozialarbeiterin und Dozentin für Familientherapie) mit auf den Weg: „Ich glaube daran, dass das größte Geschenk, das ich von jemandem empfangen kann, ist, gesehen, gehört, verstanden und berührt zu werden. Das größte Geschenk, das ich geben kann, ist, den anderen zu sehen, zu hören, zu verstehen und zu berühren.“ Den Abschluss des Abends in Mals, den Isabella Engl (kfb Vorstand) moderierte, bildete eine Lichterprozession zur St.-Benedikt-Kirche.