Nicht alles ist sichtbar
10.027 Einsatzstunden für die Obervinschger Feuerwehrleute.
GRAUN - „Ihr seid die Protagonisten. Danke“, sagte Klaus Obwegeser, der Präsident des Bezirksfeuerwehrverbandes Obervinschgau, beim Bezirksfeuerwehrtag. 21 Freiwillige Feuerwehren und drei Züge zählt der Bezirk, der von Prad bis Reschen reicht. Sinnbildlich präsentierte Obwegeser ein Bild mit einem Eisberg und betonte: „Gesehen wird dies, was über dem Wasser stattfindet. Einsätze, Großübungen, Feste. Den Großteil unserer Arbeit, ‚unter Wasser‘, sieht man gar nicht“. So viel gebe es zu tun. Lehrgänge, Versammlungen, Bewerbe, Brandschutzübungen, Sicherungsdienste, Ordnungsdienste, verschiedene Anschaffungen, und, und, und.
Die Herausforderungen der Wehrleute seien zahlreich. Oft gehen sie an die psychischen und physischen Grenzen. Dabei konnte Obwegeser einige Beispiele aus dem vergangenen Jahr nennen. Die Brände in Burgeis und Prad, die sich über mehrere Tage hinzogen. Bei einem Brand in Prad verletzte sich ein Feuerwehrmann. Die vielen Unfälle mit mehreren Verletzten, oft mit tödlichem Ausgang. „Wenn Freunde und Bekannte in den Unfall verwickelt sind, ist es psychisch eine besonders große Belastung“, betonte der Bezirkspräsident. Zu schaffen machen den Feuerwehren aber auch viele weitere Gegebenheiten. Allen voran die Bürokratie des Staates. Aber auch die steigenden Kosten der Rohstoffe belasten die Wehren. „Man muss schauen, wie Neuanschaffungen in Zeiten wie diesen zu tragen sind“, so Obwegeser.
Mitgliederstarker Bezirk
Und dennoch: Das Positive bei den stets engagierten Wehrleuten überwiegt immer. Mit Blick auf die Mitgliederzahlen wird dies deutlich. 1.251 Mitglieder zählt der Bezirksfeuerwehrverband Obervinschgau. 16 mehr als im Jahr davor. Auch die Zahl der aktiven Wehrleute steigt stets, 2022 waren es 838, 7 mehr als im Jahr davor. Am mitgliederstärksten ist Prad mit 67 Wehrleuten. Viel Lob gab es auch für kleine Feuerwehren: „In manchen kleinen Dörfern und Weilern ist fast jeder bei der Feuerwehr mit dabei“, so der Bezirkspräsident. Auch die Frauen werden immer mehr. Prad zählt am meisten, gleich 8, gefolgt von Lichtenberg mit 5. „Hinter unseren Mitgliederzahlen verbirgt sich eine Vielfalt von Berufen, Berufsgruppen und Profis, die für die Feuerwehren ein riesiges Potenzial bilden, auf das wir in den verschiedensten Situationen zurückgreifen können. Schlussendlich ist es das, was uns ausmacht, die Menschen die ihr Können und Wissen und ihre Zeit für die anderen einsetzen“, lobte Obwegeser.
Bezirksinspektor Peter Theiner stellte die Einsätze vor. 523 Mal mussten die Obervinschger Feuerwehren ausrücken. Bei 153 Einsätzen handelte es sich um Brandeinsätze, bei 370 um technische Hilfeleistungen wie Unfälle und dergleichen, 9 Mal gab es einen Fehlalarm. 4.670 Wehrleute leisteten insgesamt 10.027 Einsatzstunden. Auch für Brandschutzdienste und Ordnungsdienste brauchte es die Wehrleute. Um stets für den Ernstfall gerüstet zu sein, wurden 424 Übungen durchgeführt. Bezirksjugendreferent David Waldner informierte über die zahlreichen Tätigkeiten der Jugend. Jugendliche und Betreuer leisteten 2.288 Stunden für Ausbildung und 1.301 Stunden für die sportlichen Tätigkeiten. 9 Jugendgruppen mit 96 Mitgliedern gibt es derzeit im Obervinschgau. Immer wieder treten junge Leute in den aktiven Dienst über, im vorigen Jahr gab es 9 Übertritte.
Viel Lob, viel Ehr
Dank und Blumen gab es für die scheidende Bezirksfeuerwehrärztin Bettina Skocir. Viele weitere verdiente Mitglieder der Feuerwehr wurden für ihre langjährige Tätigkeit geehrt, das Gold-Verdienstkreuz für 40 Jahre gab es für Anton Stecher, Richard Hirschberger, Leo Eller, Manfred Thöni, Manfred Gruber, Peter Theiner, Seraphin Stecher, Lorenz Fliri, Bernhard Köllemann und Ferdinand Fritz. Für 15-jährige Kommandantschaft wurde Stefan Winkler geehrt und Roland Stecher für 20-jährige-Vizekommandantschaft. Lob gab es unter anderem vom Grauner Bürgermeister Franz Prieth, von Landesrat Arnold Schuler und von Feuerwehr-Landespräsident Wolfram Gapp. „Kompliment für euren Frauenanteil, der Obervinschgau ist dabei besser vertreten als andere Landesteile“, sagte Gapp. In Sachen Bürokratie versuche der Verband, „so viel wie möglich von den Wehren abzuwenden“. Aber: „Es ist nicht immer einfach“. Für Auflockerung sorgten der Feuerwehrkurat Florian Öttl und der ehemalige Feuerwehrarzt Helmut Rauner, die in ihren Sketchen auch mit Kritik an der Politik nicht sparten.
