Nicht schlecht, aber noch Luft nach oben

Nicht schlecht, aber noch Luft nach oben

Publiziert in 7-8 / 2021 - Erschienen am 4. März 2021

Latsch - Im Vergleich zur Nachbargemeinde Schlanders ist die Gemeinde Latsch touristisch gesehen zwar nicht schlecht aufgestellt, aber von einem „Overtourismus“ könne weder in Latsch noch in anderen Gemeinden des Vinschgaus gesprochen werden. Darin stimmten der Präsident des Tourismusvereins Latsch-Martell, Roman Schwienbacher, und Kurt Sagmeister, der Leiter der Destinationsmanagementeinheit West in der IDM Südtirol, bei der Ratssitzung in Latsch überein. Sie waren zusammen mit dem TV-Geschäftsführer David Stocker auf Anregung der Referentin Irmgard Gamper und des Ratsmitgliedes Martin Pirhofer eingeladen worden, den Rat über die Wertschöpfung des Tourismus in der Gemeinde Latsch zu informieren. Schwienbacher wartete mit einem detaillierten Überblick über die Ausgaben, Einnahmen und Förderbeiträge des Tourismusvereins im Zeitraum von 2016 bis 2020 auf. Rund 1,1 Mio. Euro flossen in Projekte: Wegenetz, Biketrails, Laufparcours usw. Mit 770.000 Euro schlägt die Generalrevision des Sesselliftes Tarscher Alm zu Buche. Fraglich sei, ob der Lift planmäßig Mitte Mai geöffnet werden kann, oder ob er wegen Corona geschlossen bleiben muss. Die Gesamtkosten (Ankauf und Umbau) für den neuen Sitz des Tourismusvereins bezifferte Bürgermeister Mauro Dalla Barba mit 615.000 Euro. Laut Schwienbacher sind Büros für 3 Mitarbeitende vorgesehen und ein Sitzungssaal. Ein Teil der Immobilie könnte eventuell vermietet werden. Der Vereinspräsident dankte der früheren und jetzigen Gemeindeverwaltung für die Unterstützunge: „Die Beiträge sind hoch, aber gerechtfertigt, weil vieles, was in den Tourismus fließt, allen zu Gute kommt.“ Sagmeister stellte Übernachtungszahlen und viele weitere Daten vor. Die Zahl der touristischen Betriebe in der Gemeinde Latsch sank in 15 Jahren von 100 auf 81. Die Betten-Anzahl nahm weniger stark ab. Obwohl die Ankünfte merklich zunahmen, blieb die Zahl der Übernachtungen relativ konstant. Das bedeutet, dass die Aufenthaltsdauer der Gäste weiter abnimmt. In Martell ist die Zahl der Betriebe von 2005 bis 2020 von 31 auf 36 gewachsen. Zur Wertschöpfung des Tourismus in der Ferienregion Latsch-Martell hielt Sagmeister zusammenfassend fest, dass er rund 60.000 Übernachtungsgäste in die Gemeinde bringt, der Seilbahn St. Martin einen Umsatz von ca. 273.000 Euro beschert und dem Sessellift Tarscher Alm einen Umsatz von rund 160.000 Euro. Die direkte Wertschöpfung in den Gemeinden Latsch und Martell bezifferte Sagmeister mit 39,5 Millionen Euro. Außerdem ist die Tourismusbranche ein großer Arbeitgeber. Die Zahl der Beschäftigten (ohne Betriebsinhaber) entspricht 243 Vollzeitstellen. Die Corona-Krise führt laut Sagmeister leider zu einer Trendumkehr in vielen Bereichen. Bei den Nächtigungen sei im Vinschgau im Jahr 2020 mit einem durchschnittlichen Rückgang von 35% zu rechnen.

Josef Laner
Josef Laner

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