Der Warteraum in Spondinig, Schlafplatz von B.R.
Der Obervinschger ist seit Jahren obdachlos.

Obdachlos im Vinschgau

Ohne Dach über dem Kopf, mitten im Vinschgau. Ein Blick nach Spondinig.

Publiziert in 1 / 2018 - Erschienen am 16. Januar 2018

Spondinig - Ein Tag im Winter: B.R., Jahrgang 1967. Er schläft. Und träumt vielleicht manchmal von einem besseren Leben. B.R. stammt ursprünglich aus einem Ort im oberen Vinschgau. B.R. ist obdachlos. Sein Schlafplatz ist vor allem eine Holzbank im Warteraum des Spondiniger Bahnhofs. Seine Gesellschaft neben Reisenden, die ihm hie und da vermehrt bemitleidenswerte oder erboste Blicke zuwerfen, ist einzig und allein „Felix“. „Felix“, der Kater aus der Nachbarschaft. Früh morgens wird B.R. durch den Lärm der Zugreisenden geweckt, Privatsphäre gibt es wenig. Sorgen versucht er nicht selten im Alkohol zu ertränken. Die Schlafbank im Warteraum des Spondiniger Bahnhofes ist für ihn eine Notlösung. Eine geduldete Notlösung, über die der Mann sehr glücklich ist. „Wo soll ich denn sonst hin“, fragt er. Das Schicksal hat den heute 50-Jährigen hart getroffen. Doch, das soziale Netz konnte ihn nicht  auffangen. Bisher. Die Versuche seien da, wie man sowohl in der Gemeinde Prad, als auch in der Bezirksgemeinschaft betont. 
So wurden unter anderem Plätze in sozialen Einrichtungen angeboten. Zudem sollen Schlaf-Container realisiert werden. Mit letzteren, die im vergangenen Frühjahr bereits von der Gemeinde zugesichert worden seien, habe es heuer aufgrund der kurzfristigen Planungsphase nicht geklappt. Jedoch bereits im nächsten Winter könnten solche Container, die unter anderem als Unterbringung von Obdachlosen dienen, angekauft werden. 

Projekt für Obdachlose 
Das Container-Projekt wird von der Bezirksgemeinschaft zusammen mit der Berufsschule realisiert. Aufgrund des frühen Wintereinbruchs konnte es heuer noch nicht verwirklicht werden. Die nötigen Infrastrukturen konnten noch nicht erbaut werden. Denn, neben einer Unterkunft sollen die Container Wasseranschlüsse, Toiletten und dergleichen beinhalten. Im nächsten Winter soll es schließlich so weit sein. Solche Container wurden in den Wintermonaten unter anderem in Bozen aufgestellt. In großen internationalen Städten wie Hamburg und Berlin sind Wohncontainer bereits seit langer Zeit Realität. 

Hilfe von der Bezirksgemeinschaft 
„Derweil tun wir alles dafür, um dem Betroffenen ein würdiges Leben zu ermöglichen. Einmal im Tag gibt es warmes Essen, er kann soziale Einrichtungen wie das Altenheim nutzen. Dort kann er duschen, sich waschen und umziehen. Alle bemühen sich, wir haben aufgrund der Situation unsere Arbeit intensiviert, die Bezirksgemeinschaft begleitet den Mann ständig“, erklärt Andreas Tappeiner, der Präsident der Bezirksgemeinschaft Vinschgau. Freilich, das Obdach im Warteraum des Bahnhofs sei als eine vorübergehende Lösung zu betrachten. Dem Betroffenen biete es eine warme Übernachtungsmöglichkeit. Traten früher noch gelegentlich die Ordnungshüter auf den Plan, ist dies mittlerweile nicht mehr der Fall. Politische Akteure und Bezirksgemeinschaft haben dafür gesorgt, dass B.R. hier offiziell geduldet wird. Man versuche zu helfen, wo es nur geht, stellt Tappeiner klar. Auch eine Wohnung sei im Gespräch. Man könne jedoch niemanden zwangsweise in soziale Einrichtungen stecken. Schlussendlich setzt B.R. seine Hoffnungen in das Container-Projekt. Eine Lösung, mit der alle gut leben könnten.

Michael Andres
Michael Andres
Vinschger Sonderausgabe

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.