Öffentliche Plätze sollen blühen
Projekt „Blühender Vinschgau“ hat Fahrt aufgenommen.
SCHLANDERS - Eigentlich heißt das im Jahr 2022 ins Leben gerufene Projekt „Blühender Vinschgau“ mittlerweile offiziell „Blühende Terra Raetica“, da es sich um ein Interreg-Projekt handelt und auch die Stadtgemeinde Landeck involviert ist. Der Einfachheit halber und weil die Initiative bereits unter diesem Namen bekannt wurde sowie auch Infotafeln dazu herausgegeben worden sind, werde weiterhin vom „blühenden Vinschgau“ gesprochen, erklärte Ghali Egger unlängst bei der Bauhofschulung im Sitz der Bezirksgemeinschaft in Schlanders. Egger, die in der Bezirksgemeinschaft für das Projekt verantwortlich ist, konnte dabei zahlreiche Mitwirkende begrüßen. Zu den teilnehmenden Gemeinden gehören die Bauhöfe in Mals, Taufers im Münstertal, Schluderns, Prad am Stilfserjoch, Laas, Schlanders, Latsch, Martell und Kastelbell-Tschars. Auch das Organisationskomitee „OK Palabir“ in Glurns hat sich dem Projekt angeschlossen. Zuletzt kam die Stadtgemeinde Landeck hinzu.
Vieles hat sich schon getan
Das Projekt war 2022 auf Anregung der Umweltschutzgruppe Vinschgau von der Bezirksgemeinschaft gestartet worden, bereits im Juni 2023 stand mit einer Lehrfahrt zum Bauhof Bad Grönenbach eine erste Exkursion auf dem Programm. Im Oktober 2023 wurde eine erste Testfläche in Schluderns angelegt. Hierfür war ein Platz direkt an der Vinschger Staatsstraße beim Bahnhof gefunden worden. Es sollte eine Initialzündung sein. Weitere Flächen in Prad, Laas, Mals, Taufers im Münstertal, Martell, Kastelbell-Tschars und Landeck folgten. In Glurns gab es eine Pflegeumstellung einer 200 m2 großen Fläche. Im Rahmen der Initiative wurden mehrjährige Wildpflanzen gepflanzt. Da der Umgang mit diesen oft schwierig sei, brauche es insbesondere am Anfang eine Begleitung. So wird das Projekt von Ingrid Völker begleitet. Die Naturgartenplanerin aus Großweil (Bayern) informierte bei der Bauhofschulung die Anwesenden über den Status Quo, die Ideen hinter der Initiative und gab Tipps und Ratschläge.
Biodiversität fördern
Mit dem Projekt soll im öffentlichen Raum ohne viel Mehraufwand die Biodiversität gefördert werden. Es gelte, Rückzugsräume für Insekten zu schaffen, öffentliche Flächen sollen als Blumenwiesen für diese dienen. „Ihr müsst verstehen, was das Ziel ist, und warum wir das machen. Darum seid in erster Linie auch ihr hier, und nicht die politischen Vertreter“, so Völker. Es gehe schließlich auch darum, die Bevölkerung zu sensibilisieren, bei Fragen eine Antwort parat zu haben. Wer könne dies besser als die Arbeiter, die sich heute und in Zukunft um die blühenden Plätze kümmern sollen?
Biodiversitätsverlust mit drastischen Ausmaßen
Projekte wie diese seien dringend nötig, denn der Biodiversitätsverlust habe weltweit dramatische Ausmaße angenommen und auch im Vinschgau wird von Biologen ein verarmtes Arteninventar verzeichnet. Die Grünflächen in den Gemeinden tragen jedoch sehr viel Potenzial in sich, um die Lebensqualität und das Klima zu verbessern und sich zu einem wertvollen Lebensraum für Insekten zu entwickeln. In Deutschland, Österreich und der Schweiz gebe es bereits zahlreiche Beispiele für naturnahes öffentliches Grün, „welche zeigen, dass Flächen mit mehrjährigen, heimischen Wildpflanzen als Mikrohabitate für gefährdete Arten von großer Bedeutung sind“, erinnerte Völker. Zudem seien diese ressourcen-sparender in der Bewässerung und Pflege, und somit insgesamt nachhaltiger im Unterhalt. Schöne Flächen und gleichzeitig ein Lebensraum für viele Arten können entstehen.
Aber: „Wir sind nicht die Bundesgartenschau, sondern wollen ökologisch hochwertige Lebensräume schaffen. Es geht in erster Linie daher nicht um die Schönheit“, stellte Völker klar. Sie wolle auch in nächster Zeit für Erfolgskontrolle und Begleitung im Projekt sorgen, weitere blühende Flächen sind bereits geplant, unter anderem in Latsch und Schlanders. Das Projekt dauert noch bis Ende des Jahres 2025 an.
Auf lokales Saatgut setzen
Wichtig sei es auch, regionales Saatgut, oder noch besser lokales Saatgut zu verwenden. Dies sei in diesen Mengen aber nicht immer verfügbar. So werde derzeit ähnliches, zertifiziertes Saatgut aus dem bayrischen Raum verwendet, wobei es sich ebenfalls um im Vinschgau heimische Arten handelt. Es werde momentan versucht, Lösungen zu finden, um künftig auf lokales Saatgut zu setzen.