Ohne Konsens gibt es keinen Cent
Publiziert in 34 / 2013 - Erschienen am 2. Oktober 2013
Projekt „Hochwasserschutz Laas“ vorgestellt.
Etliche Fragen sind noch offen.
Laas/Eyrs - Im Fall von Hochwasser sind Siedlungsteile des Dorfes Laas bedroht. Die Gefahr geht von der Etsch und dem Eckbach (Schgumser Graben) aus. Um die betroffenen Ortsteile zu schützen und nach Möglichkeit auch eine ökologische Aufwertung des Gebietes zu erreichen, waren im Rahmen des Projekts „Etsch-Dialog“ und mehrerer Flussraum-Foren unterschiedliche Varianten erarbeitet worden. „Rückhalten wo möglich, Durchleiten wo nötig.“ Das war laut Ingenieur Walter Gostner der erste Leitsatz bei der Projektarbeit. Zweitens sei darauf geachtet worden, Verschlechterungen für Gebiete, die unterhalb der zu schützenden Zone liegen, zu vermeiden. Gostner, federführender Projektverantwortlicher, stellte die für Laas erarbeiteten Varianten am 24. September zusammen mit Mauro Spagnolo und Julius Staffler vom Amt für Wasserschutzbauten bei einer schwach besuchten Bürgerversammlung im Josefshaus in Laas vor. Die vom Flussraum-Forum bevorzugte „Variante 4“ - Eyrser Au sowie ca. 19 ha an Privatgründen als Rückhalteraum, Reaktivierung des Altarms der Etsch und Gerinneausbau in Laas - wurde laut Gostner aufgrund des einhelligen Widerstandes der Grundeigentümer und des Fischervereins Laas fallen gelassen, sodass man sich auf die „Variante 2“ konzentrierte. Gemäß dieser soll sich der Rückhalteraum auf die Eyrser Au beschränken. Geplant ist zudem eine Aufweitung der Etsch entlang einer Strecke von rund 1 km, eine regelmäßige, kontrollierte Flutung der Au sowie ein Gerinneausbau (Etsch und Eckbach) in Laas. Laut Gostner wären die privaten Grundbesitzer bei der „Variante 4“ entschädigt worden (4 Euro pro Quadratmeter), die Flächen wären nur einmal pro 100 Jahre betroffen gewesen, die Hochwasserspitze hätte um 13 Kubikmeter pro Sekunde gesenkt werden können - die „Variante 2“ sieht eine Senkung von 6 Kubikmetern pro Sekunde vor -, und die Wiederbelebung des Altarms der Etsch hätte zu einem großen ökologischen Mehrwert geführt.
Auch „Variante 2“ ist umstritten
Auch bei der „Variante 2“ gibt es derzeit noch etliche offene Fragen. So etwa jene des Ausgleichs von Grundflächen zugunsten der Fraktion, falls rund um die Eyrser Au ein knapp 1 m hoher Damm errichtet wird. Auch technische Eingriffe sind vorgesehen: Hebewerk, Pumpstation und weitere Maßnahmen. Bei der von Eva Ploner moderierten Diskussion wurde mehrfach die Frage aufgeworfen, ob das EU-Projekt, das in etwa 6 Millionen Euro kosten dürfte, im richtigen Verhältnis zum Nutzen steht. Oder anders formuliert: Wäre es nicht besser, die am meisten gefährdeten Häuser in Laas umzusiedeln? Auch Bedenken bezüglich der technischen Eingriffe wurden geäußert. In punkto Geschiebe und Versandungen solle genau kontrolliert werden, ob die Betreibergesellschaft des Kraftwerks die Auflagen auch einhält. Peter Gasser, der im Forum als Vertreter der Umweltschutzgruppe mitgearbeitet hatte, bedauerte, dass Laas die einmalige und große Chance, einen Altarm der Etsch wiederzubeleben, nicht wahrnimmt. Die ökologischen Aspekte würden wieder einmal zu kurz kommen. BM Andreas Tappeiner sagte, dass die „Variante 4“ aus ökologischer Sicht besser gewesen wäre, doch das Ziel des Hochwasserschutzes werde mit der „Variante 2“ ebenso erreicht. Gespannt sein darf man auf die in absehbarer Zeit in Eyrs geplante Vorstellung des Projektes. Fraktionspräsident Reinhard Kurz kündigte an, dass es ohne die Zustimmung des Großteils der Eyrser Bevölkerung zu keiner Projektumsetzung kommen werde. Mauro Spagnolo mahnte an, „dass es ohne Konsens keinen Cent geben wird.“ Es brauche eine Einigung innerhalb der ganzen Gemeinde: „Für uns zählen nicht einzelne Fraktionen oder Interessensgruppen, sondern die Gemeinschaft der Gemeinde Laas.“ Sepp

Josef Laner