Die Glocke wird mit Traktor und Ehrenkompanie zum Bestimmungsort gebracht. Aufn. Udo Thoma

„Olle Wetter vertreib i, im Gumser Turm bleib i“

Publiziert in 19 / 2016 - Erschienen am 18. Mai 2016
Durch die Spendenaktion „Gumser Dreiklang“ ist die Gemeinde Prad um einen Glockenton vernehmbarer geworden. Prad/Agums - Angefangen habe alles am 14. Juli 2014. Beim Kirchgang habe Martha Rungg von Christine Agethle erfahren, wie zunehmend mühevoller das händische Geläute für ihren Mann, Mesner Engelbert, werde. „Da hab ich mir gedacht, ich muss was tun für die Mesnerleute“, erzählte die resolute 83-jährige. Im Gasthaus habe sie die Gebrüder Gert und Dietmar Karner getroffen, beide erfolgreiche, ehemalige Prader in München. Die waren - zu ihrer Überraschung - sofort bereit, sich großzügig einzusetzen. Die Großzügigkeit zog Kreise und die Pläne wurden kühner. Es bildete sich ein „Glockenkomitee“ mit Pfarrgemeinderatspräsidentin Elisabeth Pichler Wellenzohn, Pfarrer Georg Martin, Mesner Agethle, Professor Gert Karner, Othmar Brenner, Günther Platter, David Wallnöfer und Martha Rungg. Sie wurden zu „Motoren“ einer Spendenaktion, die alle Erwartungen übertraf. 45.000 Euro kamen allein von den Bürgern; Kirche, Marktgemeinde, Separatverwaltung, E-Werk, Raiffeisenkasse und Stiftung Sparkasse stockten auf. Am Ende reichten 67.000 Euro nicht nur zum elektrischen Geläut in St. Georg, sondern auch noch zu einer neuen Glocke und sogar zum automatischen Geläut in St. Johann. Am 4. März waren die Prader Zeugen, wie die Firma Grassmayr in Innsbruck erfolgreich ihre neue „Anna Maria“ goss. „Sie klingt genau so wie die alte vor dem Brand von 1971“, konnte einen guten Monat später der Gumperle Hans, der Johann Steiner, vor vielen Jahren selbst Mesner, feststellen. Da hing die neue „Anna Maria“ an Holzbalken und wartete mitten in Agums, mitten im Festbetrieb des rührigen „Freizeitclubs“ auf die Auffahrt zur Kirche und auf die Segnung durch Generalvikar Josef Matzneller. Irgendjemand hatte den Klöppel in Bewegung gesetzt, bevor es in Begleitung von Schützen und Musikkapelle zur Kirche ging. Traditionsgemäß wurden die Pferde unter den Schutz des Hl. Georgs gestellt. Nicht ganz reibungslos, denn Ehrensalve und Goaßlschnöllen brachten Unruhe unter die Tiere. Etwas profaner, aber weitaus spektakulärer, gestaltete sich dann das „Aufkranen“ der Glocke zur Turmkammer. Dazu musste Karl Munter, Läuteanlagen Absam, mit seinem Kranwagen auf dem Kirchweg Millimeter-Arbeit leisten. Referent Udo Thoma, Chronist Ludwig Veith, die Filmer Walter und Dietmar Gander und viele Schaulustige bemühten sich um die vollständige, fotografisch-filmische Dokumentation des Ereignisses. Ein Teil des ehernen Spruches auf der neuen Glocke - „olle Wetter woaß i, olle Wetter vertreib i“ - erfüllte sich. Kaum hatte Komitee-Mitglied David Wallnöfer, 82, die Turmkammer erreicht, um auf die neue Agumser Stimme anzustoßen, lichtete sich die Wolkendecke und es folgte ein sonniger, aber frischer Nachmittag. S
Günther Schöpf
Günther Schöpf

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.