Pater Max, ein Bruder unter Brüdern
Im August dieses Jahres feierte der 85-jährige Pater Maximilian Frank sein 60-jähriges Priesterjubiläum.
Schlanders - Der gebürtige Malser lebt und wirkt seit einigen Jahren im Bürgerheim von Schlanders, kann jedoch auf ein bewegtes Leben zurückblicken. Als jüngstes von sieben Kindern hatte er als erster die Möglichkeit, den Kindergarten zu besuchen. Daran erinnert er sich noch lebhaft. „Die „Teisn Maria“ war unsere Kindergartentante, meine besten Freunde waren das Messmer Karele, das Prugger Michele und der Sagmeister Rudi. „Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich im Kindergarten Pudding gegessen“. Eine Persönlichkeit an der Schule war die Lehrerin Antonia Minardi. „Sie hat uns mit den einfachsten Mitteln die Welt erklärt“. Einmal hat sie uns gefragt: „Wie ist Mals?“. Niemand wusste die Antwort. Erst die Steffl Rosl traute sich zu sagen „Mals ist umgeben von einem Kranz von Bergen!“ Prägend für den Schüler Max war auch der junge Lehrer Otto Paulmichl. „Er hatte im Vinzentinum studiert und hat immer Bilder von Brixen mitgebracht, einmal vom Dom, einmal vom weißen Turm, und irgendwie hat dieses Brixen in mir etwas ausgelöst“, erinnert sich Pater Max. „Mein älterer Bruder Bruno war damals Kapuzinerpater in der privaten Mittelschule in Salern. Das hatten die Pater vom Malser Kapuzinerkloster vermittelt, wo wir immer zur Messe gegangen sind und ministriert haben.“ Übrigens wird Pater Bruno Anfang des Jahres zum Ehrenbürger von Lana ernannt. Max wählte denselben Weg wie sein Bruder und kam ins Schülerheim von Salern. „Mit 11 Jahren von zuhause weg, heute unvorstellbar! Gefühle mussten da vollständig unterdrückt werden. Meine Mutter hat mich zwei älteren Vinschger Buben anvertraut, die dann auch Patres geworden sind.“ Die meisten Lehrer waren Patres, die haben immer zu uns Buben gesagt: „Wer gut Latein kann, tut sich im Himmel oben leichter!“ schmunzelt Max. Von den 11 Schülern seiner Klasse wurden 8 Patres, „das waren noch Zeiten!“. Max hatte berühmte Mitschüler: So waren die Brüder Kurt und Wilhelm Egger, der spätere Bischof, seine Schulkameraden. Nach dem Theologiestudium in Brixen und der Priesterweihe im Jahre 1964 folgte noch ein Jahr „Pastoral“. „Da haben wir gelernt, wie man die Sakramente spendet, Kinder tauft und wie man predigt. Unser Professor hat dazu immer gesagt, eine Predigt müsse sein wie ein Minirock: kurz, bündig und alles Wesentliche beinhaltend!“, scherzt er. Die weiterführenden Studien führten Pater Max im Jahr 1965 nach Rom zum Studium der Katholischen Theologie. „Keine Ahnung warum“, sagt er heute lachend. 1968 machte er die „laurea in teologia“ und ging als Religionslehrer an die Mittelschule von Brixen bis 1982. Von 1982 bis 2006 unterrichtete Pater Max in der Mittelschule in Sterzing. 2006 konnte er in Pension gehen, und sein größter Wunsch vor Gott war es, „wieder ins gelobte Land Vinschgau zu ziehen“, obwohl er in Sterzing sehr viele Freunde gewonnen hat. Pater Max zog ins Kapuzinerkloster von Schlanders und diente als Krankenhausseelsorger bis zum Jahre 2018. „Als ich hierher kam, waren noch sechs Patres im Kloster“ erinnert sich Pater Max, „zuletzt sind nur mehr zwei übrig geblieben“. Der polnische Provinzial hat zu uns zwei gesagt: „Mit euch kann ich nichts machen, ihr seid zu alt; das Kloster muss sich aufheben“. Pater Max las viel im Bürgerheim die Messe, und die damalige Präsidentin Monika Wellenzohn machte ihm den Vorschlag, als „Gast“ ins Bürgerheim zu ziehen, nachdem er das Kloster verlassen musste. „Meine Obrigkeiten waren einverstanden, und so bin ich seitdem in einer gemütlichen Wohnung im 5. Stock untergebracht“. Zu seinen Aufgaben gehören neben dem Lesen der Hl. Messe die Verabschiedungen, die Spende der Sterbesakramente und der Krankenkommunion sowie die Seelsorge. „Der neue Präsident Dieter Pinggera sagt oft zu mir, wie froh alle sind, dass ich hier bin“, erzählt Pater Max mit Genugtuung. Eigentlich hätte Pater Max am Sonntag frei, aber meistens muss er in irgendeiner Pfarrei im Vinschgau aushelfen und die Sonntagsmesse lesen. Die Zukunft beschäftigt Pater Max: „Früher haben die Patres wirklich arm gelebt und haben bei den Bauern Lebensmittel gesammelt. Zu meiner Zeit gingen sehr viele Patres in den Schuldienst und haben etwas Geld verdient. Die älteren Patres haben sich sehr aufgeregt, dass wir ein eigenes Konto hatten, dass wir abends oft nicht im Kloster sondern bei Konferenzen saßen. Unsere Armut heute ist nicht mehr das Materielle, sondern das Alter und der fehlende Nachwuchs. Unsere Klöster werden leer und leerer“, bedauert Pater Max. Aber die große Lösung dafür findet er auch nicht. „Ich versuche, ganz im Sinne des Hl. Franziskus bescheiden und hilfsbereit zu leben, dann wird das der Sinn meines Lebens gewesen sein“, sagt ein zufriedener, humorvoller und freundlicher Pater Max.
![Ingeborg Rainalter Rechenmacher](/grafik/resize/100x100_upload-newspaper-editor--ingeborg-rainalter-rechenmacher--32_17992.jpg)