„Pflanzenschutz unverzichtbar“
Minister Brunner: „Kleinbetriebe sind nicht Auslaufbetriebe.“
Plaus - Aktuelle und künftige Herausforderungen der Landwirtschaft in Bayern, Südtirol und im gesamten Alpenraum standen im Mittelpunkt von Gesprächen, die der Bayerische Staatsminister Helmut Brunner in der vergangenen Woche im Rahmen eines mehrtätigen Südtirol-Besuches mit Landesrat Arnold Schuler und Vertretern der Südtiroler Landwirtschaft führte. Brunner besichtigte u.a. den Milchhof Sterzing, die Kellerei Meran Burggräfler, einen Betrieb mit dem Qualitätssiegel „Roter Hahn“ und die Obstgenossenschaft Texel, wobei er sich auch mit der Führungsspitze der VI.P austauschte. Bei einem Mediengespräch am 25. August am Reasler-Hof in Plaus, dem Heimathof von Arnold Schuler, zeigte sich der Minister beeindruckt von der Professionalität, mit der in Südtirol intensiver Obstanbau betrieben wird. Erstaunlich sei nicht nur die produzierte Menge, sondern auch die Qualität und die Vermarktung: „Der Südtiroler Apfel hat sich zu einer starken Marke entwickelt.“ Auch von der genossenschaftlichen Organisation und den Strukturen zeigte sich Brunner beeindruckt. Begrüßenswert sei zudem die hohe Umstellungsrate auf Bio. Klar geäußert hat sich Brunner auch zum Thema Pflanzenschutz. Dieser bleibe unverzichtbar, „wobei es wichtig ist, dass wir gut ausgebildete Landwirte haben, denn es sind die Landwirte selbst, die ein großes Interesse an der Produktion gesunder, hochwertiger Lebensmittel haben.“ Auf die Frage, wie er zum Einsatz von Glyphosat stehe, meine der Minister: „Weil es bis dato keine wirklichen Alternativen gibt, wird man auf dieses Mittel vorerst nicht verzichten können.“ Harsch kritisiert hat Brunner die Kampagnen des Umweltinstitutes München. Der Name Institut erwecke zwar den Eindruck, dass es sich um eine staatliche Einrichtung handle, „doch das ist eine rein private Initiative, die mit spektakulären Aktionen die Bevölkerung verunsichert.“ Als besonders große Herausforderung für alle Bereiche der Landwirtschaft nannte Brunner die Kommunikation: „Immer mehr Bürger wollen wissen, wo und wie die Lebensmittel erzeugt werden.“ Die Bevölkerung wünsche sich keine Massenproduktion. Zusätzlich zum Know-how in Produktion und Vermarktung sollten die Landwirte daher vermehrt auch in der Kommunikation zu Profis werden. Nur so könne die Landwirtschaft den neuen Anforderungen der Gesellschaft gerecht werden. Überzeugt ist Brunner auch davon, dass die Zukunft nicht den Großbetrieben gehört, sondern den kleinen Betrieben, die in Krisenzeiten „leidensfähiger“ sind. Auch die Förderpolitik sei vermehrt so auszurichten, dass in erster Linie kleinere und mittlere Betriebe unterstützt werden. Es gehe darum, den ländlichen Raum insgesamt zu stärken. Neue Chancen dafür ortet Brunner in der Innovation, Digitalisierung, Automation sowie in Forschungsprojekten. Wesentlich sei, „dass die Landwirte auch in Zukunft frei entscheiden können.“ Der Rückgang von Betriebsauflassungen in Bayern zeige auch, „dass die Kleinbetriebe jetzt selbstbewusster geworden sind.“ Brunner: „Kleinbetriebe sind nicht Auslaufmodelle. Die Größe ist nicht alles.“ Wie sich bei der Diskussion über diese und weitere Themen herausstellte, gibt es viele gemeinsame Anliegen und Herausforderungen der Landwirtschaft in Bayern, Südtirol und darüber hinaus. Noch relativ neu ist in Bayern das Thema Wolf, das die Wogen in Südtirol derzeit hochgehen lässt. Erst vor wenigen Tagen wurde laut Brunner im Bayerischen Wald ein erstes Wolfsrudel gesichtet. Auch der Wolf ist laut Brunner als neue Herausforderung zu sehen. Eine Einzäunung von Weidegebieten könne er sich nicht vorstellen. Brunner plädiert dafür, den Schutzstatus des Wolfes abzusenken, „und auch über wolfsfreie Zonen soll man nachdenken dürfen.“ Im Rahmen des Besuches wurden auch gemeinsame Strategien für die alpenländische Landwirtschaft erörtert, besonders der Berglandwirtschaft. Schuler: „Wir möchten diese Strategien in der EU-Agrarreform einbringen.“
