Das Reizthema „Pestizide“ bewegt nicht nur die Obervinschger.

„Phantastisch, dass Sie sich die Freiheit nehmen“

Publiziert in 7 / 2014 - Erschienen am 26. Februar 2014
Die Umweltschutzgruppe Vinschgau brachte ein Fallbeispiel ins Gespräch und ließ einmal mehr über Risiken beim Einsatz von Pestiziden referieren. Mals - Der Trientner Bund der Obstproduzenten „Coldiretti“ hat auf allen Rekurs-Wegen gegen einen Ratsbeschluss der Kleinstgemeinde Malosco im Oberen Nonstal (464 Einwohner) den Kürzeren gezogen. Eine Mehrheit um Bürgermeister Adriano Marini hatte 2010 die Notbremse gegen die Ausweitung von Intensivkulturen und den hemmungslosen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gezogen. Die Nonstaler definierten Sicherheitsabstände, verpflichteten die Bauern zum Pflanzen von Schutzhecken und verboten, in sensiblen Zonen Hagelnetze zu installieren und Betonsäulen und Drahtzäune aufzurichten. Zusammen mit dem Umweltchemiker der öster­reichischen Umweltorganisation Global 2000, Helmut Burtscher, war Marini Gastreferent einer weiteren Informationsveranstaltung zum Thema „Pestizide und gesundheitliche Risiken“. Anwesend in der von Friedrich Haring moderierten, gut besuchten Veranstaltung im Kulturhaus von Mals waren neben Bürgermeister Uli Veith und seinem Ausschuss auch die drei Landtagsabgeordneten der Grünen. Helmut Burtscher hatte seinem Referat die Fragestellung „Sackgasse Pestizide? Bedarf es eines Kurswechsels in der Landwirtschaft?“ voran gestellt und kam nach weitem Ausschweifen über Arsen, DDT und Neonicotinoide zur „Kernaussage des Weltagrarberichtes“ mit der Forderung nach „Ausdehnung der ökologischen Landwirtschaft und Förderung von Kleinbauern“. In Anspielung auf die anstehende Volksabstimmung meinte er: „Ich finde es phantastisch, dass Sie sich die Freiheit nehmen, über ihren Lebensraum zu bestimmen. Ihre Volksbefragung ist historisch, wie immer sie auch ausgeht.“ Neben Bürgermeister Marini machten aus dem Nonstal ein Mitglied des „Komitees Recht auf Gesundheit“ und der Vorsitzende der Gruppe „Nachhaltige Zukunft des Oberen Nonstal“ den Malsern Mut im Kampf gegen die Pestizide. Als positiv, ja „als Quantensprung“ anerkannt wurde die Wortmeldung des Bezirksobmannes im Südtiroler Bauernbund, Raimund Prugger. Seine Forderung, jeder müsse anbauen können, was er wolle, ohne dem anderen dieselbe Freiheit zu nehmen, nannte ­Prugger selbst „dünn, aber ehrlich“. Wunibald Wallnöfer aus Prad wollte über die Ergebnisse einer Studie aufgeklärt werden, nach der für das Nonstal festgestellt worden sei, dass keine Rückstände festzustellen waren. Peter Gasser möchte erklärt haben, warum man auf Biobauern eindresche, wenn es um die Verwendung von Pestiziden gehe. Eine Bäuerin aus Schluderns nannte den Wunsch nach einem makellosen Apfel als einen der Gründe, Pflanzenschutzmittel einzusetzen. Sie forderte die Anwesenden auf, sich in den Intensivkulturen einmal selbst von der durchaus vorhandenen Sortenvielfalt zu überzeugen. s
Günther Schöpf
Günther Schöpf

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