Planeil feiert
Kirchenjubiläum, Dorfbuch und Heimatfernentreffen.
Planeil - Dass in Planeil am 26. August so gut wie den ganzen Tag über gefeiert wurde, hatte gleich mehrere und zugleich gute Gründe. Zum Auftakt zelebrierten Dekan Stefan Hainz und Diakon Norbert Punter einen Festgottesgottesdienst in der voll besetzten Pfarrkirche zum hl. Nikolaus. Der Gottesdienst stand im Zeichen der Einweihung der heutigen Kirche vor 150 Jahren sowie der ersten urkundlichen Nennung der St.-Nikolaus-Kirche in Planeil vor 650 Jahren. „Die Pfarrkirche ist die Heimat im Glauben. Ihr seid alle Teil dieses Baus“, sagte der Dekan. „Kirchen werden gebaut, damit diejenigen, die dorthin kommen, erbaut werden“, führte Norbert Punter aus. Er blickte auf höchst wechselvolle Zeiten und große Veränderungen zurück: „Heute steht ein Großteil der Menschen der Kirche teilnahmslos gegenüber.“ Der Diakon rief dazu auf, „unsere sehr gut erhaltene Kirche zu pflegen, zu bewahren und zu nutzen.“ Musikalisch mitgestaltet hat die Messfeier das „Planeiler Ferner Quartett“: Lukas Punter, Ernst Thoma, Gernot Niederfriniger und Siegfried Flora. Einen besonderen Gruß richteten der Dekan, der Diakon sowie die Vizepräsidentin des Pfarrgemeinderates, Ingrid Höchenberger, an die über 100 Planeilerinnen und Planeiler, die aus nah und fern in ihre alte Heimat zurückgekehrt waren, um nicht nur das kirchliche Jubiläum mitzufeiern, sondern auch am zweiten Planeiler Heimatfernentreffen teilzunehmen. Das erste hatte es vor 9 Jahren gegeben. Zu den weiteren Höhepunkten des Festtages gehörte im Anschluss an einen Aperitif und ein gemeinsames Mittagessen für alle im Dorfsaal die Vorstellung der ersten geschichtlichen Dokumentation über Planleil. Zu den treibenden Kräften hinter der Herausgabe des Buches „Planeil – Leben am Rande der Abgelegenheit“ gehörte der gebürtige Planeiler Martin Pazeller, seines Zeichens Direktor der Landesabteilung Landwirtschaft, der bei seinen Bemühungen auf die Mithilfe und Unterstützung seines Freundes Othmar Thaler setzen konnte. Der Wunsch, Planeil als bisherige Lücke in der Landschaft der Dorfbücher im Obervinschgau zu schließen, liegt schon etliche Jahre zurück. Die frühere Fraktionsverwaltung mit dem Präsidenten Serafin Punter und dem Sekretär Werner Pfeifer gab den Startschuss und beauftragte das Autorenteam Mercedes Blaas, David Fliri und Herbert Raffeiner mit dem Verfassen der ersten Planeiler Dorfchronik. Die derzeitige Fraktionsverwaltung unter der Führung von Werner Steck führte den Auftrag weiter.
Vom Spätmittelalter bis heute
Im 260 Seiten umfassenden, mit vielen historischen und aktuellen Fotos ausgestatteten Buch wird die Geschichte und Entwicklung von Planeil vom Spätmittelalter bis zur heutigen Zeit nachgezeichnet. Von Mercedes Blaas stammen das Kapitel „Planeil im Spätmittelalter“ sowie die Kirchengeschichte. In ihrer Einführung rief Blaas die Planeilerinnen und Planeiler dazu auf, „in ihren eigenen Familiengeschichten zu graben.“ David Fliri beleuchtet unter dem Titel „Von der Gemeinschaft zur Gemeinde“ die Zeitspanne vom Ende des Mittelalters bis zum Ersten Weltkrieg. Als wahren Schatz und reiche Quelle, aus der er sowie seine Mitautoren schöpfen konnten, bezeichnete Fliri die Schriftstücke des aus Planeil stammenden Robert Winkler („Lehrer Winkler“), der 2017 im Alter von 100 Jahren gestorben ist. Das Schriftgut von Winkler war zunächst dem Kloster Marienberg übergeben worden und wird mittlerweile von der Pfarre Planeil aufbewahrt. Das Kapitel „Planeil in unserer Zeit“ stammt aus der Feder von Herbert Raffeiner, der zusammen mit David Fliri auch die Geschichte der Schule in Planeil nachgezeichnet hat. Das Buchtitel „Leben am Rande der Abgelegenheit“ lässt laut Raffeiner auch Schlussfolgerungen für heute und die Zukunft zu: „Das Leben ist dort lebenswert, wo es abgelegen ist, wo es Ruhe und eine gesunde Umgebung gibt.“ In Planeil habe es einerseits schwere Zeiten gegeben und auch Katastrophen wie Brände oder Muren, „aber es gab auch bedeutende und wertvolle Gemeinschaftsleistungen.“
Viele halfen mit
Martin Pazeller dankte allen, die am Zustandekommen des Buches - herausgebracht von der Eigenverwaltung Bürgerlicher Nutzungsrechte Planeil und gedruckt bei Athesia - mitgewirkt haben. Namentlich nannte er u.a. das Autorenteam, Othmar Thaler, den Fotografen Gianni Bodini, die Fraktion Planeil und die Landesabteilung Deutsche Kultur, die jeweils die Hälfe der Kosten übernahmen, sowie Heinrich Moriggl, der am 31. Dezember 2022 einen Film über das Neujahrssingen in Planeil gedreht hat, der im Anschluss an die Buchvorstellung gezeigt wurde. Als Anerkennung für ihren Einsatz und ihre Bemühungen konnten Mercedes Blaas, David Fliri, Herbert Raffeiner, Heinrich Moriggl, Othmar Thaler und Martin Pazeller Holz-Gravuren entgegennehmen, die Valentin Pazeller nach Motiven von Harald Punter gestaltet hatte. Ein großer Dank wurde auch den vielen Freiwilligen ausgesprochen, vor allem den Feuerwehrleuten und Frauen, die ihr Bestes zum guten Gelingen des besonderen Festtages gegeben haben. Die Ausgaben für die Verköstigung übernahm die Fraktion. Zu den Ehrengästen gehörten u.a. der Malser Bürgermeister Josef Thurner und der ehemalige Bürgermeister Albert Flora.
„Nur mehr halb so viel Volk“
Bis zu 380 Menschen haben in früheren Zeiten in Planeil gelebt haben. Derzeit beläuft sich die Zahl der effektiv in Planeil lebenden Personen nur mehr auf rund 100, gemäß der Liste des Standesamtes sind es etliche mehr. Wie Mercedes Blaas recherchiert hat, gab es 1784 im Dorf Planeil 49 Familien mit insgesamt 253 Personen. Johann Blaas, geboren am 24. Mai 1944, erinnert sich noch gut an die Zeit, als in der 1950er und 1960er Jahren viele Planeiler das Dorf verließen: „Die meisten zogen hinaus nach Mals.“ Im Gegensatz zu früheren Zeiten „haben wir heute nur mehr halb so viel Volk“ im Dorf. Johann Blaas hatte nach dem frühen Tod seines Vaters (1960) mit seiner Mutter die Bauerschaft übernommen und führt sie bis heute. Johann Blaas war einer von vielen Planeilerinnen und Planeilern, die das Heimatfernentreffen nutzten, um mit Ausgewanderten alte Erinnerungen auszutauschen und aufzufrischen. Eingehend unterhalten hat sich Johann u.a. mit den Schwestern Monika Winkler verheiratet Christandl (geboren 1936), die seit 56 Jahren in Rifair lebt, und Marianne Winkler verheiratet Heinisch (geboren 1937), die nach Muntetschinig geheiratet hat. Aus einer viel weiteren Entfernung ist die gebürtige Planeilerin Ingeborg Heinisch eigens in ihre alte Heimat gekommen. Sie war 1988 nach Nürnberg gezogen. Die Freude, das neue Dorfbuch, das kostenlos verteilt wurde, mit nach Hause nehmen zu dürfen, war bei Ingeborg ebenso groß, wie bei allen Heimatfernen sowie natürlich auch bei der örtlichen Bevölkerung.