Bei der Post läuft derzeit einiges schief.

Post: „Zurzeit alles drunter und drüber“

Albrecht Plangger fordert einen unverzüglichen Stopp der Reform. „Es gibt Hoffnung, dass sich aufgrund der Proteste etwas rührt.“

Publiziert in 6 / 2019 - Erschienen am 19. Februar 2019

Vinschgau - Ende 2018 hatte es noch so ausgesehen, als könnten die Probleme bei der Post im Vinschgau, vor allem der Personalnotstand, einigermaßen bewältigt werden. Mittlerweile aber hat sich die Situation drastisch verschlechtert, und zwar nicht nur in Bezug auf das Personal. „Bei der Post geht mittlerweile alles drunter und drüber“, machte Bezirksobmann Albrecht Plangger am 11. Februar bei der SVP-Bezirksausschusssitzung seinem Ärger Luft. Mitgehört haben die frustrierenden Äußerungen auch Landeshauptmann Arno Kompatscher und Parteiobmann Philipp Achammer. Wie Plangger in einem Nachgespräch mit dem der Vinschger präzisierte, sei man inzwischen sogar bei „unter Null“ angelangt. In der Pflicht sieht er nicht nur die „Poste Italiane“, sondern vor allem auch das Land. Es sei nicht nachzuvollziehen, dass es dem Land trotz einer eigenen „Kriegskasse“ offensichtlich immer noch nicht gelingt, das strukturelle Problem der Post zu lösen und damit ein Stück Lebensqualität im ländlichen Raum zu verteidigen. Zu argen Problemen, besonders im Vinschgau, war es kürzlich Hand in Hand mit der Einführung des neuen Zustellungsmodells der Post am 4. Februar gekommen. Er sei zwar schon seit November 2018 von diesen Neuerungen in Kenntnis, „aber die Zuständigen in Bozen ließen mich glauben, dass dieses Modell bei uns in Südtirol nicht umgesetzt wird, weil es eine Sonderabmachung mit der Post gebe“, kritisiert Plangger. Erst Ende Jänner habe er dann erfahren, dass das neue Modell nicht nur in den Städten zur Anwendung kommen soll, sondern dass man es auch im Berggebiet eins zu eins umsetzen will. Das neue Zustellungsmodell sieht nämlich vor, dass die Briefträger viel später und gestaffelt - zwischen 8.30 bis 11.00 Uhr - ihren Dienst antreten und somit auch dementsprechend später aufhören. Es solle ermöglicht werden, Paketzustellungen - speziell von Amazon - auch am Nachmittag zuzustellen.

Umstellung führt zu Nachteilen

Die Umstellung bringt laut Plangger eine Reihe von Nachteilen mit sich: verspätete Zustellung - vor allem der Tageszeitungen - aufgrund geänderter Arbeitszeiten, unregelmäßige Zustellung, Reklamationen seitens von Lesern von Tages- und Bezirkszeitungen, großer Unmut bei den Briefträgern, die nicht selten als Sündenböcke herhalten müssten, obwohl sie keine Schuld an der Misere haben. Die neue Zoneneinteilung und die neue Arbeitszeit seien mit den heutigen Briefträgern nicht mehr zu bewältigen. Ganz und gar nicht verstehen kann der Bezirksobmann, „dass gerade der Bezirk Vinschgau zusammen mit dem Bezirk Pustertal als erste Umstellungszone ausgewählt wurde, wo der Personalmangel am größten ist und sich die Zustellung schon aufgrund der geografischen und klimatischen Verhältnisse schwieriger gestaltet als etwa im Raum Meran, Bozen oder Unterland. Plangger erinnert daran, dass er sich zusammen mit dem Landtagsabgeordneten Sepp Noggler und der SVP Vinschgau in den vergangenen Jahren in Sachen Post gewaltig ins Zeug gelegt habe. Es sei nicht nur neues Postpersonal gesucht und betreut worden, sondern man habe sich auch darum bemüht, befristete Verträge in unbefristete umzuwandeln und ehemalige „Postler“ zurückzuholen. Außerdem habe man sich dafür stark gemacht, dass die Aufnahmeprüfungen in Bozen absolviert werden können und die Zugangskriterien - Mittelschule statt Matura mit 70 Punkten - auf Südtiroler Arbeitsmarktverhältnisse angepasst wurden. Dank dieser und weiterer Bemühungen sowie aufgrund einiger Neuzugänge sei man vor einigen Monaten der Meinung gewesen, „auf einem guten Weg zu sein und aus dem Personalnotstand herauszukommen.“

Lage hat sich verschlechtert

Nun aber sei alles schlimmer als vorher. Plangger: „Von den letzten 3 Neuzugängen im Dezember 2018 sind 2 schon wieder weg, da sie das ‚Klima’ und den Druck nicht ertragen konnten.“ Er fordert nun nach den „kata-
strophalen Missständen“ und dem „gewaltigen Image-Schaden der Post im Vinschgau“ einen Stopp der Reform. In einem Schreiben an die Bezirksobmänner-Kollegen des Eisack- und Wipptals, des Burggrafenamtes und des Gebietes Bozen-Unterland ruft Plangger dazu auf, das Land von einem sofortigen Stopp der Reform im Vinschgau und Pustertal zu überzeugen. „Auch in den anderen Bezirken soll die für den 18. Februar bzw. 4. März vorgesehene Umstellung aufgeschoben werden“, sagte Plangger. Es bestehe konkret die Gefahr, dass viele „Postler“ aufgrund der geänderten Arbeitsbedingungen kündigen und frisches Personal bei diesem Durcheinander kein Interesse am Briefträgerberuf hat.

Hoffnungsschimmer 

Aber es gibt laut Plangger einen Hoffnungsschimmer: „Mit großer Spannung warten wir auf die Ergebnisse des Treffens zwischen Landeshauptmann Arno Kompatscher und Post-Chef Matteo Del Fante am 22. Februar in Bozen.“ Schon jetzt sehe man ein, dass dieses neue Zustellungsmodell an Südtiroler Verhältnisse und Notwendigkeiten angepasst werden müsse. So sollen für den Paketzustellungsdienst auch am späten Nachmittag zusätzliche neue Mitarbeiter eingestellt werden. Die heutigen „Postler“ sollen wieder ungefähr gleich früh starten, wie vor der Umstellung, und ihre alten Verteilungszonen wieder zurückbekommen. 

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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