Stefan Lettner
Bei der Vorstellung von „Prad 2030“ im „aquaprad“

Prad 2030

Zukunftsprofil und Maßnahmen zur Ortsentwicklung vorgestellt.

Publiziert in 33 / 2019 - Erschienen am 1. Oktober 2019

Prad - Der Verkehr ist beruhigt, das „alte“ Ortszentrum ist mit dem „neuen“ zusammengewachsen, es besteht eine gute öffentliche Anbindung an den Bahnhof Spondinig, für Senioren gibt es neue Wohnmodelle, in der Landwirtschaft wird stark auf die ökologische Anbauweise gesetzt, die neuen Mitbürger sind integriert, die Einwohnerzahl ist gewachsen. Noch sind diese und weitere Ortsentwicklungsziele in Prad zwar Zukunftsmusik, aber sie sind jetzt definiert und festgeschrieben, und zwar im Zukunftsprofil „Prad 2030“. Das Konzept und der dazugehörige Maßnahmenkatalog wurden am 26. September im „aquaprad“ vor und 80 Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt. 

Es soll „vorwärts gehen“

Bürgermeister Karl Bernhart schickte voraus, dass es vor allem vom Engagement junger Leute abhängen wird, ob die im Profil aufgezeigten Ziele und Projektansätze zumindest teilweise umgesetzt werden „und ob es mit Prad vorwärts geht. Im nächsten Jahr stehen ja Gemeinderatswahlen an.“ Ähnlich äußerte sich auch Michaela Platzer, die Moderatorin des Abends: „Das Zukunftsprofil soll kein Papiertiger bleiben.“ Es seien Menschen gefragt, „die mit dem Herzen dabei sind.“ Stefan Lettner vom Unternehmen CIMA im oberösterreichischen Ried, der die Erarbeitung des Zukunftsprofils koordiniert hatte, erinnerte an die Entstehung des Profils, das als Ergänzung des Prader Leitbildes aus dem Jahr 2005 zu sehen sei. Insgesamt haben rund 90 Bürgerinnen und Bürger am Profil mitgearbeitet. Nach einer ersten Analyse und der Erhebung des Ist-Zustandes im Jänner 2019 folgten eine Zukunftswerkstatt, 3 Workshops zu den Themen Wirtschaft, Ortsleben und Ortsgestaltung sowie Steuergruppen-Sitzungen im März. Im Juli wurden die Leitlinien und die dazugehörigen Maßnahmen erarbeitet.

Der Sollzustand im Jahr 2030

„Das Zukunftsprofil beschreibt den gewünschten Sollzustand im Jahr 2030“, sagte Lettner. Das Profil solle als eine Art Wegweiser dienen. Zu insgesamt 7 Bereichen (Positionierung, Image und Ortsmarketing; Gesinnung, Gemeinschaft und Zusammenhalt; Ortskerngestaltung und Verkehr; Wirtschaft, Tourismus und Landwirtschaft; Soziales, Freizeit und Kultur; Wohnen und Bauleitplanung; Ökologie, Natur und Umwelt) wurden Leitgedanken formuliert und entsprechende Maßnahmen vorgeschlagen. Lettner stellte die Kapitel und Projektansätze abwechselnd mit Tobias Stecher im Detail vor. Besonders umfangreich ist das Kapitel „Ortskerngestaltung und Verkehr“. Anzustreben sei ein Zusammenwachsen des „alten“ und „neuen“ Ortszentrums, sinnvolle und überlebensfähige Nutzungen im alten Ortskern, die Nutzung leerstehender Gebäude und eine Reihe von Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung: bauliche und gestalterische Eingriffe, Geschwindigkeitskontrollen und Bewusstseinsbildung.

Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung

Zum Maßnahmenbündel in diesem Kapitel gehört auch eine gute Anbindung an den Bahnhof Spondinig. Eine besondere Stärke von Prad sei laut Lettner die Wohnqualität. Es gelte daher, weiterhin auf eine positive Bevölkerungsentwicklung hinzuarbeiten und eine Abwanderung junger Menschen zu verhindern. Im Bereich Wirtschaft und Tourismus soll laut dem Zukunftsprofil auf den Erhalt und Ausbau der Nahversorgung gesetzt werden, auf mehr Wertschöpfung aus dem Tagestourismus sowie auf gute Rahmenbedingungen für das Gewerbe und das Handwerk. „Ökologisch einwandfreie Landwirtschaftsstrukturen“ seien zu erhalten. Um die Positionierung von Prad zu stärken, soll ein Orts- und Standortmarketing aufgebaut werden. In puncto Natur und Umweltschutz sei ein nachhaltiger Schutz von ökologisch wertvollen Gebieten anzustreben. Für die „Prader Sand“ wird ein Nutzungs- und Schutzkonzept vorgeschlagen. Bedarfsgerecht auszubauen seien die Bildungseinrichtungen.

„Neue Wohnmodelle für Senioren“

Ein Schwerpunkt bei der Diskussion war die Maßnahme „Errichtung neuer Wohnmodelle für Senioren.“ Wie es mehrfach hieß, gehe es nicht an, dass pflegebedürftige Senioren aus Prad in Wohn- und Pflegeheimen anderer Gemeinden untergebracht werden müssen. „In Schluderns und Mals werden zig Millionen Euro investiert und für Prad gibt es angeblich kein Geld“, hieß es wörtlich. Der Bürgermeister sagte, dass zwar ein innovatives Konzept für eine 24-Stunden-Betreuung an 7 Tagen pro Woche  ausgearbeitet und bei der zuständigen Stelle beim Land vorgelegt worden sei, „dass aber der politische Wille fehlt, dieses innovative Betreuungskonzept zu befürworten und finanziell mitzutragen.“ Auf der Ebene der Bezirksgemeinschaft gebe es durchaus Verständnis für dieses Modell. Es werde angedacht, Senioren der Pflegestufen 1, 2 und 2,5 zu betreuen. „Für kein anderes Projekt haben wir uns über Jahre hinweg mehr ins Zeug gelegt wie für dieses. Wir geben noch nicht auf“, so Bernhart. Weil schon zu Beginn des Abends dazu aufgerufen worden war, bei der Vorstellung von „Prad 2030“ nicht zurück, sondern nach vorne zu blicken, kamen etliche Themen, die der Bevölkerung unter den Nägeln brennen, nicht aufs Tapet. Ändern dürfte sich das, wenn die Gemeindeverwaltung am 17. Jänner 2020 zu einer Bürgerversammlung einlädt. 

Josef Laner
Josef Laner

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