Im Juni 2016 haben sich 398 Oldtimer-Traktoren aus 11 Ländern an der damals 4. Auflage der Stilfserjoch Oldtimer Traktortour beteiligt.

Pro und contra Oldtimer Traktortour

Publiziert in 10 / 2025 - Erschienen am 20. Mai 2025

Prad -  „Die Stilfserjoch Oldtimer Traktortour 2025 setzt ein klares Zeichen für nachhaltige Mobilität. Erstmals in Italien wird eine Oldtimer-Veranstaltung vollständig mit CO₂-neutralem Diesel/HVO abgehalten, der aus 100 % erneuerbaren Roh- und Abfallstoffen hergestellt wird.” Dies schreiben die Veranstalter der Oldtimer Traktortour, die am 21. Juni stattfindet, in einer Pressemitteilung. Die Organisatoren würden damit „ihr konsequentes Engagement für Umweltschutz und moderne Lösungen im historischen Fahrzeugbereich zeigen.“ Seit Jahren ziehe die Tour Oldtimer-Enthusiasten aus ganz Europa an und biete eine einzigartige Bühne, um historische Traktoren inmitten der beeindruckenden Südtiroler Berglandschaft zu präsentieren. 2025 werde die Veranstaltung „mit einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit neu ausgerichtet.“ Der eingesetzte CO₂-neutrale Diesel/HVO stelle eine umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen fossilen Kraftstoffen dar. „Die Veranstalter gewährleisten durch strenge Kontrollen, dass ausschließlich dieser Kraftstoff bei allen teilnehmenden Traktoren verwendet wird.“ Ziel sei es, „den ökologischen Fußabdruck der Veranstaltung deutlich zu reduzieren und gleichzeitig die Begeisterung für Oldtimer mit verantwortungsvollem Handeln zu verbinden.“ Ein weiterer wichtiger Schritt in diese Richtung sei die Reduktion der Teilnehmerzahl: Statt der bisherigen 500 Traktoren sind in diesem Jahr maximal 350 Fahrzeuge zugelassen. Diese Maßnahme trage zur weiteren Entlastung der Umwelt bei und sorge gleichzeitig für ein hochwertigeres und sichereres Veranstaltungserlebnis für alle Beteiligten. Im Anschluss an die Tour findet auf dem Country-Gelände in Prad das traditionelle Fest für Teilnehmer und Zuschauer statt. Weitere Infos gibt es im Internet (www.oldtimer.bz.it). 

„Am Grundproblem ändert sich nichts“

Gegen die Oldtimer Traktortour spricht sich der Dachverband für Natur- und Umweltschutz aus. In Zeiten der Klimakrise wirke die Veranstaltung wie „ein rückwärtsgewandtes Schauspiel mit schwerem Beigeschmack.“ Zwar seien die Teilnehmer verpflichtet, 20 Liter HVO (Hydriertes Pflanzenöl) zu tanken, aber Roland Plank, Sachverständiger für Klimaschutz beim Dachverband, merkt an: „Der Einsatz von HVO wirkt wie ein gut gemeinter aber letztlich symbolischer Schritt, er ändert nichts am Grundproblem: Der klimaschädlichen Inszenierung mit alten Dieselmaschinen in einem ökologisch sensiblen Raum.“ Angesichts der langen Anreisen mit jahrzehntealten Traktoren und der Fahrt durch ein geschütztes Hochgebirgsgebiet bleibe der ökologische Fußabdruck beträchtlich. Auch Elisabeth Ladinser, die Vorsitzende des Dachverbands, übt deutliche Kritik: „Dass ausgerechnet zum Jubiläum 200 Jahre Stilfserjoch-Straße eine Blechkolonne durch einen sensiblen Naturraum geschickt wird, ist ein fatales Signal.“ Anstatt echte Zeichen für zukunftsfähige Mobilität zu setzen, werde Vergangenheit mit Rußfahne zelebriert. Durch die Schleichfahrten der Oldtimer drohe dem Vinschgau ein Verkehrskollaps „und den Anrainer/innen stehen schlaflose Nächte bevor.“ Die Naturkulisse des Nationalparks werde über mehrere Tage mit Lärm beschallt, „was den Wildtieren arg zusetzt.“ Von der Landesregierung und der zuständigen Behörde erwarte man sich eine bessere Verteidigung des Nationalparks. Der Dachverband fordert, „die Veranstaltung grundsätzlich zu überdenken, und appelliert an die öffentlichen Institutionen, insbesondere Gemeinden und öffentlich geförderte Tourismusvereine, sich von derartigen Events klar zu distanzieren.“ Andernfalls verliere die gesamte Klimapolitik an Glaubwürdigkeit. Eine ernsthafte Klimapolitik beginne mit dem Mut, „alte Gewohnheiten zu hinterfragen, auch wenn sie nostalgisch erscheinen.“ 

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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