Devid Stricker und Martin Oberhofer vor ihrem Verkaufsstand in Morter.
Martin Oberhofer, Daniel Frank und Devid Stricker in einer Anlage in Prad.
Heidelbeeren soweit das Auge reicht.
Groß und lecker: Die Kulturheidelbeeren überzeugen mit Geschmack.

Projekt Heidelbeeren

Wie zwei junge Vinschger Bauern auf eine neue Beerenkultur setzen. 

Publiziert in 26 / 2019 - Erschienen am 23. Juli 2019

Morter/Prad - Am Anfang war da eine Idee. „Es war vor etwa zwei Jahren, beim Winterschnitt der Apfelbäume“, erinnert sich Devid Stricker. Er und Martin Oberhofer, beide Landwirte aus Morter, wollten eine Alternative zur Apfelkultur finden. „Keine Frage, der Apfelanbau funktioniert hier bei uns, die Lage im Vinschgau ist ideal. Wir wollten einfach nebenbei etwas Neues ausprobieren“, stellt der 25-jährige Oberhofer klar. Kulturheidelbeeren, die im großen Stil angepflanzt werden findet man im Vinschgau bisher selten. „Wir hätten im Vinschgau gerne eine Beerenkultur, wie es sie hier noch nicht wirklich gibt“, ergänzt der 28-jährige Stricker. Die Kulturheidelbeere sei im Vergleich zu den Beeren aus dem Wald etwas größer. Von Beginn an sei ihnen bewusst gewesen, dass sie das Thema ernsthaft angehen wollen. Betriebsbesichtigungen in den Niederlanden, in der Schweiz, Österreich und Italien standen auf dem Programm, die Heidelbeere, auch Schwarzbeere oder Blaubeere genannt, wurde genauestens studiert. „Wir haben uns schon auch ein Rüstzeug an theoretischem Wissen angeeignet“, sagen die Beiden. Ende 2018 wurde schließlich eine landwirtschaftliche Gesellschaft für den Heidelbeer-Anbau und Verkauf gegründet. 

Anlagen in Morter und Prad

Viele Arbeitsstunden und Geld wurden investiert, im Frühjahr 2018 die ersten Sträucher gepflanzt. Das Duo entschied sich, die Sträucher in Töpfen anzupflanzen, in Morter und in Prad, wo sie unter anderem auch mit Daniel Frank, dem dritten Heidelbeer-Bauern im Bunde, zusammenarbeiten. Die Töpfe bieten den Vorteil, dass man das Düngemittel exakt einsetzen könne. Zudem befinden sich die Pflanzen hier im optimalen Boden. „Die Sträucher lieben einen sauren und luftigen Boden“, weiß Oberhofer. Die Anlagen selbst sind unter anderem mit Hagelschutznetzen gesichert und komplett insektendicht. Insgesamt bewirtschaften die drei Vinschger 1,5 Hektar ausschließlich mit Heidelbeeren. Dieser Tage konnte bereits die erste Ernte eingefahren werden. Beim Selbstversuch wird klar: Die Beeren schmecken, süß-fruchtig, erst eine, dann eine zweite – so schnell bekommt man von den gesunden blauen Früchtchen nicht genug. „Es ist wie bei den Äpfeln. Die Lage hier ist einfach perfekt. Die Beeren bekommen ein fruchtiges Aroma“, erklärt Stricker. Bereits im kommenden Jahr rechne man mit der ersten großen Ernte. Dann sorgen die Sträucher rund 15 bis 20 Jahre lang für Ertrag. Gepflückt werden sie im Zeitraum zwischen Juli und August bei mehreren Pflückdurchgängen.  

Beerenkultur als Nische

„Die Beerenkultur wird immer eine Nische bleiben. Äpfel werden hierzulande auch in Zukunft das Hauptbetätigungsfeld sein, aber unser Ziel ist es, den regionalen Markt zu bedienen“, sagt Oberhofer. In ganz Südtirol werden Heidelbeeren im geringen Maße angebaut. Das Interesse für Nischen-Kulturen sei jedoch in der Landwirtschaft durchaus vorhanden und schlussendlich freue sich der Kunde über regionale Produkte. Kurze Wege, frische Produkte, nachhaltiger Anbau, seien die Schlagworte. „Immer mehr Menschen setzen auf Regionalität, das ist die Zukunft“, wissen die Beiden. Dass Beeren aus der Umgebung nachhaltiger für die Umwelt seien, als jene aus Peru oder Chile, bei welchen es zwangsläufig zu langen Transportwegen komme, verstehe sich dabei von selbst.

Selbst gebaute Holzhütte 

Bereits in den vergangenen Wochen startete das Trio auch mit dem Verkauf durch. In ausgewählten Geschäften im Vinschgau sind die Vinschger Heidelbeeren bereits erhältlich. Zudem kamen die Beiden auf eine ganz besondere Idee: Direkt neben der Heidelbeer-Anlage in Morter, auf der Morterer Umfahrungsstraße in Richtung Martelltal, steht eine komplett selbst konstruierte Holzhütte mit Verkaufsstand. Auch hierbei zeigen sich die Beiden innovativ. In den darin enthaltenen gekühlten Frische-Automaten stehen die Beeren rund um die Uhr zum Verkauf. Von Schalen mit 250 Gramm bis zu 2 Kilogramm ist alles dabei. „Uns war eine nachhaltige Verpackung ohne Plastik wichtig, deshalb entschieden wir uns für Schalen aus Holzschliff“, sagt Stricker. Bezahlt werden kann mittels Bargeld, Kreditkarte, und mit dem Smartphone via NFC. 

Handgepflückt und naturnah produziert 

Trotz der innovativen Ideen in Sachen Verkauf und Heidelbeer-Anbau generell, setzt das Trio in Sachen Ernte ganz auf das klassische System. „Geerntet wird ohne technische Hilfsmittel, sondern alles per Hand“, so Oberhofer. Neben der Handernte setze man bewusst auf eine naturnahe Produktion. So arbeite man vor allem mit Nutztieren, wie zum Beispiel dem Marienkäfer. „Diese eliminieren dann andere Schädlinge“, erklären die Landwirte. Obwohl Heidelbeeren-Anbau allgemein aufwendiger, sei es vom Aufwand her, als auch was die Kosten betrifft, als die Apfelwirtschaft ist, sind die beiden Morterer nach wie vor Feuer und Flamme für „ihre“ Heidelbeeren. „Und wir können es selbst nicht lassen, dauernd davon zu naschen“, lachen sie. 

Michael Andres
Michael Andres
Vinschger Sonderausgabe

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