Im Bild (v.l.): Horst Völser, Anna Kröss, Astrid Pichler (Frauenbüro), Monika Wielander Habicher und Ida Lanbacher (Landesbeirat für Chancengleichheit)

Æquitas on tour

Publiziert in 22 / 2022 - Erschienen am 6. Dezember 2022

Schlanders - Wo stehen wir in Sachen Gleichstellung zwischen Frau und Mann in Südtirol?
Worauf können wir bauen, was ist konkret zu tun? Südtirol strebt eine Gesellschaft mit gleichen Verwirklichungschancen für Frauen und Männer an. Seit Herbst vergangenen Jahres arbeiten in Südtirol mehr als 100 Frauen und Männer am partizipativen Gleichstellungsaktionsplan Æquitas. Dabei handelt es sich um ein strategisches Planungsinstrument mit konkreten Maßnahmen, die den Weg zu mehr Chancengleichheit ebnen sollen. Dafür werden die acht Handlungsfelder Beschäftigung, Sicherheit und Schutz vor Gewalt, Bildung, Gesundheit, Beteiligung, soziale Sicherheit, Rollenbilder und Darstellung in den Medien in Arbeitsgruppen diskutiert und dringend notwendige Maßnahmen abgeleitet. Beim Bezirkstreffen in Schlanders ging es kürzlich darum, dass viele Menschen mitreden und eigene Kompetenzen und Erfahrungen einbringen. Im Kulturhaus von Schlanders brachten etwa 25 Vertreter:innen aus Politik, Vereinen und Organisationen des Vinschgaus die Anliegen ein, die ihnen besonders wichtig erschienen. Moderiert wurde der Abend von Anna Kröss und Horst Völser. Grußworte zur Eröffnung überbrachten Astrid Pichler vom Frauenbüro Bozen und Gemeindereferentin Monika Wielander Habicher. 

Väter wollen mehr Verantwortung

So wurde das Problem Kinderbetreuung für berufstätige Eltern in der Peripherie angesprochen, welche einen anderen Betreuungsschlüssel erfordere. Die neuen Väter wollen in der Familie mehr Verantwortung übernehmen, sollten dafür in Teilzeit arbeiten können. Andererseits führen gerade die Teilzeitjobs bei Frauen zu Altersarmut; zudem würden Erziehungs- und Pflegezeiten nicht angerechnet. Für die Sicherheit und den Schutz vor Gewalt schlugen einige Teilnehmerinnen mehr Sensibilisierung an den Schulen und bei den Sicherheitsorganen, aber auch konkret Selbstverteidigungskurse für unterschiedliche Zielgruppen vor. Frühe Gewaltprävention könne auch durch gewaltfreie Kommunikation erfolgen.

Gleiche Bildung für alle

Gute und gleiche Bildungschancen sollten für alle Jugendlichen gelten und Stereotypen vermieden werden. Das Zitat „Bevor Buben nicht gleich erzogen werden wie die Mädchen, werden wir gewisse Probleme in unserer Gesellschaft nicht lösen“ warf Moderator Horst Völser in den Raum und erhielt dafür viel Zustimmung. Der kulturelle Wandel müsse im Kopf stattfinden. Beim Thema Gesundheit lag der Schwerpunkt auf der Gendermedizin. Bekannterweise ist die Dosierung von Medikamenten bei Frauen eine andere als bei Männern, und sind beispielsweise die Symptome eines Herzinfarkts bei Frauen anders als bei Männern. Darauf sei das Augenmerk zu legen. Bei Beipackzetteln sollten die Dosierungen für Frauen spezifiziert werden.

Mehr Frauen auf die Liste

„Frauen werden ausgebremst und trauen sich nicht so viel zu wie Männer“, war die Meinung unter den Anwesenden beim Handlungsfeld politische Gleichstellung und Partizipation von Frauen. Mehr Frauen gehören auf die Liste und Sitzungsgelder sollten ausbezahlt werden. Sitzungszeiten müssen auch an Frauen angepasst werden und allgemein müsse sich der Ruf der Politik verbessern, um mehr Frauen dafür zu gewinnen. Beim Thema soziale Sicherheit wurde der gleiche Zugang zu Sozialhilfen und Sozialdiensten gewünscht und die Gesellschaft sollte über die Dienste besser aufgeklärt. Andererseits wurde auch die Meinung geäußert, Menschen müssen lernen, ihre eigenen Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen und sich um die Dienste kümmern, die sie benötigen. Die Möglichkeit zu Homeoffice und Smartoffice, flexible Arbeitszeiten und ein Mindeststundenlohn wurden ebenfalls vorgeschlagen.

Gegen Geschlechterklischees

Die Rolle der Frauen in der Werbung und in den Medien wurde von vielen kritisiert; es solle Initiativen gegen Rollenstereotype geben, gegen sexistische oder frauenfeindliche Werbung oder gegen Geschlechterklischees im öffentlichen Raum. Literatur und Spielsachen müssen angeboten werden, die beiden Geschlechtern gerecht werden. Das Patriarchat bei Familien mit Migrationshintergrund sollte im Auge behalten werden. Ein heikles Thema zum Abschluss war die gendersensible Darstellung und geschlechtergerechte Sprache in den Medien. Nicht immer sei es einfach, eine lesbare gendergerechte Sprache zu verwenden. Positive Beispiele von gendersensiblen Medien wurden genannt.

Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher

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