Sanieren und beleben, um zu überleben
Publiziert in 31 / 2012 - Erschienen am 5. September 2012
Dass etwas getan werden muss, leuchtet ein. Aber wie geht man es an, Ortskerne zu beleben und leer stehende Kubatur zu füllen?
Schlanders - Der „Senior Researcher“ am Institut für Public Management der EURAC, Josef Bernhart, versuchte darauf eine Antwort zu geben. Zur Impulsveranstaltung mit Diskussion im Saal der Bezirksgemeinschaft hatte er so etwas wie ein Netzwerk mitgebracht. Es waren Vertreter der Landesämter für Landschaftsschutz und Energieeinsparung, des Energieforums, des Handwerkerverbandes und der Arche im KVW anwesend. Die wichtigsten Anstöße kamen von EURAC-Mitarbeiterin Katharina Niedermüller mit dem Referat „Bau-, Energie- und Sanierungsberatung“. Sie verwertete dabei Gespräche mit den Vinschger Bürgermeistern und machte auf die verschiedenen Beratungsstellen aufmerksam. Der Direktor des Amtes für Landschaftsschutz, Adriano Oggiano, und dessen Mitarbeiterin Martina Pecher präsentierten die gelungene Sanierung einer Brandstatt und eines Altbaus im Ortszentrum von Schluderns und die Fassadengestaltung des Hochregallagers der Naturnser Obstgenossenschaft Texel. Vor dem Hintergrund der rund 10.000 Arbeitslosen in Südtirol, bei der derzeitigen Ausweisung von Wohnbauzonen trotz leer stehender Kubatur in den Zentren, mit der Erkenntnis, dass 75 Prozent der ständig bewohnten Wohnungen älter als 30 Jahre sind, mit dem Einbruch des Baugewerbes und den gefährdeten Arbeisplätzen vor Augen brachte Niedermüller einen „süßen Vergleich“, um auf eine besorgniserregende Situation hinzuweisen.
Die Bürgermeister von Schnals, Latsch, Martell, Schlanders, Laas, Schluderns, die Vizebürgermeisterinnen von Mals und Taufers, Architekten, Planer und Berufsschullehrer wurden mit dem „Donut-Effekt“ vertraut gemacht. Nach dem amerikanisch-kanadischen Krapfen mit dem leeren Loch als Zentrum und dem Schokoladeguss außen herum. „Das Leben verlagert sich vom Zentrum weit ab in die Peripherie. Mit allen Folgen für das Dorf- und Vereinsleben, mit Verlust von Kulturgrund und mit Eingriffen in das Landschafts- und Dorfbild“, erklärte die Referentin ihren Vergleich. Neun Bürgermeistern von 13 im Bezirk sei die Dorfkernsanierung ein echtes Anliegen, aber nur in zwei Gemeinden habe die Bevölkerung ausgiebig Möglichkeiten, fachlich beraten zu werden. An der Spitze liege die Gemeinde Laas vor Schlanders. Bezirkspräsident und Bürgermeister Andreas Tappeiner biete bauwilligen Bürgern das Amt für Energieeinsparung, das Energieforum und den Handwerkerverband als Beratungsgremien an. In Mals und Latsch stelle die Verwaltung einen Energieberater. In den übrigen neun Gemeinden des politischen Beziks werde noch keine Beratung angeboten.
Günther Schöpf

Günther Schöpf