Schenken ist eine anspruchsvolle Kunst

Publiziert in 41 / 2021 - Erschienen am 7. Dezember 2021

Mals/Vinschgau - Das richtige Geschenk zu finden, bedeutet nachdenken, mich in die Bedürfnisse des anderen hineinversetzen, Informationen einholen, Angebote recherchieren – das kostet Zeit, vielleicht auch Geld, um Freude zu machen. Bereitet Schenken mir selber auch Freude? Umso besser, dann sind beide glücklich. Das Wort „schenken“ kommt von einschenken - im bildhaften Sinne also schenkt der Geber seine Gabe in ein Gefäß ein und überlässt sie dem Beschenkten. Dieser entscheidet, ob er die Gabe annimmt, sich innerlich mit ihr verbindet. Und auch das ist eine anspruchsvolle Kunst. Etwas annehmen und danken, ohne an Augenhöhe zu verlieren, erfordert Selbstsicherheit. Fähig sein anzunehmen, frei von Gedanken etwas dafür schuldig zu bleiben, ist eine Herausforderung. „Tue Gutes und sprich davon“ lautet der Kernsatz des Sponsorings. Betriebe unterstützen gemeinnützige, kulturelle oder soziale Initiativen und erhalten im Gegenzug eine Steuerbegünstigung und gesellschaftliche Anerkennung. Die Frage entsteht: Gibt es überhaupt wirklich freie und freilassende Geschenke, welche den anderen Menschen beflügeln und schöpferische Prozesse in ihm auslösen? Ja, wir kennen alle solche Erfahrungen bedingungslosen Schenkens und ihre Wirkung auf uns! Der Stipendienfonds Waldorf Obervinschgau ist zu diesem Zwecke vor rund einem Jahr entstanden. Der Fonds gewährt Kindern, deren Eltern finanziell nicht in der Lage sind, die gesamten Schul- oder Kindergartengebühren aufzubringen, die fehlenden finanziellen Mittel in Form eines Stipendiums bzw. individuellen Bildungsgutscheines. Die Waldorfeinrichtung in Mals, die seit 2018 besteht, wird privat finanziert, das heißt Personalkosten, Miete, Betriebs- und Materialkosten werden fast ausschließlich von den Eltern getragen. Das Stipendium ist somit ein Geschenk ohne Forderung auf Gegenleistung. Die Beschenkten sind primär die Kinder, aber auch unsere Einrichtung, denn die Waldorfpädagogik lebt davon, dass alle Kinder gleich an Wert und Würde sind. Waldorf Vinschgau ist es deshalb ein Kernanliegen, auch Kindern aus wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen einen Zugang zu ganzheitlicher Bildung zu ermöglichen, sofern sie diesen brauchen und suchen. Die Waldorfpädagogik erkennt, bewahrt und fördert die Freude am Lernen, die Neugier, den Wissensdrang von Kindern. Die dargebotene Bildung wird mit Kopf, Herz und Hand gleichermaßen aufgenommen und transformiert. Mit einer Spende an den Stipendienfonds wird Kindern Bildung ermöglicht, die ihnen innerlich Wurzeln gibt und sie beflügelt. Unsere Weihnachtsveranstaltung, die heuer zu Gunsten des Stipendiumsfonds geplant war, musste wegen Covid abgesagt werden. Eltern und Kinder haben bereits Schönes aus Naturmaterialien hergestellt, das zum Verkauf angeboten werden sollte. Besuchen Sie unsere Facebookseite (www.waldorf-vinschgau.it). Dort finden Sie nebst weiteren Informationen unser Angebot und wenn Sie daran interessiert sind, kontaktieren Sie uns per Mail (info@waldorf-vinschgau.it) oder unter Tel. 328 7486356. Ein aufrichtiges Dankeschön an alle, die mit ihrem Beitrag ein freies, bedingungsloses Schenken ermöglichen.

Redaktion
Vinschger Sonderausgabe

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