Schnalser Hilfe in Nordindien
Publiziert in 1 / 2016 - Erschienen am 14. Januar 2016
Für viele Kinder aus Nepal und Tibet ist die Flucht nach Nordindien oft die einzige Chance. Gottfried Gurschler weiß das und versucht zu helfen.
SChnals/Nepal - Vor drei Jahren reiste Gottfried Gurschler erstmals nach Indien. Von da an ließ den heute 53-jährigen Schnalser die dortige Armut, insbesondere jene der Flüchtlingskinder aus Tibet und Nepal, nicht mehr los. Auf die Idee nach Nordindien zu reisen, war er allerdings schon einige Jahre früher gekommen. „Bei einem Besuch des Dalai Lamas in Bozen erzählte dieser vom Leben der Exiltibeter, ich war gleich davon ergriffen“, erzählt der Schnalser. Auf seine erste Reise habe er sich intensiv vorbereitet. „Ich habe mich eingelesen, recherchiert und viel mit Bekannten gesprochen, die bereits dort waren“, betont Gurschler. Eine gute Vorbereitung sei für eine solche Reise nämlich das Um und Auf. Doch auf die grenzenlose Armut, die er dort erlebte, war er nicht vorbereitet. „Ich glaube darauf kann man sich nicht wirklich vorbereiten. Dies muss man mit eigenen Augen sehen. Die Kinderarmut, Menschen die sich neben den Schweinen und Kühen im und vom Müll ernähren, es ist hart“, berichtet er.
Kindern eine Freude schenken
Umso erfreulicher sei es, diesen Menschen eine Freude zu bereiten. „Das Lächeln in den Augen der Kinder, wenn es etwas geschenkt gibt, das ist was Schönes“. Nach seiner ersten Reise ließ sich Gurschler ein Patenkind in Nordindien vermitteln. Chemej, ein Flüchtlingskind aus Nepal. Der Junge war nach Nordindien gekommen, weil dies die einzige Chance für viele Kinder und Jugendliche aus den benachbarten Ländern wie Tibet und Nepal ist. „Sie flüchten von der totalen Armut nach Indien, verlassen ihre Familie in der Hoffnung auf ein besseres Leben. In einer harten Schule sind sie ganztags gefordert. Sie lernen, kochen selbst, waschen und nähen ihre Kleidung. Sie tun einfach alles, für die Chance auf ein besseres Leben“, erzählt Gurschler. Eine Chance, die vielen Flüchtlingskindern verwehrt bleibt. „Viele Kinder aus Tibet werden entführt, wenn sie den Chinesen in die Hände kommen“, weiß Gurschler und ärgert sich über die chinesische Regierung, „ein korruptes, menschenverachtendes System, das die Schwächeren unterdrückt und wo Moral und Ethik verloren gegangen sind“. Sein Patenkind Chemej hatte bisher Glück. Er schaffte es aus Nepal, einem der ärmsten Länder der Welt, nach Nordindien. Dort besucht er die Schule. „So hart es auch ist, er gibt sich Mühe“, sagt Gurschler nicht ohne Stolz. Kürzlich feierte der Bursche seinen 18. Geburtstag. Für Gurschler Grund genug, seine zweite Reise nach Nordindien anzutreten. „Und er freute sich gewaltig. Wir gingen einkaufen und ich versuchte, ihm einfach einige schöne Stunden zu bereiten“, erzählt der Schnalser. Unter Tränen habe ihm sein Patenkind versichert, weiterhin motiviert zu lernen und zu versuchen, die Schule erfolgreich abzuschließen, um irgendwann einmal selbst Lehrer zu werden und anderen Flüchtlingskindern zu helfen. Denn, im unterdrückten Tibet oder im völlig verarmten Nepal zu bleiben, sei für die Flüchtlingskinder keine Option, dort gebe es keine Zukunft.
Zukunft, auf die Gurschler nicht nur für sein Patenkind hofft. Als nächstes wolle der Schnalser nach Kathmandu, einer von Erdbeben erschütterten nepalesischen Großstadt, „um auch dort zu helfen“, wie er betont. am
Michael Andres