Der Gemeinderat in Schluderns bei seiner ersten Arbeitssitzung.

Seit Jahren träumte man in Schluderns davon

Publiziert in 27 / 2014 - Erschienen am 23. Juli 2014
Die Zukunft wird weisen, ob die 1. Arbeitssitzung des Gemeinderates ein konstruktiver Neustart war oder nur vorübergehender Lokalpatriotismus. Schluderns - Was sich am 15. Juli 2014 im Schludernser Ratsaal abspielte, hätte man vor wenigen Wochen nicht einmal zu träumen gewagt. 12 der 15 Gemeinderäte und Ausschussmitglieder versuchten einträchtig und konstruktiv, 17 Tagesordnungspunkte abzuarbeiten. 11 Volksvertreter hielten das programmatische Dokument des Bürgermeisters für ausgewogen und genehmigungswürdig. Es war ein hoffnungsvoller Auftakt für die Gemeinde Schluderns, als Vertreter der Bürgerliste, der Südtiroler Volkspartei, der ­Liste „Mitnond“ und der Freiheitlichen sich zu Bürgermeister Erwin Wegmanns Kernsatz bekannten: „Wir verpflichten uns zu vollständiger, ehrlicher Offenheit und zur Bereitschaft, mit allen im Gemeinderat vertretenen politischen Kräften zusammenzuarbeiten.“ So geschehen unter Punkt 2 der Tagesordnung. Dass dann im Laufe der Sitzung ehemalige Referenten ihren Nachfolgern Hilfestellung und Erfahrung anboten oder dass an sich kritische Geister für die Bereitstellung an Informationen Lob aussprachen, scheint tatsächlich die Folge jenes Koalitionskompromisses zu sein, dem die siegreiche Bürgerliste im Vorfeld nur zögernd zugestimmt hatte. Wahrscheinlich war es Zufall, dass gleich zwei Grundsatzentscheidungen mit viel Diskussions- und Konfliktpotential die praktische Umsetzung des oben angeführten, edel klingenden Satzes ergaben. Im ersten Fall war zu entscheiden, in welchem Ausmaß sich die Gemeinde an der Finanzierung der Erschließungsarbeiten in der „Gewerbezone V“ beteiligt. Damit die Zone für Interessierte auch attraktiv bleibe, waren alle einhellig für eine wirtschaftsfreundliche Haltung der Verwaltung. Der zweite Punkt betraf das Ringen der Schludernser Jägerschaft um das Jagdrecht im Ellerwald und auf der Upialm. Unter den Augen von Revierleiter Franz Kofler und einem Drittel seiner Waidmänner wurde die fast schon endlose Geschichte um 790 Hektar Schludernser Besitz auf dem Boden der Katastralgemeinde Matsch aufgerollt. Allen war klar, dass sich der Gemeinderat bewegen musste. Für Romina Eberhöfer (F) war das ge­schlossene Auftreten entscheidend. Mirko ­Stocker (SVP) warnte davor, Türen zuzuschlagen. Rudolf Stocker (SVP) brachte einen Kompromiss mit den Matscher Jägern zur Sprache. Seine Listenkollegen Alexander Telser und Peter Trafoier baten, die Formulierung sorgfältig zu überdenken. Jede angedeutete Drohung könnte zu einem „Eigentor“ werden. Martin Rainalter (SVP) erinnerte an eine Aussprache und führte Bedenken des Landesrates an. Revierleiter Kofler durfte eine Stellungnahme abgeben und rief unmissverständlich auf: „Fasst endlich eine vernünftige Entscheidung und sprecht ein Jagdverbot aus, um die Matscher an den Verhandlungstisch zu zwingen.“ s
Günther Schöpf
Günther Schöpf

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