September 2013: Begehung der „Wastn-Egert“ in Vetzan mit Konrad Mair (Landesamt für Obst- und Weinbau), Albrecht Schuster (Vetzan), Franz Winkler (Kortsch), Max Gögele (Obmann, Schlanders), Reinhold Kuppelwieser (Forstamt Naturns), Andreas Klotz (Forstamt Schlanders) und Walter Matzohl (Naturns, v.l.)

Sie sind echte Landschaftspfleger

Publiziert in 10 / 2014 - Erschienen am 19. März 2014
14. Jahresversammlung des Vinschger Kastanienvereins Kastelbell - Was im Oberen Vinschgau der „Palabirabam“, ist dem Unteren der „Keschtabam“. Beide werden ob ihrer köstlichen Früchte geschätzt. Beide sind vor allem prägend für die Landschaft. Damit dies auch so bleibt, haben sich vor 14 Jahren 60 Begeisterte zum „Vinschgauer Kastanienverein“ zusammengeschlossen. Inzwischen trifft man sich jährlich und organisiert Lehrfahrten, Begehungen und Sanierungen alter Bestände. Inzwischen betreuen Forststationen und Experten im Landesamt für Obst- und Weinbau die Besitzer großer „Kestenegerten“ in der Gemeinde Schlanders ebenso wie die Stockrechtnutzer einiger weniger Bäume zwischen Kortsch und Partschins. Der Verein wurde zum Vorbild in so traditionellen Kastanien-Gegenden wie in ­Eisacktal und auf dem Tisner Mittelgebirge. Bereits vor 2008, bevor in Südtirol die Kastaniengallwespe wütete, koordinierte der Verein zuerst unter Obmann Paul Kofler (Kastelbell) und seit 2013 unter Max Gögele (Schlanders) Unterstützung und Beratung. Bei der Jahresversammlung in der Filiale Kastelbell der Raiffeisenkasse Tschars wurde nicht nur auf die Schäden der Gallwespe zurück geblickt, sondern erstmals Zuversicht verbreitet. An der „Gallwesepenfront“ tut sich was, konnten Gögele, Altförster Franz Winkler und der „Köschtn-Hans“ Laimer aus Burgstall berichten. Zwar werde es noch einige Zeit dauern, aber die Schlupfwespe „Torymus Sinensis“ habe bereits zum erfolgreichen Gegenangriff ausgeholt. Insider wissen, dass die Gallwespe mit infiziertem Vermehrungsmaterial aus Japan eingeführt wurde. 2002 begann sie in Cuneo (Piemont) ihr Unwesen zu treiben. Jede Form von chemischer Bekämpfung erwies sich als unwirksam. Nun hat man aber eine natürliche Feindin entdeckt. Wieder im fernen Osten, diesmal auf dem Festland, in China. Die Vinschger Experten wollten allerdings nicht die ganze Schuld am Ernteausfall bei der gefürchteten Gallwespe suchen. Es gäbe Hinweise, so Franz Winkler, dass sehr wohl das regnerische Wetter einen Einfluss gehabt habe. Für den Verein sehr erfreulich fiel die Vorstellung der Bachelor-Arbeit von Anna Schwalt aus Kortsch aus. An der Freien Universität Bozen, Fakultät Naturwissenschaften, hat sie bei Professor Carlo Andreotti auf Italienisch über die „Traditionellen Kastanienhaine im Vinschgau“ über Kultur- und Pflegemaßnahmen und über die Bedeutung für den bäuerlichen Betrieb geschrieben. Dabei konnte sie ganz klar feststellen, dass es den „Keschtnbauern“ im Vinschgau vor allem um den Erhalt der Kulturpflanze Kastanie geht und dass die Vermarktung nur eine sehr nebensächliche ­Rolle spielt. Als Wermutstropfen wurde empfunden, dass die Gelegenheit nicht genutzt wurde, lückenlos alle Bestände im Tal zu erheben. s
Günther Schöpf
Günther Schöpf

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