Skiverbindung Langtaufers-Kaunertal abgelehnt
Bozen/Langtaufers - Die Landesregierung hat sich am 15. April erneut mit dem Vorschlag für einen „ergänzenden Eingriff in der Skizone ‚Langtaufers’ in der Gemeinde Graun für die skitechnische Verbindung mit der Zone Kaunertal“ befasst und das Vorhaben abgelehnt. Bevor die Landesrätin für Raumentwicklung, Maria Hochgruber Kuenzer, den Beschluss auf die Tagesordnung der Landesregierungssitzung gesetzt hatte, waren zahlreiche Gutachten und Überprüfungen der Auswirkungen des Vorhabens eingeholt worden. Der Umweltbeirat des Landes hatte festgehalten, dass das Melagtal, in dem die Skiverbindung geplant war, als unberührtes Gebiet gelte. Zudem enthalte das Tal auf 1.900 Metern Meereshöhe urtümliche charakteristische Geländekammern, es gebe unzählige, kleinflächige Lebensräume mit einer hohen Biodiversität, darunter auch Arten, die international unter Schutz stehen. Die Gesamtbewertung des Standortes veranlasste den Umweltbeirat zu einem negativen Gutachten. „Südtirol zeichnet sich durch Vielfalt und Einzigartigkeit aus. Das gilt vor allem für die Naturlandschaften. Diese Vielfalt haben unsere Vorfahren geprägt und wir haben den Auftrag, sie zu erhalten“, beschreibt Maria Hochgruber Kuenzer ihre Verantwortung. Darüber hinaus hatte die Landesregierung ein sozio-ökonomisches Gutachten bei Experten der Freien Universität Bozen in Auftrag gegeben. Doch auch diese Überprüfung erkannte nicht eindeutig positive Auswirkungen für die Region Obervinschgau: Die Vollständigkeit dieses Gutachtens wurde für diese Bewertung für die Landesregierung von der Anwaltschaft des Landes bestätigt. Für Maria Hochgruber Kuenzer ist es „völlig nachvollziehbar, dass es unterschiedliche Meinungen über eine wirtschaftliche Entwicklung in Langtaufers und im oberen Vinschgau gibt. Doch gerade die aktuelle Situation regt zum Nachdenken an und zeigt auf, dass unberührte Natur eine wertvolle Ressource für zukünftige Entwicklung sein kann.“
„Entscheidung war längst überfällig“
Bürgermeister Heinrich Noggler gab sich dem der Vinschger gegenüber erfreut, dass nun endlich eine Entscheidung gefallen ist. Jahrzehntelang sei über das Thema diskutiert worden: „Jetzt ist endlich eine Entscheidung da, die zu respektieren ist.“ Gleichzeitig werde nun der Weg für eine alternative Tourismusentwicklung in Langtaufers frei. Noggler: „Gerade die derzeitige Corona-Krise zeigt uns, wie wichtig es ist, die Natur zu erhalten und nicht alles zu erschließen.“ Dank der Verbindung der Skigebiete Schöneben und Haideralm sei die Gemeinde mittlerweile gut aufgestellt. Es habe sich vieles zum Positiven gewendet. Die Landesregierung habe mit der Ablehnung eine „gute Entscheidung für die Gemeinde Graun und den Obervinschgau getroffen.“ Noggler hofft, dass jetzt auch die Streitereien bzw. Anfeindungen, zu denen es im Zusammenhang mit dem Projekt in Langtaufers und darüber hinaus gekommen ist, ein Ende finden. Die Oberländer Gletscherbahn AG nahm die Entscheidung klarerweise mit Bedauern und Enttäuschung zur Kenntnis. Das weitere Vorgehen ist noch unklar. Es könnte sein, dass gegen den Beschluss der Landesregierung rekurriert wird. Andererseits ist auch eine Auflösung der Gesellschaft nicht auszuschließen.