So süß war Prad noch nie
Publiziert in 37 / 2016 - Erschienen am 19. Oktober 2016
Imkerbezirk Obervinschgau feiert 150-jähriges Bestehen.
Spitzenqualität bei Südtiroler Honigbewertung.
Prad - Imkerinnen und Imker aus ganz Südtirol und zum Teil auch das Nordtirol trafen sich am Sonntag in Prad, um gleich zwei „süße“ Ereignisse zu feiern. Einmal das 150-jährige Bestehen des Imkerbezirks Obervinschgau und einmal die 10. Auflage der Südtiroler Honigbewertung, zu welcher der Imkerbund eingeladen hatte. Ihren Auftakt genommen hatten die Honigtage in Prad bereits am Freitag mit der offiziellen Eröffnung der Ausstellung „Wunderwelt der Bienen“ im Nationalparkhaus. Fast zwei Tage lang standen die Bewertung und Verkostung von nicht weniger als 223 Honigen aus dem ganzen Land im Mittelpunkt. Wie Notburga Wahlmüller bei der Prämierung am Sonntag im Namen der Fachjury mitteilen konnte, wurden 95% aller bewerteten und verkosteten Honige mit der höchsten Punktezahl ausgezeichnet, sprich mit Gold 1a. Im Vergleich zur letzten Bewertung, die 2012 durchgeführt worden war, sei der Anteil der Spitzenhonige von damals 67 auf nunmehr 95% angestiegen. Wahlmüller: „Wir hatten es heuer durchwegs mit Honigen höchster Qualität zu tun. Es gab nicht einen einzigen Honig, der mit Bronze bedacht wurde und keinen, den die Jury ausschließen musste.“ Bewertet worden waren die Honige nach Sauberkeit, Geruch, Geschmack und weiteren Kriterien.
Ohne Fleiß kein Preis
Bundesobmann Engelbert Pohl führte die Superergebnisse der heurigen Bewertung in erster Linie auf den Fleiß und die Leidenschaft der landesweit ca. 3.200 Imkerinnen und Imker zurück, die insgesamt rund 35.000 Bienenvölker halten. Aber auch die Witterung und die Umwelt beeinflussen die Honigernte. „Während wir im Gebirge noch eine halbwegs intakte Natur vorfinden, ist dem in den Talsohlen nicht mehr so, aber auch dort lassen sich qualitativ hochwertige Honige produzieren.“ Mit der alle 4 Jahre stattfindenden Honigbewertung will der Imkerbund laut Pohl auch dazu beitragen, den Stellenwert der Imkerei für die Natur und die Umwelt in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit zu rücken. Passend dazu stellte der Bundesobmann eine kleine, handliche Broschüre vor, die der Imkerbund mit der Unterstützung der Landesregierung herausgeben konnte und in der nicht nur über den Wert des Honigs insgesamt informiert wird, sondern die auch viele praktische Tipps zur richtigen Lagerung, zum Konsum und weiteren Umgangsweisen mit Honig enthält. Federführend mitgearbeitet hatte beim Erstellen der Broschüre der Imkerbund-Berater Andreas Platzer.
Der älteste Imkerbezirk
des Landes
Über die Entstehung, die Geschichte und die Entwicklung des Imkerbezirkes Obervinschgau, des ältesten im Land, wird in einer eigenen Broschüre informiert, die der frühere Bezirksobmann Robert Gander vorstellte. Bei der Gründung vor 150 Jahren gehörten die Orte Graun, St. Valentin auf der Haide, Reschen und Langtaufers übrigens noch zum Bezirk Landeck. Dem jetzigen Imkerbezirk, dem Othmar Patscheider aus Schluderns als Obmann vorsteht, gehören folgende Ortsgruppen an: Prad-Stilfs, Oberland, Burgeis, Laatsch-Tartsch, Langtaufers, Glurns, Matsch, Mals, Taufers und Schluderns. Der Imkerbezirk Obervinschgau arbeitet übrigens stark mit der Fachschule für Land- und Forstwirtschaft Fürstenburg zusammen.
Steuerbefreiungen gefordert
Sepp Noggler, der Vizepräsident der Region uns selbst Imker, sowie der Kammerabgeordnete Albrecht Plangger sicherten in ihren Grußworten die Unterstützung der Politik zu Gunsten der Imker zu. Noggler erwähnte im Besonderen den Begehrensantrag, mit dem im Parlament in Rom Steuerbefreiungen bei der Einkommensteuer für alle Hobbyimker erreicht werden sollen, egal welcher Berufskategorie sie angehören. Wie bereits der Bundesobmann ausgeführt hatte, sind 99% aller Mitglieder Hobbyimker. Bürgermeister Karl Bernhart freute sich als Hausherr darüber, dass das Jubiläum des Imkerbezirkes sowie die Honigbewertung in Prad veranstaltet wurden. Er freute sich außerdem über die Topqualität der Südtiroler Honige und verwies auf den gewaltigen Stellenwert der Bienen für Mensch, Natur und Umwelt. Auch zwei Zahlen nannte Bernhart: „Ohne Bienen würden ca, 1,4 Millionen Menschen infolge von Unterernährung und anderen Gründen sterben. Der Wert der von den Bienen erbrachten Bestäubungsarbeit wird mit ca. 300 Milliarden Euro beziffert.“ Bernhart hofft, „dass es in Südtirol nie so weit kommen möge wie in Gebieten in China, wo die Bestäubung aufgrund des Bienensterbens von Menschenhand erfolgt.“ Zum Auftakt des „süßen“ Sonntags in Prad war in der Pfarrkirche ein gemeinsamer Gottesdienst mit Pfarrer Georg Martin gefeiert worden. Sepp
Josef Laner