Sonst wären die Leiten noch immer „nackt“
Publiziert in 14 / 2016 - Erschienen am 13. April 2016
Durchforstung als notwendige Maßnahme für Stabilität des Schutzwaldes.
Taufers i.M. - Zuerst wird aufgeforstet und dann schlägert man Bäume auf den aufgeforsteten Flächen. Wie passt das zusammen? Es waren diese und ähnliche Fragen, welche die Gemeindeverwaltung von Taufers i.M. dazu bewogen hat, den heurigen Schutzwald-Tag gemeinsam mit dem Forstinspektorat Schlanders und der Forststation Mals in den „Außeren Leiten“ zu veranstalten. Die Idee dazu war im Rahmen der jüngsten Forsttagsatzung aufgetaucht. „Es geht uns vor allem darum, die Bevölkerung zusammen mit Vertretern der Forstbehörde zu informieren und über die Durchforstung und weitere Maßnahmen aufzuklären,“ sagte der für Land- und Forstwirtschaft zuständige Gemeindereferent Luis Hellrigl. Über 40 Teilnehmer ließen sich in diesem Sinne am 2. April in den „Außeren Leiten“ an verschiedenen Stationen über unterschiedliche Themen informieren. Johann Tragust, ehemals Förster in Taufers, wartete mit detaillierten Auskünften über die Aufforstungsmaßnahmen in den „Innern Leiten“ und „Außeren Leiten“ auf.
Einst Weide, jetzt Wald
Ganz unumstritten war die Aufforstung damals nicht, denn die Flächen waren bis dahin als Weidegründe genutzt worden. Die Aufforstung der „Inneren Leiten“ begann 1987. Es wurden mit ca. 2.000 Laufmetern Wildzaun ca. 22 ha eingezäunt. Zudem wurden rund 2.100 Laufmeter Wasserleitungen errichtet sowie ca. 60.000 Pflanzen gesetzt. 63% davon waren Lärchen, 20% verschiedene Laubholzarten, 14% Kiefern und der Rest Fichte, Zirbe und Douglastanne. Von 1990 bis 2000 wurde an insgesamt 600 Tagen beregnet. Die Gesamtkosten der Maßnahmen in den „Inneren Leiten“ beliefen sich auf damals ca. 190 Millionen Lire. Für damals ca. 177 Millionen Lire wurden ab 1988 die „Außeren Leiten“ aufgeforstet: ca. 26 ha, jeweils rund 2.700 Laufmeter Wildzaun und Wasserleitungen; ca. 29.000 Pflanzen. Es kam auch vor, dass Aufforstungspflanzen nicht gediehen, während „Wildlinge“, also im Wald natürlich gewachsene Jungpflanzen, erfolgreich nachwuchsen.
Die Aufforstungen waren richtig
Auf die Frage, ob die Aufforstungsmaßnahmen richtig und notwendig waren, meinte Johann Tragust: „Sie waren richtig. Über die Notwendigkeit gab und gibt es unterschiedliche Auffassungen. Sicher ist, dass die Leiten ohne diese Maßnahmen auch heute noch ‚nackt’ wären.“ Auch über die Notwendigkeit der Waldpflege und Durchforstung wurde seitens der Forstbehörde informiert. Das wichtigste Ziel der Durchforstung ist es, die Stabilität des Schutzwaldes zu gewährleisten. In dichten Bestandsbereichen sind Pflegeingriffe notwendig, um die Stabilität zu sichern. Es geht darum, den einzelnen Bäumen mehr Platz zu geben, damit das Dickenwachstum dieser gefördert wird. Diese und weitere Informationen wurden auch an Schautafeln sichtbar gemacht. Die im Zuge der Durchforstung geschlägerten Bäume werden laut Luis Hellrigl vorwiegend für die Herstellung von Zaunlatten und Pfosten verwendet. Der Rest dient als Brennholz. Einen positiven Nebeneffekt sieht Hellrigl auch darin, „dass die Arbeiten von Bergbauern vor Ort verrichtet werden.“
Der Große Lärchenborkenkäfer
Zumal in Taufers im Vorjahr auch der Große Lärchenborkenkäfer vereinzelt aufgetreten ist, wurde im Zuge des Schutzwald-Tages auch darüber informiert. Der Große Lärchenborkenkäfer kann speziell nach Trockenjahren in Lärchenbeständen Ausfälle verursachen. Durch das Fressen der Larven unter der Rinde werden die Leitungsbahnen des Baumes unterbrochen. Das führt auch zur Unterbrechung des Saftflusses, sodass der Baum abstirbt. Die schnelle Beseitigung absterbender Bäume sowie die konsequente Beseitigung von Durchforstungsresten gehören zu den wichtigsten Vorbeugemaßnahmen. Der Schutzwald-Tag wurde auch dazu genutzt, die Teilnehmer über die verschiedenen Baumarten und deren Lebensräume zu informieren. Bürgermeisterin Roselinde Gunsch Koch, Luis Hellrigl sowie auch die Vertreter der Forstbehörde gaben sich bei einer abschließenden gemeinsamen Stärkung in der Ranch der Pferdefreunde mit dem Verlauf des diesjährigen Schutzwald-Tages zufrieden. Teilgenommen hatten übriges auch Förster und Interessierte aus der benachbarten Schweiz sowie Gemeinde- und Fraktionsvertreter aus mehrerern Vinschger Gemeinden. Sepp
Josef Laner