Südtirol war für eine Veränderung
Publiziert in 44 / 2016 - Erschienen am 7. Dezember 2016
Vor allem die Vinschger Gemeinden haben jenen Parteien
und Altmandataren, die für das Nein warben, eine Abfuhr erteilt.
Vinschgau - Die Gemeinde Schnals liegt mit 84,93% an Ja-Sagern an der Spitze in Südtirol vor Vöran, Martell und dem Sarntal. Am meisten Vinschger Nein-Sager finden sich in den größeren Zentren. Nicht zu den großen Zentren, aber zur Gemeinde mit den meisten Renzi-Gegnern scheint die Kleingemeinde Plaus zu gehören. Die Heimatgemeinde des Abgeordneten Albrecht Plangger liegt im Vinschgau mit ihren Ja-Sagern an 4. Stelle, Latsch als Heimatort von Landesrat Richard Theiner an 8. Stelle der 16 Gemeinden zwischen Reschenpass und Töll. Der Bezirk Vinschgau erreicht mit den Burggräfler Gemeinden Naturns, Plaus und Partschins einen 74,03-prozentigen Anteil an Ja-Stimmen. In Südtirol lag der Anteil der Befürworter bei 63,69%. Unter den 111 Südtiroler Gemeinden mit einer Ja-Sager-Mehrheit liegt der geographische Vinschgau an Platz 16. Die Region Trentino Südtirol ist auf eine Wahlbeteiligung von 72,23% gekommen, die in 1.015 Sektionen zu den Urnen gegangen sind. 305.322 Bürger haben Ja, 261.473 Nein gesagt. Das sind 53,87% für das Ja und 46,13% für das Nein. Die Region Trentino Südtirol gehört zu den 3 Regionen mit einer Ja-Mehrheit. Sie bildet ein einsames Trio mit der Toskana und der Emilia Romagna unter der erdrückenden Mehrheit der übrigen 17 Regionen, die die Regierungskrise vorgezogen haben. Am meisten gewehrt gegen mögliche Änderungen in den Beziehungen Staat-Regionen haben sich ausgerechnet jene Regionen, die ebenfalls mit autonomen Befugnissen ausgestattet sind und denen die Normal-Regionen vorwerfen, finanziell besser ausgestattet zu sein. In Sardinien haben 72,22%, in Sizilien 71,58%, in Friaul-Julisch-Venetien 60,97 % und in Aosta 56,75 % der Wähler gegen eine Verfassungsänderung gestimmt. Auf jeden Fall positiv ist, dass es durch das Verfassungsreferendum zu einer historischen Wahlbeteiligung der Bürger gekommen ist. Jene, denen eine mögliche Machtfülle des Ministerpräsidenten Matteo Renzi nicht ins Konzept passte, haben in ihren Internet-Auftritten gepostet: Das „Renzirendum“ ist gescheitert oder „Renzi muss hinschmeißen“. Internationale Online-Medien fürchten „griechische Verhältnisse“ und gravierende Auswirkungen auf die Europäische Union und fragten: „Nach dem Brexit nun Italexit?“. Ein italienischer Journalist twitterte: „Ma chi se ne frega?“
Günther Schöpf
Anteil der Ja-Stimmen in den Vinschger Gemeinden
Schnals 84,93 %
Martell 81,10 %
Schluderns 78,53 %
Graun 77,31 %
Glurns 76,89 %
Kastelbell-Tschars 76,14 %
Taufers im Münstertal 75,74 %
Latsch 75,01 %
Mals 73,51 %
Laas 73,28 %
Schlanders 71,93 %
Prad 71,49 %
Naturns 71,12 %
Stilfs 70,66 %
Partschins 64,27 %
Plaus 62,50 %
Durchschnitt 74,03 %
Quelle: Innenministerium
Günther Schöpf