Peter Kasal
Hanspeter Staffler
Ida Lanbacher
Peter Gasser
Alfred Theiner

Südtirol wohin?

Politische Podiumsdiskussion in Mals

Publiziert in 35 / 2018 - Erschienen am 16. Oktober 2018

Mals - Vieles läuft in Südtirol gut, einiges aber auch nicht. So lässt sich der Grundtenor der Podiumsdiskussion zum Thema „Im Spannungsfeld zwischen Ökologie und Ökonomie“ zusammenfassen, zu der die Initiativgruppe „Hollawint“ am 9. Oktober in das Malser Kulturhaus eingeladen hatte. Am Podium konnte Margit Gasser im Namen von „Hollawint“ Landtagskandidaten/innen der Grünen, des Teams Köllensperger, der BürgerUnion und der Süd-Tiroler Freiheit begrüßen. Bedauerlich sei, „dass uns alle SVP-Kandidaten im Stich gelassen haben - auch der Malser Sepp Noggler -, aus welchen Gründen auch immer.“ Als Bereiche, in denen es in Südtirol derzeit Defizite gebe, nannte Peter Kasal (Neumarkt) vom Team Köllensperger u.a. die Sanität, den Umweltbereich und speziell die Urbanistik. Dem Team Köllensperger gehe es darum, „die Mehrheitsverhältnisse aufzumischen.“ In Wahlprogrammen werde Umweltschutz zwar oft großgeschrieben, „in der Praxis aber sieht es anders aus.“ In manchen Bereichen sei Stopp zu sagen, etwa im Tourismus in einigen Gebieten. Was Hanspeter Staffler (Andrian/Mals) von den Grünen in der Politik am meisten vermisst, sind Visionen. Es dürfe nicht weiterhin ein „immer Mehr“ im Tourismus, im Export und in anderen Bereichen angestrebt werden. Staffler ist überzeugt, „dass Südtirol über kurz oder lang zu einer Bioregion werden muss“, weil sich nur so die verschiedenen Interessen des Tourismus, der Landwirtschaft, der anderen Wirtschaftszweige und des Natur- und Umweltschutzes nachhaltig unter einen Hut zu bringen seien. Der „Malser Weg“ sei ein guter Ansatz in diese Richtung. Den „Malser Weg“ in Bozen zu vertreten und ihn für ganz Südtirol „begehbar“ zu machen, ist das große Ziel von Peter Gasser (Mals), ebenfalls von den Grünen. Bedauert hat Gasser, dass die „Arroganz der Macht“ unter Landeshauptmann Arno Kompatscher zugenommen habe. In punkto Umweltschutz müsse wieder vermehrt eine „radikalere Gangart“ eingeschlagen werden. Besorgniserregend ist laut Gasser, dass bestimmte populistische Sprüche, wie zum Beispiel der Vergleich von Einwanderern mit Parasiten, in Südtirol und ganz Europa wieder salonfähig werden und noch dazu ohne Konsequenzen bleiben. Es sei an der Zeit, dass die Zivilgesellschaft aufsteht. Wirtschaftlich gesehen stehe Südtirol nach Ansicht von Ida Lanbacher (Kastelbell-Tschars) von der BürgerUnion zwar gut da, „in der Familienpolitik aber und im Bereich der sozialen Gerechtigkeit hinkt das Land nach.“ Besonders Familien und Einzelpersonen mit geringem Einkommen hätten es schwer: „Viele Familien verschulden sich im reichen Land Südtirol.“ Für Alfred Theiner (Prad) von der Süd-Tiroler Freiheit gibt es im Bereich der Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Tourismus noch viel Luft nach oben. Zum Thema Krankenhaus Schlanders plädierte Theiner für einen „parteiübergreifenden Schulterschluss“ für den Erhalt aller Abteilungen die Dienste. In Sachen Mobilität setzt die Süd-Tiroler Freiheit u.a. auf die „Reschenbahn“. Im Zuge der Diskussion stimmten alle Podiumsgäste darin überein, dass das Ehrenamt aufzuwerten sei, und zwar mit konkreten Maßnahmen. Finanzielle Einschnitte in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Soziales seien zu verhindern. Einigkeit herrschte auch darin, dass die Steuerlast auf alle gerecht aufzuteilen sei, auch auf die Obstwirtschaft. Bei der Frage zum Thema Wolf plädierten Staffler und Gasser für den Herdenschutz, stimmten aber mit Kasal und Theiner darin überein, dass Möglichkeiten zu schaffen seien, sogenannte Problem-Wölfe kontrolliert zu „entnehmen“. Als besondere Probleme wurden bei der Diskussion auch die Bürokratie und die Digitalisierung genannt, die vor allem das Leben und Überleben der kleinen Betriebe noch mehr zu erschweren drohen.

Josef Laner
Josef Laner
Vinschger Sonderausgabe

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