Tanas

Publiziert in 5 / 2004 - Erschienen am 11. März 2004
[K] Fotos: Florian Peer, Text: Andrea Perger [/K] [F] Der Sonne ein Stück näher [/F] Ortsnamensbedeutung: Erstmals urkundlich erwähnt 1268 als Personennamen "Ulricus de Funtanaus", Mundart: "Tanas", amtl. ital. Name: "Tanas". Genaue Herkunft unbekannt. Laut Kühebacher Abstammung vom romanischen "Fantanaus", was soviel wie "Gelände mit Brunnen", oder "Quellgelände" bedeutet. Andere Interpretationen: Herkunft von "Montanasticus" = Bergort laut Anton Pircher, laut Rainer Loose Herkunft aus dem Personennamen "Martinäuser" aus Burgeis. Quellen: "Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte", von Egon Kühebacher 1991 "Vinschgau" von Josef Rampold, Auflage 1997 "Der andere Weg", Broschüre über den Besinnungsweg Tanas Informationen: Raimund Niederfriniger [F] Historisches [/F] Wie in anderen Orten im Vinschgau finden wir auch in Tanas viele romanische Flurnamen, wie etwa Paflur (=Blumenwiese), Vernatsch (=Frühjahrsweide) oder Compestrin (=Kleinfeld), aber auch Namen aus der vorrömisch-keltischen Zeit sind in Tanas vertreten. In Tanas hat man bei der Kirche St. Peter, die von historischer Bedeutung ist, Scherben aus vorchristlicher Zeit gefunden, gut protokolliert ist jedoch erst die Zeit ab dem letzten Jahrhundert. Aus dieser Zeit einige Daten: 1947 entstand ein kleines Elektrizitätswerk in Tanas, das jedoch später wieder verschwand, 1949 ein Sägewerk. In der Zeit von 1951-1967 gab es eine Seilbahn mit Telefonverbindung nach Eyrs. 1955 wurde das erste Trinkwassersystem verlegt. 1968 entstand die Straße von Laas bis vor das Dorf, gleich danach die ersten Beregnungsanlagen. 1974 wurde die Panoramastraße gebaut. Mitte der 70er Jahre beginnt die Dorfsanierung. 1981 wurde die Volksschule, 1983 die Feuerwehrhalle gebaut. Erst 1980 wurde mit der Asphaltierung der Dorfstraße begonnen. 1984 erhielt das Dorf die Straßenbeleuchtung. Kirchlich gehörte Tanas einst zur Pfarre Tschengls. Das große Kreuz oberhalb der Volksschule wurde nach einem verheerenden Brand am 13. Dezember1743, dem 2 Höfe und das Pfarrhaus zum Opfer fielen, zum Schutz vor weiterem Unheil errichtet. Ab diesem Jahr wurde in der Zeit vom 09.11 bis Ostern täglich der Rosenkranz gebetet, doch dieser Brauch starb vor einigen Jahren. Bei einem anderen Kreuz in der Nähe von Tanas sind die Pestopfer des Dorfes begraben. Tanas war bis 1927 eine eigene Gemeinde. [F] Dorfzahlen [/F] Einwohnerzahlen: 1962 lebten in Tanas 300 Personen, danach sanken die Einwohnerzahlen kontinuierlich (1977 270 Einwohner; 1981 250 Einwohner; 1991 184 Einwohner). Bei der Volkszählung 2000 lebten in Tanas nur mehr 179 Menschen. Mit den Einwohnerzahlen sanken auch die Viehbestände: 1837 zählte Tanas 21 Pferde, 406 Rinder, 471 Schafe und 86 Ziegen. 1944 waren es 67 Pferde, 259 Rinder, 400 Schafe und 30 Ziegen. Im vergangenen Jahr 8 Pferde, 230 Rinder, 217 Schafe. [F] Dorfleben [/F] Tanas ist zwar kein großes Dorf, hat aber einen ausgeprägten Charakter und diesen hat nicht zuletzt die einmalige Natur geprägt. Doch leider kämpft dieses Dorf gegen ein Phänomen, das auch vor manch anderem Vinschger Bergdorf nicht Halt macht: Die Einwohnerzahlen sinken von Jahr zu Jahr. Einerseits nahm die Kinderanzahl in den letzten 50 Jahren ab, andererseits zogen viele Familien ins Tal, denn die meisten Tanaser arbeiten in den umliegenden Dörfern in der Talsohle. Früher lebten die Tanaser vorwiegend von der Landwirtschaft. Man pflückte aber auch "Tschurtscheln", die zur Gewinnung der Samen zur Aufforstung zu guten Preisen verkauft werden konnten. Auch die Wacholderbeeren wurden gesammelt und verkauft, wie auch das Harz einiger Bäume. In den Wintermonaten blühte die Holzwirtschaft in einer Zeit, als in den Städten noch ohne fossile Brennstoffe geheizt wurde. Aber auch das Schmuggelgeschäft hatte im Bergdorf Fuß gefasst. 1957 kam der erste Traktor nach Tanas und veränderte das bäuerliche Leben. Viele Arbeiten wurden nun leichter. Im Jahr 1970 wurde das erste Mal Milch, damals an die Sennerei in Schlanders, verkauft. Die Milchwirtschaft bildet heute die Haupteinnahmequelle der meisten bäuerlichen Betriebe in Tanas. Diejenigen, die Grund in der Talsohle besitzen, bauen aber auch Gemüse und Obst dort an. Durch das zweite Beregnungsnetz 1980 verschwanden die für Tanas einst typischen Kornfelder. Mit ihnen verschwanden auch die Pferde. In den 60ern besaß Tanas einen bekannten Zuchthengst, zu dem Bauern aus Lana, Jenesien, dem Passeiertal und St. Valentin ihre Stuten brachten. Oft reicht das Einkommen aus der Landwirtschaft jedoch nicht und so gehen viele Bauern einem Nebenerwerb nach. Diese und alle Arbeiter müssen ins Tal pendeln. Aber es gibt auch fünf selbstständige Handwerker und ein Gasthaus im Dorf. Früher gab es in Tanas eine ganze Reihe von Handwerkern, wie Schneider, Schuster, Schmiede, Weber, Zimmerleute und Maurer. Neben dem Haus des Webers stand der Waschtrog, an dem die Frauen des Dorfes sich regelmäßig zum Waschen trafen. Das einzige Geschäft schloss 1984, auch zwei Gasthäuser gaben ihren Betrieb auf. Der Urlaub auf dem Bauernhof bietet eine neue Möglichkeit für das auf 1445 Metern gelegene Dorf. Neben neuen Einkommensquellen ist das Vereinsleben eine Zukunfts- chance. Denn die Förderung des Dorflebens ist ein wichtiger Aspekt bei der Zukunftsarbeit im Dorf. In Tanas gibt es eine Feuerwehr, den Bauernjugendverein, den Verein der Bäuerinnen, eine K.V.W. Ortsgruppe, den Bauernbund, Pfarrgemeinderat, die kath. Frauenbewegung, sowie weitere kleinere landwirtschaftliche Vereinigungen. Dies zeigt bereits wie ausgeprägt das Vereinsleben im Dorf ist. Bekannt ist das Dorf aber vor allem durch seinen Sonnenreichtum und seine außergewöhnliche Natur. Laut Rampold ist Tanas das im Winter sonnenverwöhnteste Dorf des Vinschgaus. Seine volle Farbenpracht entfaltet die Natur um das Dorf aber im Herbst. Dann ist ein Besuch in Tanas unbedingt zu empfehlen. [F] Wanderung [/F] In Tanas wurde vor ein paar Jahren ein wunderschöner Besinnungsweg angelegt. Die Laaser Künstlerin Ruth Schönthaler gestaltete die vier Skulpturen, die zur inneren Einkehr rufen. Am Ortsende zweigt der alte, schmale Kirchweg unweit des Mühlhöfls ab. Hier steht die erste der Skulpturen, die harmonisch in die Landschaft und die Natur eingefügt wurden und mit dieser ein meditatives Gesamtbild ergeben.

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