Technologien für eine nachhaltigere Mobilität
Laaser Entwicklungsingenieurin bei Akkodis entwickelt Smart Battery
Laas/München - Diese Nachricht ließ aufhorchen: Tina Angerer, Jahrgang 1996 aus Laas, hat als Batterieentwicklungsingenieurin für die weltweit tätige Unternehmensgruppe Akkodis (Schweiz) einen Wechselakku entwickelt und kürzlich auf der IAA Mobility, der größten europäischen Automobilmesse, präsentiert. Welche Bewandtnis es mit dem Wechselakku hat und inwiefern die Gesellschaft damit einer grüneren Zukunft entgehen geht, hat die Bezirkszeitung der Vinschger in einem Gespräch mit der jungen Laaserin erfahren:
der Vinschger: Frau Angerer, Gratulation zu Ihrer neuesten Entwicklung im Bereich innovatives Mobilitätsökosystem! Kürzlich konnten Sie Ihr Herzstück auf der IAA in München vorstellen. Was können wir uns unter der „Akkodis Smart Battery“ vorstellen?
Tina Angerer: Die „Akkodis Smart Battery“ ist das Kernstück eines von uns konzeptionierten und entwickelten nachhaltigen Ökosystems. Dies steht für unsere Vision einer nachhaltigeren und smarteren Zukunft. Analog zu der Standardisierung der Größen bei Rundzellen - man denke zum Beispiel an die AA- oder AAA-Rundzellbatterien, die man in Fernbedienungen o.ä. verwendet,wollen wir die Standardisierung der Batterie eine Stufe höher bringen, nämlich auf Batteriemodulebene. Unser Innovationskonzept beinhaltet eine einheitliche Schnittstelle und Größe. Den Herstellern wollen wir jedoch weiterhin den Spielraum geben, verschiedene Zellchemien und -typen in der Smart Battery einzubauen. Dadurch kann man die Leistung und Eigenschaften des Moduls steuern. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Endkunde immer auf dem aktuellsten Stand der sich rasant entwickelnden Batterietechnologie ist.
Welche Anwendungsfälle deckt die Smart Battery ab?
Die standardisierten Module können in verschiedensten Anwendungen Platz finden, von E-Lastenfahrrädern, E-Rollern bis hin zu größeren E-Fahrzeugen. Ein tolles Beispiel hierfür ist die städtische Mobilität: Unser Akkodis Urban Lifestyle Vehicle (ULV) demonstriert das Zusammenspiel von zwei Wechselbatterien in einem E-Fahrzeug. Weiter kann die Batterie aber auch im Heimspeicher verwendet werden. Passend zum gesamten Ökosystem, wäre eine Batteriewechselstation, analog zur Tankstelle, denkbar.
Fahren Sie selbst auch ein Fahrzeug mit E-Antrieb? Wie stehen Sie zum Thema Nachhaltigkeit und ethische Standards in der Batterieentwicklung? Macht die E-Technik unsere Welt nachhaltiger?
Da ich in einer Großstadt wohne, habe ich kein Auto, die öffentlichen Verkehrsmittel reichen mir vollkommen. Wenn es ein Fahrzeug werden würde, dann natürlich mit E-Antrieb. Wenn man an der vordersten Front der Entwicklung ist und die aktuellen Statistiken und Forschungen vergleicht, sticht schnell ins Auge, dass E-Fahrzeuge durch die neueste Technik einem sehr hohen Sicherheitsstandard folgen. Als Unternehmen haben wir uns den höchsten ethischen Standards und Nachhaltigkeitskriterien verpflichtet, das gilt auch für die Batterieentwicklung. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass wir durch Fortschritt und Innovationen unsere Kunden darin unterstützen, nachhaltigere Lösungen auf den Markt zu bringen. Durch die standardisierte Akkodis Smart Battery gehen wir schonend mit Ressourcen um; ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft.
Wann könnte Ihre Wechselbatterie in Serie gehen, und somit schon die ersten Urban-Lifestyle-Vehicles oder Fahrzeuge mit Wechselbatterie auf den Markt kommen?
Wir als Akkodis sind weltweit einer der größten Entwicklungsdienstleister und wollen durch unser Innovationskonzept die Automobilbranche zur Nachhaltigkeit und Digitalisierung inspirieren. Das Urban Lifestyle Vehicle demonstriert die Funktionsweise der Akkodis Smart Battery innerhalb des umfassenden Mobilitäts-Ökosystems. Besucher und Besucherinnen auf der IAA konnten so die disruptive Technologie des standardisierten Batteriemoduls hautnah erfahren. Wir sind jederzeit auf der Suche nach Interessenten, um nach ihren persönlichen Anforderungen das Konzept umzusetzen. Derzeit arbeiten wir mit Partnern an Ladestationen, erneuerbaren Energien und E-Scootern, um die Anwendung unserer Batterie im Ökosystem zu testen.
Frauen und Technik, eine veraltete Vorstellung, dass das nicht zusammenpasst. Wann haben Sie Ihre Freude und Ihr Interesse an Technik und Physik entdeckt und wie haben Sie sich dahingehend ausgebildet?
Ich war immer schon sehr interessiert an Naturwissenschaften. Als ich in der Mittelschule meine Lehrpersonen nach Tipps für die Oberschulauswahl fragte, waren sich alle einig, dass eigentlich nur eine Schule in Frage kommt: das Realgymnasium mit naturwissenschaftlicher Ausrichtung in Schlanders. Als ich in Irland ein Austauschschuljahr verbracht habe, ist mir aufgefallen, wie wundervoll die Mathematik und Physik ist – egal in welchem Land man ist: diese Sprache bleibt überall gleich. Somit war die Entscheidung für Physik als Bachelorstudium an der Technischen Universität München (TUM) schnell gefallen. Im Masterstudium „Applied and Engineering Physics“ habe ich dann meine Passion Richtung nachhaltiger Energieumwandlungen und Elektrochemie entdeckt und nach dem Studium direkt einen Job in der Batterieentwicklung gefunden. Frauen sind immer noch stark in der Unterzahl in technischen Studiengängen. Genau deswegen ist es wichtig, Interesse bei Mädchen in Richtung Technik und Wissenschaft schon früh zu unterstützen. In meiner jetzigen Position fühle ich mich durch viele weibliche Vorbilder gut aufgehoben.
Wo ist Ihr Lebensmittelpunkt heute und was machen Sie in Ihrer Freizeit, wenn Sie nicht gerade forschen?
Ich bin seit mittlerweile 8 Jahren in München, habe dort im Oktober 2015 das Physikstudium angefangen und habe diese Stadt lieben gelernt. Ich bin aber immer noch sehr heimatverbunden, und daran wird sich nie etwas ändern. Meine Familie lebt in Laas, und meine besten Freundinnen sind auch im Vinschgau ansässig. Da gibt es genug gute Gründe oft nach Hause zu fahren. Vor allem involvieren alle meine Lieblingsfreizeittätigkeiten die Berge: Klettern, Wandern und generell alles, was Bergsport anbelangt. In der Natur kann ich Energie tanken und fühle mich am wohlsten. Genau deswegen sind mir nachhaltige Technologien ein großes Anliegen.
