Tiss liegt im Niemandsland
Schwergeburt Gemeindeentwicklungsprogramm
Latsch/Goldrain - Bürgermeister Mauro Dalla Barba nahm sich ausgiebig Zeit für seine Einführung. Er benötigte 25 Minuten, um das Planungsinstrument „Gemeindeentwicklungsprogramm“ vom Inkrafttreten des Landesgesetzes 2020 bis zum Gemeinderatsbeschluss am 24. Februar 2025 zur „Einleitung des Genehmigungsverfahrens“ vorzustellen. Zur Unterstützung und auch zur Beantwortung letzter Fragen des Gemeinderates waren die Diplomingenieurin und Sachverständige für Raumplanung, Margit Aufhauser, und Magister Stefan Aufhauser, Jurist für Baurecht- und Raumordnungsrecht, per Video zugeschaltet. Sie hatten als Vertreter der Firma „Kommunaldialog“ (Niederösterreich) die Gemeinde Latsch auf dem Weg zum Gemeindeentwicklungsprogramm begleitet. Bürgermeister Dalla Barba machte aufmerksam, dass man „mehr abgegrenzt habe, als man in den nächsten 10 Jahren ausweisen könne“. Der Grund: „Weil wir Entwicklung zulassen wollen.“ Er möchte aber darauf hinweisen, dass es um das Gemeindeentwicklungsprogramm gehe und nicht um eine urbanistische Widmung. Der Bürgermeister dankte der Steuerungsgruppe, zu der der gesamte Ausschuss gehörte, dem Gemeinderat und besonders Vizesekretär Christoph Gögele. Margit Aufhauser erklärte, dass die Gemeinde Latsch „viel Pionierarbeit“ geleistet und sich ein „maßgeschneidertes Entwicklungsprogramm“ erstellt habe.
Das Gefühl, übergangen worden zu sein
Gemeinderat Robert Zagler aus Goldrain meldete sich in der Ratssitzung mit der Bemerkung zu Wort, der Plan sei eine eklatante Vernachlässigung der Goldrainer. Er könne nie und nimmer mit den Siedlungsgrenzen seiner Fraktion einverstanden sein. In Latsch, Morter und Tarsch seien alle Baulichkeiten erfasst worden, während in Goldrain Teile des Dorfviertels Tschanderle und der gesamte Weiler Tiss übergangen worden seien. Dabei befinden sich Kirche und Friedhof in Tiss. Bürgermeister Dalla Barba verteidigte sich laut und engagiert: „Man muss einmal aufhören, an der Wirklichkeit vorbeizudenken“, meinte er. „Wir haben es vielen Privaten schon während des Verfahrensprozesses erklären müssen: Aufgrund der vom Land festgelegten Richtlinien war es nicht möglich, Teile des Weilers Tschanderle und den Dorfteil Tiss aufzunehmen“. „Warum wurden in Schlanders außer ein paar Hofstellen alle Häuser aufgenommen?“ wollte Zagler wissen. Man könne die Strukturen von Latsch mit denen in Schlanders und Kortsch nicht unmittelbar vergleichen, merkte Margit Aufhauser an. In Kortsch ermöglichen sie Erreichbarkeit und Wegläufigkeit, Tiss verfüge über keine öffentlichen Einrichtungen der Grundversorgung. Auf Nachfrage teilte der parteilose Goldrainer Gemeinderat Robert Zagler mit, dass er bei der Bürgerversammlung im Oktober 2024 auf die nicht berücksichtigten Weiler Tiss und Tschanderle, auf Teile von Schanzen und des westlichen Dorfteils Richtung Camping aufmerksam gemacht habe. Seine Intervention wurde von der ortsbeauftragten Referentin Irmgard Gamper an den Bürgermeister weitergeleitet und habe schließlich zu einem Kompromiss zumindest für Tschanderle geführt. Nach der bewegten Diskussion-Stunde wurde der Entwurf genehmigt. Von den 15 anwesenden Rätinnen und Räten stimmten Robert Zagler, Stefan Bauer (beide Goldrain) und die Latscher Räte Joachim Weiss und Stefan Patscheider gegen die Aufnahme des Genehmigungsverfahrens.
