Traditionsdämmerung

Publiziert in 45 / 2013 - Erschienen am 18. Dezember 2013
Es war ein tragisches Unglück und es bleibt zu hoffen, dass sich ein Vorfall dieser Art nicht mehr wiederholt. Ich spreche vom Unfall während des Schlanderser Krampuslaufs. Wie immer in solchen Situationen gehen die Meinungen derjenigen, die sich dazu öffentlich äußern, weit auseinander. Für viele hat das Feuerspucken im Rahmen der Krampusumzüge nichts mehr mit der ursprünglichen Tradition zu tun. Für andere wiederum ermöglichen es gerade solch spektakuläre und gefährliche Shows, die Traditionen aufrechtzuerhalten, da sie viele Zuschauer anziehen. Es geht mir nicht um individuelle Beweggründe, die Teilnehmer dazu bringen, mit Feuer zu hantieren, sondern allein um das letztgenannte Argument. Was ist von diesem Traditionsbegriff zu halten? Liegt es nicht gerade im Wesen echter Traditionen, dass sie um ihrer selbst willen und für sich selbst gepflegt und erhalten werden? Verkommen sie anderenfalls nicht zu einem künstlichen, kommerziellen Produkt, das andere konsumieren? Und werden sie damit nicht irgendwann inhaltsleer wie die täglichen Zeichentrickfiguren-Umzüge in Disney World? z
Christian Zelger
Christian Zelger

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