Sport und Unterhaltung in der Turnhalle.

Tun, was einem Spaß macht

Ein Schülerbeitrag von Jonas Bauer (5. Klasse, Realgymnasium Schlanders): Reportage über die Projektwoche am OSZ Schlanders.

Publiziert in 6 / 2020 - Erschienen am 18. Februar 2020

Schlanders - Eine Schülerin rennt durch den Raum. Sie hält sich mit schmerzverzerrtem Blick die rechte Hand. Blut strömt zwischen ihren Fingern hervor. Die anderen Schüler schauen nur verdutzt zu. Nach wenigen Sekunden hat der Spaß dann auch ein Ende. Denn alles war nur gespielt. „Wir stellen gerade künstliches Blut her, so wie es auch in den Filmen verwendet wird“, erklärt Professor Strimmer. Er ist einer von vielen Kursleitern, die es während dieser speziellen Woche gibt. Es handelt sich um die Projektwoche, die alle Jahre wieder im Jänner am OSZ Schlanders stattfindet.
Alle Schüler und Schülerinnen des Realgymnasiums, des Sprachengymnasiums, der Wirtschaftlichen Fachoberschule und der Technologischen Fachoberschule Schlanders können sich während der Projektwoche drei verschiedene Kurse, eingeteilt in drei Blöcke, aussuchen und diese eine ganze Woche lang besuchen. Die Angebote sind sehr vielfältig, von Sport über Allgemeinbildung bis hin zu Aufholkursen für Schüler, die in bestimmten Fächern Nachholbedarf haben. Geleitet werden die Kurse von Lehrpersonen, Experten oder sogar Schülern. 
Einer davon ist Noah Thanei, Schüler am Realgymnasium Schlanders: „Wir (Emanuel Gemassmer und Noah Thanei) wollten den Schülern etwas Spezielles anbieten und ihnen die Möglichkeit geben sich frei zu entfalten“. Die beiden leiten den Kurs „Songs covern und selber schreiben“. Die Teilnehmer können dabei selbstständig oder in Kleingruppen an eigenen Liedern arbeiten und man sieht bzw. hört die Ergebnisse.
Rhythmischer Gesang, Gitarrenspiel, Klavierbegleitung. Die Songs lassen sich hören. Aber auch Spaß darf nicht fehlen. Die schon gute Stimmung wird das ein oder andere Mal mit einem Witz aufgelockert. Die meisten Mitwirkenden besuchen auch regelmäßig in ihrer Freizeit die Musikschule. Thanei aber hat sich das Musizieren vor mehr als drei Jahren selbst beigebracht. „Mein Vater gab mir den Input und ich habe dann begonnen vor und nach der Schule immer mit der Gitarre zu spielen, ganz ohne Musikschule, nur mit Tutorial Videos“. Mittlerweile – seit Sommer 2018 - spielt er auch in einer Band. Mit diesem Kurs will er die Chance nutzen endlich mal ein selbst produziertes Musikstück zu veröffentlichen, denn er hat „oft probiert aber es noch nicht geschafft“. 

Von Technik bis zur Ortlerfront

Nachdem die 95 Minuten eines jeden Kurses vorbei sind, begeben sich die Schüler selbstständig zum nächsten Kursort. Die drei Schulgebäude der WFO, TFO und des Gymnasiums werden Orte der Begegnung. Freunde treffen sich und neue Freundschaften werden geschlossen. „Hallo“, „Hoi“, „Servus“ hört man im Sekundentakt durch das Gebäude hallen. Die Stimmung ist durchwegs positiv, alle sind gut gelaunt. Die Schüler freuen sich eine ganze Woche lang Beschäftigungen nachzugehen, die sie selbst auswählen durften und auch gerne machen. 
Das findet auch Simon Stricker: „Die Projektwoche ist die perfekte Abwechslung zum Unterricht. Man kann viele Dinge machen, die man sonst nicht tun könnte und die Lehrer sind normalerweise viel lockerer.“  Er besucht unter anderem den Kurs „Physikalische Experimente mit dem Smartphone“. Die Schüler können dort mit ihren Smartphones verschiedenste Versuche durchführen. Die meisten ohne laute Knalle, aber dafür mit umso mehr Technik und mathematischen Berechnungen. Die Formeln dafür sollten die Schüler schon beherrschen oder sie werden wiederholt, die Berechnungen übernimmt das Handy. Aber ein zögerliches „Ähm…Ja, genau!“ ist oftmals zu hören, als der Professor nach langem Raten endlich die richtige Formel auf die Tafel schreibt.
Die Kursteilnehmer untersuchen unter anderem die Beschleunigung des Aufzugs, einen elastischen Stoß, die Zentripetalbeschleunigung und den genauen Standort mittels GPS Messung. Dabei werfen sie auch einen Blick auf die Sonnenuhr am Gymnasium, die vor einigen Jahren geplant und mit Hilfe eines lokalen Unternehmens angefertigt wurde. „Die Berechnungen des Sonnenstandes für die Sonnenuhr sind eigentlich ganz einfach. Es bedarf nur einiger Informationen aus dem Internet und dann kann man die einzelnen Sonnenlinien ganz einfach mit einer Sinusfunktion beschreiben“, erklärt der Professor für Mathematik und Physik, Johann Rechenmacher.
Er zeigt den Schülern mit Freude und Leidenschaft die verschiedenen Dinge, die man mit dem Smartphone messen kann. Dinge, die vor allem für angehende Physikstudenten interessant sind. Aber auch für alle anderen Technikbegeisterten. 
Die Projektwoche bietet aber für weitaus mehr Kurse Platz. Professorin Melanie Platzer leitet den Kurs „Die Ortlerfront im Ersten Weltkrieg“. Sie selbst schrieb ihre Diplomarbeit über die Südfront und ist mittlerweile Mitglied im „Ortler Sammlerverein Erster Weltkrieg“. Besonders als sie eine Kiste mit Fundstücken mit in die Schule bringt, staunen die Schüler nicht schlecht. Mit Spannung lauschen sie den Erklärungen zu den Sammelstücken zu, die sie später auch selbst aus der Nähe betrachten dürfen. Besteck, Helme, Lampen oder Patronenhülsen. Viele Sachen sind noch gut erhalten. Man konnte alles auf den Bergen finden und viele Überbleibsel sind auch noch im Gletscher versteckt und kommen im Laufe der Jahre ans Tageslicht. „Der Grund für diese große Anzahl an zurückgelassenen Sachen ist der schnelle Abzug der Truppen nach Beendigung des Krieges“, so Professorin Platzer.

Mehr als „Pasta“

Etwas weniger nachdenkliche Stimmung herrscht im Kursraum für „Nicht nur Pasta…“. Dort geht es nicht mehr um tote Soldaten, sondern nur um Nudeln, Ravioli, Canneloni, Tortellini oder was es sonst noch alles mit Pastateig gibt. Die Herstellung ist eigentlich ganz einfach: Mehl, Ei und Salz und dann kneten. Es wird fleißig geknetet, bis der Teig die perfekte Konsistenz hat. Einige haben Glück und das Mehl vermischt sich schon auf Anhieb perfekt mit dem Ei, andere müssen noch Wasser hinzugeben. „Meiner wird einfach nichts“, sind typische Hilferufe der Schüler und Schülerinnen. Danach stellen die Schüler mit Hilfe der Nudelmaschine die unterschiedlichen Teigwaren her. Entweder einfach nur ausgerollt, um Ravioli oder Tortellini herzustellen, oder schon weiterverarbeitet zu Tagliatelle oder Spaghetti. Professor Haller gibt dabei Tipps, wie man ein perfektes Endprodukt erhält und meint: „Besonders für unsere angehenden Studenten kann die ein oder andere Sache wichtig sein, denn mit frisch gemachter Pasta kann man bei den Mädchen ordentlich punkten“ In der Turnhalle geht es währenddessen sehr spannend zu. Jeweils zwei Teams kämpfen beim Volleyballmatch um den Sieg. Die Spiele sind immer sehr knapp, die Mannschaften annähernd gleich stark. Ein „Jawoll!“ beendet die Spiele, die Gewinner freuen sich, die Verlierer klatschen ab. Danach werden kleine Wetten abgeschlossen: „Wenn wir gewinnen zahlst du mir einen Döner“, ist der beliebteste Wetteinsatz. Die 19 Teilnehmer haben sichtlich Spaß am Spiel und freuen sich über jeden Punkt. Ein blöder Spruch darf natürlich auch nicht fehlen. Schon nach wenigen Spielen erkennt man eine Verbesserung der Spielkultur. Besonders jene, die in der Freizeit nicht Volleyball spielen haben sich stark gesteigert. Frau Professor Flader ist sichtlich froh: „Es ist toll, wenn ihr so viel Spaß habt und gerne Volleyball spielt. Nicht immer werdet ihr solche Angebote haben.“

Die Welt der Farben

Das findet auch Professor Stampfer, er will zusammen mit Professor Strimmer „den Schülern in diesem Kurs die Welt der Farben näherbringen“. Dabei stellen die Schüler selbstständig natürliche Farben aus Haushaltsmitteln wie Spinat, Rohnen oder Curry her und malen mit diesen später Bilder. Der Raum ist dann manchmal mit einem strengen Geruch erfüllt, aber das ignorieren die Schüler gekonnt. Auch auf die Frage warum Rotweinflecken auf der Tischdecke blau sind, gibt der Kurs eine Antwort: Auf der Tischdecke sind Reste von basischem Waschmittel. Rotwein fungiert wie ein Indikator und färbt sich somit blau. Oder auch neue Arten einer Geheimschrift werden ausprobiert. Mit einem Lösungsmittel, das man auf das Blatt spritzt, wird dann der geschriebene Text sichtbar. „Dann werde ich mit dieser Methode Liebesbriefe in die andere Klasse schicken.“, ist von einem Schüler zu hören. „Schade, dass die Projektwoche schon vorbei ist“, fährt er fort und geht nach Hause. Nächstes Schuljahr kann dann der ganze Spaß von Neuem beginnen, wenn es wieder heißt: Die Projektwoche beginnt.

Redaktion
Vinschger Sonderausgabe

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