Gesund, frisch und biologisch: Diese Trends werden in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen.

Über den Tellerrand hinaus schauen

Publiziert in 4 / 2013 - Erschienen am 6. Februar 2013
Um Neues zu wagen, sollen die Bauern über den Tellerrand hinaus schauen und sich im Kopf frei machen. Schlanders - Dies war die Kernbotschaft von Bezirksobmann Andreas Tappeiner bei der Bezirkstagung der Bauern im Kulturhaus in Schlanders. Vor allem in der Berglandwirtschaft gelte es, den Kopf für neue Herausforderungen und Chancen frei zu bekommen. „Es sind zwar einige Prediger unterwegs, die den Leuten das Blaue vom Himmel versprechen, dann aber plötzlich nicht mehr greifbar sind,“ so Tappeiner. Es gehe darum, unvoreingenommen, nüchtern und rationell Nischen zu finden und zu besetzen: „Der Bauernbund kann begleiten, beraten und helfen, aktiv werden aber müsst ihr selbst.“ Rückblickend auf 2012 erinnerte Tappeiner an die Frostnacht auf den Ostermontag, die im Obstbau im Vinschgau durchschnittlich zu Ertragseinbußen zwischen 20 und 30% führte, „bei einigen Betrieben im Untervinschgau waren es sogar bis zu 80%.“ Der Milchpreis sei zwar stabil geblieben, doch der Anstieg der Futtermittelpreise erschwere die Situation der Berglandwirtschaft zusehends. Außerdem wirken sich auch am Berg Wetterkapriolen, wie etwa lange Trockenperioden, negativ aus. Insgesamt aber ortet Tappeiner trotz aller Schwierigkeiten auch in der Vinschger Berglandwirtschaft neue Chancen, speziell in der Produktveredelung und einer möglichst gemeinsamen Vermarktung: „Das Ahrntal macht es mit dem Projekt ‚ahrntal natur‘ vor.“ Nicht nur der Tourismus, sondern auch die Vinschger Landwirtschaft berge Potential für neue Arbeitsplätze und Erwerbsmöglichkeiten, womit wiederum die Abwanderung gehemmt werden können. Im Obervinschgau gebe es immerhin rund 600 Pendler. Gesund und biologisch Auf die Fragen, was wir morgen essen und welche landwirtschaftlichen Produkte der zukünftige Markt braucht, ging die Gastreferentin Bettina Schmid ein, die Leiterin des Bereichs Lebensmittel & Wohlbefinden im TIS. Trotz Globalisierung, die auch neue Chancen mit sich bringe, und gesellschaftlicher Umwälzungen (immer mehr Frauen in der Arbeits- und Berufswelt, viel mehr Einpersonenhaushalte als Familien usw.) sei eindeutig feststellbar, dass der Stellenwert gesunder und regionaler Produkte weiter steigt, ebenso die Bedeutung von Bioprodukten. „ahrntal natur“ sei daher ein nachhaltiges Projekt, ebenso der Vinschger Bauernladen. Unter gesunder Ernährung stellen sich die Menschen nach wie vor in erster Linie Obst und Gemüse vor. Am Markt von morgen werden daher mehr denn je regionale Qualitätsprodukte gefragt sein, „wenngleich es in Zukunft so sein könnte, dass wir die Produkte im Supermarkt nur mehr auf Bildern sehen, sie per Handy bestellen und nur mehr zu warten brauchen, bis man sie uns nach Hause liefert.“ Laut Schmid müsse die Landwirtschaft noch stärker über den Tellerrand hinaus schauen, neue Möglichkeiten erkennen und auch nutzen. „Politische“ Bauern Dass in Kürze Parlamentswahlen und im Herbst Landtagswahlen anstehen, war seh- und hörbar. „Es ist unser Recht und unsere Pflicht, auf allen politischen Ebenen jene Personen zu unterstützen, die wir für die jeweils richtigen halten, ganz egal ob über Medien, mit SMS oder über andere Kanäle,“ so die unmissverständlichen Worte von Landesobmann Leo Tiefenthaler. Hans Berger, bis vor kurzem noch Landesrat und jetzt einer der SVP-Senatskandidaten, meinte, dass 2013 nicht nur wegen der Wahlen eine neue Ära beginne, sondern auch wegen der EU-Agrarpolitik, denn es sind die Richtlinien 2014- 2020 festzulegen. Die Zeichen für die Unterstützung der Berggebiete stünden nicht schlecht. Bei der Umsetzung der „EU-Leitplanken“ in Rom sei die Stimme Südtirols unerlässlich. Als das größte Thema 2013 nannte Berger die Pflanzenschutzrichtlinien. Der Obstbau sei ebenso betroffen wie die Gründlandwirtschaft: „Ein gegenseitiges Bekämpfen oder stures Beharren wären äußerst kontraproduktiv. Wir müssen auch in diesem Punkt gemeinsam anwendbare Lösung finden.“ Tiefenthaler nannte als Schwerpunkte im neuen Jahr den Aufbau eines Innovationsschalters in der Zentrale in Bozen und einer Genossenschaft für Agrarkredite sowie die Bündelung der Kräfte für die Schaffung eines einheitlichen Beratungsdienstes für die Bergbauern, und zwar nach dem vorbildhaften Muster des Beratungsringes für Obst- und Weinbau. Die Förderung der Berglandwirtschaft sei zu festigen und auszubauen. Rege Diskussion Bei der Diskussion wurden viele Themen angesprochen. Angeregt wurde etwa, dass sich die Viehzuchtverbände zu einer einzigen Dachorganisation zusammenschließen sollten. Berger begrüßt dieses Ansinnen. Der Vorstand des Braunviehzuchtverbandes mit Obmann Luis Hellrigl habe sich bereits mehrheitlich in diesem Sinn ausgesprochen. Aufgeworfen wurde auch das Fehlen einer Beregnungsanlage auf der „oberen Malser Haide“, speziell auf Flächen in St. Valentin. Ohne staatliche Finanzierungshilfe werde sich diese Vorhaben laut Berger nicht umsetzen lassen. Zur Sprache kamen weiters die zu hohe Rotwilddichte auf der Vinschger Sonnenseite und im Gemeindegebiet von Mals, unnütze Bestimmungen in punkto Arbeitssicherheit, die nach wie vor fehlende eigenständige Verwaltung des Südtiroler Nationalparkanteils sowie „Reibungspunkte“ zwischen Obstbau und Grünlandwirtschaft im Obervinschgau. Biobauern seien teilweise in ihrer Existenz bedroht. Hans Berger mahnte hierzu erneut gemeinsame Lösungen an, wie sie der GEOS- und VI.P-Obmann Karl Dietl vorantreibe: „Diese Thema ist einvernehmlich zu lösen, sonst haben wir einen Dauerkonflikt, der allen schadet.“ Angeregt wurde, die Südtiroler Weinstraße bis in den Vinschgau zu führen. Politische Ehrengäste der gut besuchten Bezirkstagung waren die SVP- Landtagsabgeordneten Maria Hochgruber Kuenzer, Sepp Noggler und Arnold Schuler sowie die SVP-Parlamentskandidaten Karl Zeller und Albrecht Plangger. Neben hohen Funktionären aller bäuerlichen Organisationen waren auch Vertreter anderer Wirtschaftszweige, der Forstbehörde, der landwirtschaftlichen Schulen, des Nationalparks und weitere Behörden anwesend. Mehrfach gedankt wurde dem Bezirksleiter Johann Wallöfer und seinem Mitarbeiterstab. Sepp Laner
Josef Laner
Josef Laner

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