Über sich hinausgewachsen

Publiziert in 13 / 2014 - Erschienen am 9. April 2014
Naturns - Ein Frühjahrskonzert machte betroffen. Die Musikkapelle Naturns hatte tief beeindruckt und Fragen aufgeworfen: War das Programm nun Zufall oder bewusste Aktualität? Hatte der Dirigent in der Stückwahl nur sein Orchester – Musikkapelle klingt schon banal – im Kopf oder sind Kriege und Katastrophen, aber auch Sieg und Rhythmus Bezüge zu jüngsten Ereignissen? Der Kenner ließ bewundernd die Klänge nachhallen, der Laie hatte noch die schwungvolle „Nachspielzeit“ im Ohr. Beide Zuhörerkategorien mussten sich fragen: Wie viel Können und Zeit sind aufzuwenden oder wie viel Freude an der Musik müssen 66 Mitwirkende aufbringen, um eine derartige Leistung zu vollbringen? Über jeder Frage stand die runde und geschlossene Aufführung. Das waren nicht mehr Musikanten unter einem Taktstock, das waren 66 Individualisten, die ein Blasorchester bildeten, die sich eingelassen hatten, Heroisches und in Worten Unsägliches in Klang und Melodie wiederzugeben. Kapellmeister Dietmar Rainer (im Bild) hat seinem „Klangkörper“ mit ­Beethovens Egmont ­Heroisches zugetraut, mit ­Alexander Comitas‘ Elegy for ­Tohoku Endzeitstimmung erzeugt und in Jan de Haans Banja Luka Unvorstellbares aufgegriffen. Jan van der Roost‘s Balkanya war Überwindung durch Tanz und Rhythmus­wechsel. Beschwörende Trauer klang aus Frank Tichelis An American Elegy, um kontrastreich-keck in Frigyes Hidas‘ Symphonic Movement­­ auszuklingen. s
Günther Schöpf
Günther Schöpf
Vinschger Sonderausgabe

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