Unterschiedliche Geschwindigkeiten
Publiziert in 39 / 2016 - Erschienen am 3. November 2016
Zwischen Glurnser Stadtrat und Gemeinderat kommt es wegen unterschiedlicher Geschwindigkeiten zwischenzeitlich zu Reibungen.
Glurns - Bevor die Bürger von Glurns ungestört von Rad- und Autofahrern in der neuen Naherholungszone am Rande der Oberen Au lustwandeln können, bedurfte es einer ausgiebigen, manchmal unruhigen Diskussion in der Ratssitzung vom 26. Oktober. Bürgermeister Luis Frank hatte den Mitarbeiter im Amt für Landschaftsökologie und Zuständigen für die Landschaftsplanung Süd-West, Georg Praxmarer, eingeladen. Er sollte Hintergründe und Auswirkungen der Unterschutzstellung als Biotop erklären. Bürgermeister Frank erinnerte, dass die Weideinteressentschaft auf den Antrag des Heimatpflegevereines, die Au unter Schutz zu stellen, reagiert und eine „uneingeschränkte und ausschließliche Nutzung“ eingefordert habe. Das Grundkonzept, so Praxmarer, sehe vor, dass die bisherigen Nutzungsformen nicht angetastet würden. Der Rückgang des Viehbestandes ermögliche es aber, dass Beweidung und Er-
holung auch nebeneinander Platz hätten. Dies unterstrich auch der Bürgermeister: „Wir werden die Rechte berücksichtigen und daher den geplanten Rundwanderweg am Rand der Au vorsehen. Noch heuer soll der Einreicheplan erstellt werden; die Gelder stehen nämlich schon zur Verfügung. Die Obere Au soll der Interessentschaft, aber auch der gesamten Bürgerschaft etwas bringen.“ Auf die Frage von Rosa Pichler Prieth, warum 2 private Auen mit der Unterschutz-
stellung belegt würden, obwohl alles so bleiben solle, wie es war, begann eine rege Diskussion mit Wortmeldungen mehrerer Räte und des Landwirtschaftsreferenten Armin Bertagnolli. Mehrmals tauchte die Frage auf „Warum redet man nicht mit den Besitzern?“ Die Änderung am Landschaftsplan wurde gegen die Stimmen von Heinz Riedl, Rosa Pichler Prieth und Martin Prieth befürwortet. Letzterer begründete seine Gegenstimme mit dem Werteverlust für private Grundstücke durch die Ausweisung als Biotop. Den Vorwurf, dass man nicht informiert wurde, brachte auch Heinz Riedl im Zusammenhang mit den Tagesordnungspunkten 5 und 6, „Bilanzänderungen“, vor. Dass 200.000 Euro zusätzlich für den „Bau von Tiefgaragen und für die oberirdische Gestaltung im Bereich Schulhof“ zu genehmigen waren, erklärte er mit der Eile der Planungen und des Baubeginns. „Ihr treibt 'Farabel' mit öffentlicher Geldern, weil ihr zu überstürzt das Projekt angegangen seid“, lautete einer der Vorwürfe Riedls. Man könne nicht am 22. Juni eine Gemeinderatssitzung anberaumen, im September mit dem Bau beginnen und erst am 4. Oktober den Rat zur informellen Sitzung einladen. Andere Gemeinderäte sollen bereits bei der Oktober-
Sitzung Dampf abgelassen haben. Die Bilanzänderung wurde gegen die Stimme von Heinz Riedl und einer Enthaltung von 10 Ratsmitgliedern genehmigt.

Günther Schöpf