Hand in Hand mit der Erderwärmung dringt auch die Vegetation in immer höhere Gefilde vor, wie diese Zirben am Fuße des Ortlers zeigen.
Dieser männliche Steinschmätzer geriet uns auf der Krone einer jungen Zirbe vor die Linse.

Vegetation „klettert“ nach oben

Publiziert in 13 / 2023 - Erschienen am 18. Juli 2023

Sulden - Hand in Hand mit dem Klimawandel fasst auch die Vegetation in immer höheren Lagen Fuß. Ein Beispiel dafür ist die Zirbe. In Sulden zum Beispiel sind mittlerweile bereits unterhalb der Tabarettahütte, die auf 2.556 Metern Meereshöhe liegt, junge Zirbenbäume zu beobachten. Als wichtigster Faktor der Verbreitung der Zirbe gilt der Tannenhäher. Er ernährt sich im Sommer von Insekten, Eidechsen, Fröschen, Vogeleiern und Beeren. Im Winter verspeist er mit Vorliebe die Samen von Nadelbäumen, wobei er es speziell auf die Zirbe abgesehen hat, genauer gesagt auf die hochkalorischen Samen, die „Zirbelnüsschen“. Im Herbst legt der Tannenhäher seinen Wintervorrat an. Er hackt ein Loch in den Boden und weitet es mit dem offenen Schnabel aus, um die Samen darin zu verstecken. Jeder Vogel legt zahlreiche solcher Depots an. Obwohl die Verstecke oft ungünstig für die Keimung sind, treiben immer wieder genug Samen aus, um den Bestand der Zirbe zu sichern. Somit trägt der Tannenhäher maßgeblich zur Verbreitung der Zirbe bei, auch in immer höheren Lagen. - Nicht einen Tannenhäher, sondern einen anderen Vogel haben wir kürzlich auf der Krone einer jungen Zirbe unterhalb der Tabarettahütte beobachtet. Wie der Biologe und Vogelexperte Udo Thoma aus Prad bestätigte, handelte es sich um einen männlichen Steinschmätzer mit Futter für die Jungen. Die Steinschmätzer sind im Flug sehr leicht an ihrer charakteristischen schwarz-weißen Schwanzfärbung zu erkennen. Sie fressen hauptsächlich Insekten, aber auch Spinnen, Schnecken und Regenwürmer. Im Herbst fressen sie auch Beeren. Steinschmätzer sind als Brutvögel in ganz Europa verbreitet. Sie kommen hauptsächlich im Gebirge vor, bewohnen aber auch andere Landschaften, bevorzugen dabei offenes und steiniges Gelände. Als Langstreckenzieher hat der Steinschmätzer lange Flügel und kann gewaltige Flugleistungen vollbringen. So fliegen die Brutvögel Grönlands teils im 3.000 Kilometer langen Direktflug über den Atlantik auf die Iberische Halbinsel, teils über Island und Großbritannien, um in ihre Überwinterungsgebiete südlich der Sahara in Afrika zu gelangen.

Josef Laner
Josef Laner

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