Aus der Schule geplaudert: Paul Thöni, Vizebürgermeisterin Sibille Tschenett und Bürgermeister Ulrich Veith.

„Vergeltsgott im Namen der Gemeinde!“

Publiziert in 41 / 2013 - Erschienen am 20. November 2013
Die Schulpioniere Paul Thöni und Max Bliem und der Gemeindearzt Martin Brugger sind Ehrenbürger der Gemeinde Mals. Mals - Die Zeiten haben sich geändert. Seit dem 30. September 2013 können auch „Nicht-in-Mals-Geborene“ in den Stand der Ehrenbürger aufsteigen. Damals hat der Malser Gemeinderat den Empfehlungen von Rat Bruno Pileggi und Vizebürgermeisterin Sibille Tschenett Folge geleistet. Sie schlugen drei bekannte Malser als Ehrenbürger vor. Am Sonntag vor Martini wurden dann der Paul Thöni (87), der gebürtige Burgeiser Max Bliem (77) und der Pusterer Martin Prugger (69) für ihre Verdienste öffentlich geehrt. Die Messfeier mit Abt Markus Spanier von Marienberg und Dekan Stefan Hainz war ein erster Höhepunkt. Bevor ihnen die Urkunden verliehen und die von Erich Stecher gemalten Portraits enthüllt wurden, spielte die Musikkapelle unter Kapellmeister Hanspeter Rinner auf. Vor Familienangehörigen und Ehrengästen, darunter den ersten Maturanten der ersten Malser Oberschule, überbrachten Bürgermeister Ulrich Veith und Stellvertreterin Tschenett den Dank der Gemeinde. „Sie haben bleibende Spuren hinterlassen. Für sie gab es nicht Dienst nach Vorschrift und kein Abschalten nach Dienstschluss, „aber sie hatten alle eine Vision“, sagte Veith und dankte für ihre Leistungen zum Wohle der Allgemeinheit: „Vergeltsgott im Namen der Gemeinde!“ Mit Ecken und Kanten Oberschuldirektor Herbert Raffeiner präzisierte als Laudator, dass bei der Verleihung einer Ehrenbürgerschaft nicht nur die „reine Seele“, sondern der Mensch mit Ecken und Kanten erkennbar sein müsse. Thöni und Bliem hätten nicht nur die Obervinschger Schullandschaft maßgeblich geprägt, sondern durch ihre Präsenz im Dorf und ihre Art, das Leben zu interpretieren, die Bildung zu einem hohen Stellenwert gebracht. „Als unbestrittene Menschenfreunde haben sie sich durch Leistungsbereitschaft, Hintergründigkeit und Witz ausgezeichnet und auch die Gasthauskultur gepflegt“, führte Raffeiner aus. Mit der Einführung der „ersten Lateinmittelschule auf dem Lande“ 1958 habe Paul Thöni den Grundstein für das Oberschulzentrum gelegt. Seiner Philosophie „Schnaps ist Schnaps und Dienst ist Dienst“ sei er treu geblieben bis zur Pensionierung im Jahre 1985. Seither sei er keinen Tag untätig geblieben, merkte Raffeiner an. Trotz seiner Kriegsverletzung zeigte sich der neue Ehrenbürger Paul Thöni standhaft und mikrophon-fit. Er bezeichnete sich als „glücklichen Fall“; den „Verantwortlichen für den heutigen Aufwand“ dankte er und die Ehre möchte er auf alle seine Mitarbeiter ausgedehnt wissen. Lebenslänglich in Mals Im Falle von Max Bliem hatte Herbert Raffeiner eine eher unbekannte Seite ausgegraben. Als Student der Geschichte habe er mit seiner Abschlussarbeit die moderne Stadtgeschichtsforschung von Glurns eingeleitet. Bliem sei es gelungen, die Segnungen der Autonomie für Mals zu nutzen, Netzwerke zu bilden und „in der Landesbürokratie wie ein Fisch im Wasser unterwegs zu sein“. Es sei Bliems Verdienst, dass in Mals die Kaufmännische Lehranstalt, die Fachschule für Frauen- und Sozialberufe, die Handelsoberschule und Lehranstalt für Soziales und schließlich als Krönung seines Lebenswerkes die Sportoberschule in Mals entstanden seien. Bliems Vision als Schulmann war: Jeder soll etwas werden können. Als Kulturmensch habe er die drei K geschätzt: Klöster, Kirchen, Keller, fasste Laudator Raffeiner zusammen. Max Bliems Dankesrede war ausgiebig und so wie man ihn seit 1972 in Mals kennt: selbstironisch und hintergründig. „Es ist ein Wunder, dass ein „Burgeiser Norgg“ in Mals Fuß fassen konnte“, meinte er und hatte die Lacher auf seiner Seite, als er mit Blick auf seine Frau Gisela von „der hartnäckigen Oberländerin“ sprach, die ihm „in Mals lebenslänglich“ verpasst habe. Der Pusterer hat sich behauptet Der einstige Berufskollege, derzeit Koordinator im Ärztesprengel Obervinschgau und Gemeindearzt in Prad, Wunibald Wallnöfer, führte in die Lebensgeschichte Martin Bruggers ein, des jüngsten Ehrenbürgers in Mals. Die erste Nacht in Mals, am 1. Oktober 1974, habe Brugger im Gasthaus verbracht, erzählte er. Mit der Musikkapelle sei der Pusterer empfangen worden. Alles habe man dem neuen Gemeindearzt zugetraut, auch das Zähne Ziehen. Wallnöfer hob als „außergewöhnliche Leistung“ hervor, dass Brugger zusammen mit dem Grauner Gemeindearzt Hans Waldner in einer Zeit des Ärztemangels an die 14.000 Patienten im Oberen Vinschgau zu versorgen hatte. Es folgten Episoden aus dem Leben und Wirken des umtriebigen Martin Brugger, der nichts mehr hasste, als sich um Statistiken zu kümmern und der immer davon geträumt habe, „ein Spitalele“ zu führen. In Mals war es das Altersheim mit seinen 25 Betten. Am 13. Juni 2011 ist Martin Brugger in Pension gegangen. Sieben Jahre lang habe er noch das neue, moderne Altersheim genießen können, erzählte Wallnöfer. Der Geehrte selbst erinnerte sich: „Es waren Zustände damals in Mals wie höchstens in Lambarene beim Urwaldarzt Albert Schweitzer“. „Den Malserinnen und Malsern wünsche ich Gesundheit und ein langes Leben“, beschloss Brugger seine Dankesworte. Günther Schöpf
Günther Schöpf
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