Hanspeter Staffler
Andreas Tappeiner
Ulrich Veith
Roselinde Gunsch Koch
Herbert Raffeiner
Hermann Knoflacher
Helmuth Moroder
Ingrid Karlegger
Am Podium wurde diskutiert.
Blick auf die Umfahrung von Laas.

Verkehr ist kein Schicksal

„Verkehr im Vinschgau – Wohin geht die Reise?“ lautete der Titel eines kürzlich stattgefundenen Diskussionsabends der Umweltschutzgruppe Vinschgau im Kulturhaus von Schlanders.  

Publiziert in 4 / 2020 - Erschienen am 4. Februar 2020

Schlanders - Die Vorsitzende Ingrid Karlegger konnte auf einen vollbesetzten Sparkassensaal blicken, als sie erklärte, dass der Abend vor allem dazu diene, zu bewerten, welche sozio-ökologischen Auswirkungen die Verkehrsplanung im Vinschgau habe und ob sie den Klimaschutzzielen angepasst sind. Es gehe auch darum, die Bevölkerung endlich zu informieren, welche Großprojekte im Raum schwirren und wohin laut der politisch Verantwortlichen die Reise gehen soll. Mit Hilfe des Verkehrsexperten Helmuth Moroder und des Verkehrsplanungsexperten Hermann Knoflacher wurden dem Publikum einige Großprojekte vorgestellt und daraufhin bewertet, ob sie die jeweils besten Lösungen für den Vinschgau darstellen.
Die Projekte waren die Umfahrung Forst-Töll-Rabland, die Aufwertung der Passstraße Stilfserjoch, die Umfahrung Kastelbell, die Umfahrung Oberland und der Durchstich Ortler. Falls diese großzügigen Umfahrungsprojekte allesamt realisiert würden, käme dies einer Autobahn durch den Vinschgau gleich und würde dem Transitverkehr Tür und Tor öffnen. Zugleich warnte Moroder als Grödner davor, die Aufnahme der Stilfserjochstraße in die Liste des UNESCO-Kulturerbes zu beantragen. Es sei nicht mehr zeitgemäß, wenn die Passstraße bei den Zielgruppen Motorräder, Oldtimer und Autofreaks beworben werde.

„Vinschgerbahn kann Verkehr entlasten“

Helmuth Moroder zeigte sich als großer Befürworter der Vinschgerbahn und deren Elektrifizierung. Dadurch soll es zu einer erheblichen Verstärkung, was die Leistung der Bahn betrifft, kommen. Der durchgehende 30-Minutentakt, die Direktzüge nach Bozen, Lienz oder Innsbruck und die zweieinhalbmal so vielen Sitzplätze sollen bis zu 17.000 Fahrgäste am Tag generieren. „Die Vinschgerbahn hat großes Potential, den Straßenverkehr zu entlasten“, so Moroder. Den Ausbau beider Verkehrsadern durch den Vinschgau sehe er daher als nicht notwendig an. 
Der Vinschgau liege ihm am Herzen, so der Verkehrsplaner Hermann Knoflacher. Er warnte davor, dass „man hier noch sehr viel zerstören kann“. Daher liege die Verantwortung für die Mobilität bei den Planern von Siedlung und Verkehr. Wenn also die Strukturen verändert werden, ändert sich auch das Verhalten der Bevölkerung. Sprich: Autos gehören nicht in die Zentren, dafür Rad- und Gehwege, Bushaltestellen und Bahnhöfe, damit die Menschen auf die öffentliche Mobilität leichter zurückgreifen können. Nach wie vor stehe er zur These: wer Straßen sät, wird Verkehr ernten; „dann kommen die großen Hunde von Süden und von Norden“, warnte er. „Denn Verkehr ist kein Schicksal.“

„Stehen am Scheideweg“

An der Diskussion am Podium nahmen anschließend  neben den beiden Referenten die Bürgermeisterin Roselinde Gunsch Koch und ihre Amtskollegen Ulrich Veith und Andreas Tappeiner, sowie der Landtagsabgeordnete Hanspeter Staffler und Diskussionsleiter Herbert Raffeiner teil. „Wir stehen am Scheideweg“, sagte Hanspeter Staffler, „entweder wir investieren in die Bahn oder in die Straße. Wenn wir in die Straße investieren, dann Klimaland Südtirol ade!“
Roselinde Gunsch Koch hat die 30er Zone und einen Fußgängerweg entlang der Straße in Taufers realisiert und somit die Verkehrssituation spürbar verbessert. Dafür erntete sie großen Zuspruch am Podium. Besser als Straßenprojekte voranzutreiben, sei es, die Belastung der Anrainer zu reduzieren und gleichzeitig den hohen Grundverbrauch einzudämmen, forderte Ulrich Veith. Auch die Bezirksgemeinschaft verfolge dieses Ziel, bestätigte Andreas Tappeiner. Und dass die lokale Politik kein Interesse an einem Ortler-Durchstich oder an großen Umfahrungsprojekten habe, wurde ebenfalls betont. 
Lob kam vom SVP-Bezirksobmann Albrecht Plangger. Das Radwegenetz, die bevorstehende Elektrifizierung der Bahn, Citybus und Buslinien seien vorbildhaft. Das Hauptaugenmerk müsse nun auf den Steinschutzbau in der Latschander und die Galerien in Graun liegen. 

Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher

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