Viehwirtschaft: Neue Perspektiven und Potentiale
Publiziert in 30 / 2014 - Erschienen am 3. September 2014
Am 10. September dreht sich alles um die Milch: Bergmilch Südtirol und Alce Nero stellen zukunftsfähige Möglichkeiten für die Viehwirtschaft vor.
Mals/Graun - Es ist ein Treffen, zu dem am 10. September in Graun (14 Uhr Vereinshaus) und in Mals (20.30 Uhr Kulturhaus) alle Obervinschger Viehbauern eingeladen sind. Gemeinsam mit dem Geschäftsführer von Bergmilch Südtirol, Robert Zampieri, und dem Leiter des italienischen Lebensmittelvertriebs Alce Nero, Lucio Cavazzoni, könne man sehen, wohin die gemeinsame Reise gehen kann, erklärt Günther Wallnöfer. Konkret geht es dabei um Bio-Milch. Um viel mehr Bio-Milch als bisher. Die bekannten Hürden rund um das Thema Umstellung, so der Laatscher Bioland-Bauer, seien keineswegs so groß wie allgemein angenommen. Die Möglichkeiten und Zukunftschancen hingegen seien enorm. Fragen rund um das bevorstehende Treffen an einen, der mit und von Bio lebt.
der Vinschger: Das Problem ist bekannt: selbst wenn eine Umstellung zur biologischen Milchproduktion nur sechs Monate dauert, stehen viele Viehbauern einer Umstellung zur biologischen Milchproduktion zögerlich gegenüber. Haben Bergmilch Südtirol und Alce Nero Pläne in der Tasche, die das ändern könnten?
Günther Wallnöfer: Alce Nero würde den Vertrieb übernehmen und eine Abnahme und Verteilung in ganz Italien garantieren. Es ist ein vor allem in der heutigen Zeit großer Vorteil, auch große Mengen regional und national zu verkaufen und vom Milch-Weltmarkt wegkommen zu können. Eine Chance, die sich auch langfristig rechnen wird.
Welche konkreten Anreize gibt es denn?
Einige gibt es bereits heute schon. Es gibt Höchstförderungen für einen Umbau der Ställe, die dann der biologischen Landwirtschaft entsprechen. Bei einigen Bauern fiele heute bereits nur wenig Umstellungsarbeit von der konventionellen zur biologischen Landwirtschaft an. Heute werden ca. 2.800 Liter täglich produziert. Die Chancen für den Obervinschgau, ca. 10.000 Liter täglich zu produzieren, die Chancen für die Vinschger Bauern, 20 Prozent mehr als für konventionelle Milch, also derzeit mindestens 61 Cent pro Liter Bio-Milch zu bekommen und die Chancen, die Milch national verkaufen zu können und unabhängig vom Weltmarkt zu arbeiten, sind natürlich enorm. Alce Nero kauft ausschließlich Bio-Milch, die dann von der Bergmilch größtenteils in Bio-Joghurt verwandelt werden soll. Auch die konventionellen Bauern fragen sich mehr und mehr, welche Transportwege beispielsweise das Soja im Kraftfutter hinter sich hat und zu welchen Bedingungen es angebaut wird. Und ob dies langfristig finanzierbar ist.
Sind die Ängste vor zu vielen Kontrollen nicht auch berechtigt?
Nein. Es bleibt in vielerlei Hinsicht einiges gleich. Bei den Förderungsformularen muss angegeben werden, dass man einen Bio-Betrieb führt. Die Tierärzte haben die Aufgabe, jene Arzneimittel zu verwenden, die für Bio-Betriebe zugelassen sind und sind dementsprechend ausgerüstet. Einmal jährlich wird der Betrieb durch eine Biokontrollstelle kontrolliert. Die tiergerechte Haltung muss gegeben sein.
Was wünschen Sie sich von der Politik?
Die Südtiroler Milchwirtschaft schreit nach Bio-Milch. Ich hoffe, dass die neue Landesregierung die biologische Viehwirtschaft tatkräftig unterstützt, denn das käme der gesamten Viehwirtschaft im Vinschgau zu gute. Ich wünsche, dass die Landwirtschaftsschulen die biologische Landwirtschaft ernst nehmen. Fest steht, dass diese neuen Perspektiven in Richtung mehr Bio-Milch ein Riesenpotential für die Viehwirtschaft im Vinschgau sind.
Interview: Katharina Hohenstein

Katharina Hohenstein