Vieles brennt unter den Nägeln
Parkplan, Wassernutzug, EU-Agrarpolitik und weitere „heiße Eisen“
Schlanders - Eine ganze Reihe von Anliegen und „heißen Eisen“, die der Landwirtschaft im Vinschgau unter den Nägeln brennen, kamen am 15. März bei der Bezirkstagung des Bauernbundes im Kulturhaus in Schlanders zur Sprache. Rückblickend auf 2018 erinnerte der Bezirksobmann Raimund Prugger an die große Trockenheit im Frühjahr. Der erste Heuschnitt fiel teilweise aus. Insgesamt gesehen war das Futterjahr aber gut. Die Milchpreise seien stabil geblieben, „die Schlachtpreise waren ansehnlich.“ Zu bedenken gab Prugger die neuen und zum Teil sehr strengen Auflagen bei der Jungtieraufzucht. Die Erträge aus der Obstwirtschaft bezeichnete Prugger als zufriedenstellend. Von einer guten Stimmung sprach er im Bereich des Weinanbaus. In diesem Sektor gebe es weiterhin Luft nach oben, wie übrigens auch im Gemüseanbau, speziell beim Blumenkohl. Als besonders brennende Themen nannte Prugger u.a. den Nationalparkplan, der zurzeit zur Diskussion steht, den Wassernutzungsplan und die Rotwilddichte. „Bei zwei Aussprachen mit Vertretern der Jägerschaft stellte sich heraus, dass man sich gemeinsam für eine Reduzierung des Rotwilddichte einsetzen will“, so der Bezirksobmann.
EU-Agrarpolitik
Über die Perspektiven für die Südtiroler Landwirtschaft im Rahmen der europäischen Gesetzgebung sprach der EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann. Im Hinblick auf die künftige Förder-Periode, die zu Beginn des Jahres 2021 anlaufen wird, sagte Dorfmann, „dass wir mit allen Mitteln versuchen werden, die Finanzierung der zweiten Säule, bei der es um die ländliche Entwicklung geht, mit Ausgleichszahlungen und Umweltprämien auf dem aktuellen Niveau zu halten.“ Bezüglich der ersten Säule (Direktzahlungen) bemühe man sich, Ungleichheiten auszuwetzen. Raimund Prugger und Landesobmann Leo Tiefenthaler riefen die Bäuerinnen und Bauern dazu auf, bei der Neuwahl des EU-Parlamentes im Mai 2019 wieder Herbert Dorfmann zu unterstützen.
Tourismus und Landwirtschaft
Arnold Schuler, Landesrat für Landwirtschaft und Tourismus, gab sich überzeugt, „dass die Landwirtschaft und der Tourismus zwei Bereiche sind, die gerade in Südtirol zusammenpassen, und zwar im Interesse beider Seiten.“ Vor allem in der westlichen Landeshälfte und speziell im Vinschgau „lässt sich vieles produzieren.“ Um die Zusammenarbeit zwischen Tourismus und Landwirtschaft weiter auszubauen, seien beide Seiten gefordert. Schuler: „Es gilt, das Produkt und den Absatz zusammen zu führen, ohne dabei neue und teure Strukturen aufzubauen.“ Vor allem für die Berglandwirtschaft sieht Schuler eine große Chance. Er kündigte die Ausarbeitung von eigenen Konzepten an.
Wassernutzung, Parkplan und mehr
Die zum Großteil bereits in den Reden der Bauerbund-Funktionäre angesprochenen Themen wurden auch bei der Diskussion zur Sprache gebracht. Paul Wellenzohn etwa, der Präsident des Bonifizierungskonsortiums, gab zu bedenken, dass der Gewässernutzungsplan Einschränkungen vorsehe und dass laut dem Nationalparkplan-Entwurf keine neuen Speicherbecken mehr gebaut werden dürfen. Josef Maschler aus Martell sprach im Zusammenhang mit dem Parkplan-Entwurf von einer „Glasglocke, die man uns überstülpen will und in der die Luft zum Atmen dünner wird.“ Er hoffe sehr, dass die vielen Einwände zum Parkplan ernst genommen werden. Laut Raimund Prugger ist es wichtig, dass die Bauern in den Nationalpark-Gemeinden auch in Zukunft die Möglichkeit haben, ihrer Arbeit nachzugehen und ihre Höfe weiterzuentwickeln. Zum Thema Kiefernprozessionsspinner, das Raimund Niederfriniger aufwarf, meinte Georg Pircher, Amtsdirektor des Forstinspektorates, dass man nicht alle ca. 950 Hektar, die betroffen sind, biologisch vom Hubschrauber aus bekämpfen könne, sondern nur Föhrenwald-Flächen in der Nähe von Wohngebieten sowie Flächen, wo es viele Wanderwege gibt. Florian Weissenhorn vom Sonnenberg warf das Thema der hohen Rotwilddichte auf und Werner Perkmann aus St. Martin im Kofel jenes von fehlenden Infrastrukturen für die Geflügelschlachtung. Grußworte überbrachte heuer auch Elmar Monz, der Bezirksobmann des Tiroler Bauernbundes im Bezirk Landeck: „Wir haben viele ähnliche Anliegen wie ihr hier im Vinschgau“, sagte Monz. Im Bezirk Landeck gebe es sehr gute Ansätze einer fruchtbringenden Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Tourismus. Um dieses Thema kümmere sich eine eigene Person, die vom Land Tirol bezahlt wird. Es gehe im Wesentlichen darum, „unsere Produkte direkt an die Tourismusbetriebe zu liefern.“ Laut Monz müssen die Berggebiete in Österreich, Deutschland und Südtirol in Zukunft enger zusammenrücken.