Landtagspräsident Sepp Noggler

Vinschger Landtags-Boss

Landtagspräsident Sepp Noggler hat seine Arbeit aufgenommen.  

Publiziert in 6 / 2019 - Erschienen am 19. Februar 2019

MALS - Tagtäglich von Mals nach Bozen. Das Pendeln in die Landeshauptstadt, das kennt er. Seit über zehn Jahren ist der ehemalige Malser Bürgermeister Josef „Sepp“ Noggler (61) Teil des Landtags. Bei den letzten Wahlen konnte er 10.093 Stimmen auf sich vereinen. Viele sahen in ihm einen Landesrat, die SVP Vinschgau forderte einen Landesrat Noggler. Doch es kam anders, weder in der Landesregierung noch in der Regionalregierung war Platz. Stattdessen wurde es für Noggler das Amt des Landtagspräsidenten. Ein prestigeträchtiges, ein hohes Amt. Der Landtagspräsident vertritt den Landtag nämlich nicht nur nach außen, sondern beruft den Landtag auch ein und führt bei den Sitzungen den Vorsitz. Noggler hat die Aufgabe, die Ordnung aufrecht zu erhalten, und sorgt für die Einhaltung der Geschäftsordnung. Als Landtagspräsident steht er der Landtagsverwaltung vor und sorgt mit deren Hilfe für die ordnungsgemäße Abwicklung der anfallenden Arbeiten. Noggler hat das Amt des Landtagspräsidenten während der ersten Hälfte der Legislaturperiode inne, in der zweiten wird er dann voraussichtlich das Amt des Regionalratspräsidenten übernehmen. Im der Vinschger - Interview spricht Noggler über sein neues Amt, die Chancen für den Vinschgau, hausgemachte SVP-Probleme und vieles mehr. 

der Vinschger: Vom Abgeordneten zum Landtagspräsidenten. Wie haben Sie sich in den vergangenen Wochen eingelebt? 

Sepp Noggler: Der Landtag ist für mich nichts Neues, ich bin ja schließlich schon einige Jahre dort. Jedoch ist die Funktion eine andere, der Aufgabenbereich hat sich schon deutlich geändert. Das Amt des Landtagspräsidenten ist ein hohes Amt, ich habe großen Respekt vor dieser Aufgabe. Schon in den vergangenen Wochen standen einige Antrittsbesuche auf dem Programm, bei der Generalstaatsanwaltschaft, beim Regierungskommissariat, aber auch bei der Volks- sowie Kinder- und Jugendanwaltschaft, wobei es sich um Gremien handelt, die beim Landtag angesiedelt sind. 

Sie haben einen Posten als Landesrat angestrebt. Überwiegt die Enttäuschung, diesen nicht erhalten zu haben oder die Zufriedenheit, Landtagspräsident geworden zu sein? 

Fakt ist, dass das Amt des Landtagspräsidenten im demokratischen System sehr bedeutend ist. Zudem ist es auch ein sehr prestigeträchtiges Amt. Man muss schon glücklich sein, wenn man für so ein Amt das Vertrauen bekommt. Aber es ist schon so, dass ich gerne als Landesrat gearbeitet hätte und dieses Amt angestrebt habe. Das wäre für unseren Bezirk sehr wichtig gewesen, denn als SVP stehen wir hier momentan nicht allzu gut da. Leider kam es anders. Ich bin aber nach wie vor der Überzeugung, dass ich die Voraussetzungen mitgebracht hätte, um das Amt des ehemaligen Landesrates Richard Theiner mit all seinen Aufgaben zu übernehmen. Dann hätte der politische Bezirk Vinschgau weiterhin einen gewichtigen Ansprechpartner in der Landesregierung gehabt. 

Was können Sie als Landtagspräsident für die Vinschger tun? 

Vielleicht ist es für den Bezirk jetzt nicht so eine große Hilfe, wie es das Amt des Landesrates gewesen wäre. Aber auch als Landtagspräsident kann man durchaus Einfluss nehmen. Man hat auf alles Einfluss, kann überall Einblick nehmen und stets mitdiskutieren. 

Sie wirken als Landtagspräsident jedoch nicht direkt in der täglichen Parteipolitik mit? 

Es ist ein Amt, wo man über den Dingen stehen muss, auch über der Partei. Es ist nicht vorgesehen, als Landtagspräsident Beschlussanträge zu verfassen. Man hält sich aus der Parteipolitik auch mal zurück, um die Objektivität zu wahren. Es ist meine Aufgabe, Diskussionen parteiunabhängig zu leiten. Und diese Aufgaben werde ich versuchen gewissenhaft wahrzunehmen. 

In der Vinschger SVP läuft derzeit nicht alles rund. Was muss sich ändern? 

Wir sind fast beim Nullpunkt angekommen und müssen aufpassen, nicht in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Ich glaube, wir haben im Wahlkampf zu wenig Kante gezeigt und nicht deutlich dargelegt, was wir eigentlich wollen. Zudem wurde zu wenig der Kontakt mit den Bürgen gesucht, man hat sich von Volk und Basis zu sehr distanziert. Da muss ein Umdenken her.   

Was sind für Sie die drei brennenden Themen im Vinschgau? 

Es braucht Lösungen im Bereich der Mobilität, die Verkehrsprobleme im Vinschgau müssen angegangen werden. Ein zweiter großer Bereich ist die schulische Ausbildung, hierbei ist es vor allem an der Zeit, das Schülerheim in Mals zu verwirklichen. Ein drittes großes Thema im Vinschgau ist die Schaffung von qualitativ hochwertigen Arbeitsplätzen in der Peripherie. Es gilt, den ländlichen Raum zu stärken, die Verwaltungsbereiche auch mehr in die Peripherie zu verlegen und nicht die Zentralisierung voranzutreiben. Dazu habe ich in der letzten Legislaturperiode auch einen Beschlussantrag eingereicht, der deutlich angenommen wurde. 

Ein ewiges Thema, welches besonders Sie als Malser betrifft, ist die Pestizid-Diskussion. Das Urteil wird erwartet. Wie geht es aus? 

Das kann man nicht sagen, wie Gerichte bestimmen, weiß man nie. Unabhängig vom Urteil bin ich der Meinung, dass man den Grundeigentümern, den Bauern, nicht vorschreiben sollte, wie sie ihre Arbeit machen sollen. Diskussion schön und gut, dabei einmischen will ich mich jedoch nicht mehr, als ehemaliger Bürgermeister möchte und kann ich meinem Nachfolger nicht in seine Arbeit dreinreden.

Bleiben wir bei der Landwirtschaft. Wie steht es um die heimischen Bergbauern? 

Es ist natürlich nicht immer einfach. Die Situation für Bergbauern ist generell kompliziert, nicht nur im Vinschgau, sondern in ganz Südtirol. Es ist aber ein Problem, das auf EU-Ebene mitgelöst werden muss. Die Unterstützung muss intensiviert werden, auch auf Landesebene. Der Ankauf lokaler Produkte muss unterstützt werden, unter anderem bei öffentlichen Einrichtungen. Aufgrund der rechtlichen Situation der Ausschreibungen ist dies jedoch derzeit nicht möglich, hier sollte man ansetzen. Es muss das Ziel sein, dass die Produkte unserer Bergbauern mehr honoriert werden und die Wertschätzung für ihre Arbeit am Bergbauernhof wieder größer wird. Die Berglandwirtschaft ist schließlich ein Merkmal für unser Land und spielt auch für den Tourismus eine wichtige Rolle. 

Wie sieht Ihre persönliche politische Zukunft aus? Klappt es in fünf Jahren in der möglichen vierten Legislaturperiode mit dem Posten als Landesrat? 

Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Es hängt auch von Gesundheit, Familie und weiteren Faktoren ab, ob ich überhaupt nochmal kandidiere. Es gilt, die nächsten Jahre weiterhin mit Freude und Einsatz zu arbeiten, dann sehen wir weiter.

Michael Andres
Michael Andres

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.