Volle Kraft voraus
Franz Prieth tritt erneut als Bürgermeisterkandidat der Gemeinde Graun an.
Graun - Alle 4 SVP-Ortsgruppen der Gemeinde Graun haben den amtierenden Bürgermeister Franz Prieth als Bürgermeisterkandidat für die Gemeinderatswahlen am 4. Mai nominiert. Im Interview mit dem der Vinschger blickt Franz Prieth zurück und auch nach vorne.
der Vinschger: Herr Prieth, Sie sind seit dem 21. September 2020 Bürgermeister der Gemeinde Graun. Haben Sie nach Ihrer ersten, rund viereinhalbjährigen Amtszeit Lust auf eine weitere Periode?
Franz Prieth: Selbstverständlich, diese ersten Jahre sind mir eigentlich viel zu schnell vergangen. Vieles von unserem Programm konnten wir gemeinsam in den Gremien umsetzen, aber einiges, darunter viel Neues, steht noch an und da würde ich mich sehr freuen, wenn mir meine Mitbürgerinnen und Mitbürger nochmals ihr Vertrauen schenken würden und mir damit die Möglichkeit geben würden, weiterhin für unsere schöne Gemeinde arbeiten zu dürfen.
Wie hat sich die SVP in Ihrer Gemeinde bisher im Hinblick auf die Wahlen am 4. Mai aufgestellt?
Wir haben in unseren vier Fraktionen auch vier funktionierende SVP-Ortsgruppen, die in einem Koordinierungsausschuss zusammengeschlossen sind. Ich freue mich, dass ich von allen Ortsgruppen als Bürgermeisterkandidat nominiert wurde. Weiters ist es uns gemeinsam in allen Fraktionen gelungen, motivierte und kompetente Kandidatinnen und Kandidaten für die Gemeinderatswahlen zu finden. Wir stehen mit einer vollen Kandidatenliste für die Wahlen bereit.
Wie bewerten Sie rückblickend auf die auslaufende Verwaltungsperiode die Zusammenarbeit im Ausschuss und Gemeinderat? Wird im Oberland manchmal politisch gestritten oder läuft alles glatt?
In den Gemeindegremien arbeiten wir stets als Team. Alles wird gemeinsam vorbereitet, besprochen, entschieden, geplant und dann auch umgesetzt. Nach gut vorbereiteten Gesprächen, Zusammenkünften und gemeinsamen Zielsetzungen gibt es dann eigentlich keine Notwendigkeit mehr, politisch zu streiten – wir halten dann zusammen und stehen zu den gemeinsam getroffenen Entscheidungen.
Schon seit Jahren ist immer wieder zu hören, dass die Wirtschaft im Oberland, speziell der Tourismus, geradezu boomt. Können Sie das mit Zahlen belegen?
Es scheint, als hätten wir in den letzten Jahren einiges richtig gemacht. Die Nächtigungszahlen unserer Ferienregion sind seit dem letzten Jahr vor Corona von rund 360.000 auf heute rund 440.000 gestiegen, das sind 22 Prozent Zuwachs. Wir hatten einen Bettenzuwachs seit 2020 bis zum Ende der Verwaltungsperiode im Mai von 460 Betten. Der Umsatz der Liftanlagen ist seit dem letzten Winter vor Corona um 33 Prozent gestiegen. Die Schöneben AG hat es in den letzten beiden Jahren bezüglich der Umsatzstärke in die Top 10 von Südtirol geschafft. In den nächsten zwei Jahren wird mit dem Neubau der Umlaufbahn von Reschen/Piz nach Schöneben und mit dem Neubau der Sommerrodelbahn auf der Haider Alm weiter kräftig in die Infrastruktur investiert. Wir haben derzeit eine rege Bautätigkeit im Bereich Tourismus zu verzeichnen, gar einige Bauvorhaben sind noch in der Planungsphase, es kommt in den nächsten Jahren noch einiges an Betten dazu, es läuft.
Wie viele Gästebetten sollen in nächster Zeit dazukommen und wo?
Wir stehen bis zum Frühjahr in der Gemeinde bei rund 3.340 Gästebetten. Ich denke, dass wir weitere 300 Betten dann noch leicht vertragen können. Wir haben mit 210 km² eine Riesenfläche und ein sehr weitläufiges und differenziertes Gesamtangebot an Outdooraktivitäten. Auch sämtliche natürlichen Ressourcen wie z.B. die Wasserverfügbarkeit sind nur zu einem geringen Teil ausgeschöpft. Die Gesamtinfrastrukturen der Gemeinde sind in weiten Teilen mehr oder weniger neu. Mit unserem wertvollen Grünland wollen wir in Zukunft weiterhin sparsam umgehen. Die Erweiterung in qualitativer und quantitativer Hinsicht unserer bestehenden Beherbergungsbetriebe ist uns da wesentlich lieber.
Gibt es eine Art Obergrenze oder ist Übertourismus in der Gemeinde Graun kein Thema?
Übertourismus ist in der Gemeinde Graun mit Sicherheit kein Thema. Es gibt aber auch für uns Grenzen. Wir wollen die Ausgewogenheit zwischen der Einwohnerzahl und den Gästebetten nicht in Schieflage bringen. Derzeit liegt das Verhältnis Einwohner/Gästebetten bei 1:1,4. Unsere Dörfer sind für uns Einheimische lebens- und liebenswert und so soll es auch bleiben.
Wie hat sich der skitechnische Zusammenschluss von Schöneben und der Haider Alm ausgewirkt?
Unsere Liftanlagen sind das Herzstück in unserem Wirtschaftsreislauf. Vom Funktionieren dieser Infrastrukturen hängt unser Erfolg im Oberland ab. Nach dem Zusammenschluss der beiden Gebiete sind die Zutritte und Umsatzzahlen rasant angewachsen. Mit dem Zusammenschluss haben auch alle Beherbergungsbetriebe Planungssicherheit bekommen. Jetzt wird in der Folge in den Betrieben in unseren Dörfern investiert. Auch sind unsere Fraktionen im Oberland mit dem Zusammenschluss zusammengewachsen. Wir ziehen jetzt alle am gleichen Strang, oder sitzen in der gleichen Gondel.
Haben sich die Diskussionen rund um die Marke „Reschensee“ und Vinschgau Marketing gelegt?
Jede Neuerung bringt auch immer etwas an Verunsicherung mit sich. Die Ferienregionen Reschenpass und Obervinschgau hatten im Bereich Marketing dringenden Aufholbedarf. Sich nur auf die IDM in Bozen zu verlassen war uns zu wenig. Wir sehen uns im Wettbewerb mit großen und professionell aufgestellten Konkurrenten auf der Nordtiroler Seite. Diese verfügen über genau das gleiche Angebot wie wir im Obervinschgau, nur eben in XXL. Auch von der Erreichbarkeit her, aus dem Süden und dem Norden, sind wir eher benachteiligt. Daher müssen wir unsere Stärken wie z.B. unsere Seen mit dem Turm im Reschensee, unsere traumhafte Landschaft, unsere Aufstiegsanlagen und Hallenbäder, unsere besondere Geschichte im Dreiländereck und unsere Museen und Kulturangebote auf dem internationalen Markt zielorientiert bewerben und besser als bisher ausspielen. Der Vinschgau kann von einer starken Marke Reschensee als Zugpferd nur profitieren, nicht nur im Tourismusbereich, sondern auch im produzierenden Gewerbe und im Baugewerbe. Selbstverständlich bewerben wir alle Ferienregionen des Vinschgaus auf unseren Portalen mit. Auch der Mittel- und Untervinschgau haben touristisch unglaublich viel zu bieten und haben großes Potenzial, auch hier besteht dringender Aufholbedarf. Ich wünsche den dortigen Touristikern weiterhin den Mut, noch mehr an die eigenen Stärken zu glauben und diese verstärkt auszubauen und auf den Märkten zu pushen. Auf allen Ebenen Gas geben heißt die Devise, denn so können wir voneinander profitieren und den Westen Südtirols in allen seinen Teilen gemeinsam stark machen.
Das neue Hallenbad in Graun ist im Entstehen. Geführt werden soll das „Curunes“ von der Schöneben AG. Hat die Gemeinde kostenmäßig alles im Griff und wann wird das Hallenbad seine Tore öffnen?
Nach fünf Jahren Pause bekommen wir im Oberland heuer im Oktober endlich unser Hallenbad zurück und freuen uns schon sehr darauf. Die Bauarbeiten laufen nach Plan und kostenmäßig haben wir alles im Griff. Wir können die gesamte Anlage ohne jeden Beitrag seitens des Landes und ohne Darlehen finanzieren. Wir haben gespart, gut gewirtschaftet und hart verhandelt. Die Schöneben AG ist unser wichtigster Partner. Wir arbeiten täglich zusammen, auch beim Hallenbad. Der Name „Curunes“ ist ein Bekenntnis zu unserer besonderen Geschichte im Oberland.
Welches sind die größten und wichtigsten Projekte, die von der Gemeinde seit dem Herbst 2020 bis jetzt umgesetzt wurden?
Zu den wichtigsten Projekten gehört neben dem Neubau des Hallenbades eine Reihe von kleineren und größeren Projekten. Zu nennen sind da unter den größeren: der Neubau der Musikschule in St. Valentin, die Ausweisung der Wohnbauzonen samt Infrastrukturen in Graun und St. Valentin, der Neubau des Dorfplatzes in Reschen, der Bau von fünf Wohnungen betreffend das betreute und begleitete Wohnen in St. Valentin, der Neubau der sogenannten „Neuen Brücke“ in St. Valentin, der Bau der öffentlichen Parkplätze - Parkplatz Reschen Süd (Ex ANAS), Parkplatz Graun See mit Bushaltestellen, Parkplatz Stockerhof mit Info zum Staudamm, Parkplatz beim Kite-Areal - der Ankauf der Gebäude „Honnaslan“ und „Haus Waldner“ in St. Valentin, der Neubau von drei Vereinslokalen in Reschen, der Bau der Kanalisation für Klopair/Graun und der Bau der Kanalisation für Kapron/Langtaufers, der Bau des Wendeplatzes Angerhof/Langtaufers, die Bauarbeiten zur Erweiterung mit Südzufahrt der Handwerkerzone in St. Valentin, die Sanierung des Hospizes in St. Valentin, die Sanierung der Grundschule von Reschen (Nord- und Südfassade), der Bau des ersten Abschnittes der Abwasserinfrastruktur für Langtaufers und der aktuell noch laufende Neubau des sogenannten kleinen Zivilschutzzentrums in Grub/Langtaufers und der Bau von zwei Lehrerwohnungen in Reschen.
Nach den Aufschüttungsarbeiten bei den Galerien am Ufer des Reschenstausees dürfte der Wasserspiegel in Zukunft wohl nie mehr so stark abgesenkt werden, wie es während der Frühjahrsmonate 2023 und 2024 der Fall war. Was ist heuer bzw. im nächsten Jahr noch alles geplant?
Die Problematik rund um den desolaten Druckstollen von Alperia in St. Valentin hat uns zu Beginn dieser Verwaltungsperiode neben dem Corona-Virus in Atem gehalten. Im Nachhinein gesehen ist alles gut gegangen, niemand kam ernsthaft zu Schaden und die Anlagen wurden von Alperia ordentlich saniert. Dabei entstand aufgrund der dringend notwendig gewordenen Sanierungsarbeiten an den Anlagen von Alperia und der damit verbundenen notwendigen zweimaligen Absenkung des Reschenstausees die Möglichkeit, die Aufschüttung an der SS40 umgehend voranzutreiben. Die Kooperation Land-Gemeinde-Alperia hat bestens funktioniert. Baggerarbeiten in diesem Ausmaß werden wir wohl nicht mehr erleben. Für heuer sind hauptsächlich die Planungsarbeiten zu den künftigen Bauarbeiten vorgesehen. Die Straße, der Radweg und die gesamten Infrastrukturen, sprich Glasfaser, Schmutzwasserleitung, Stromleitung und Beregnungsleitung, müssen verlegt werden. Mehrere Schutzdämme sind zu bauen. Auch zwei große Kreuzungsbereiche werden entstehen und die alten Galerien müssen abgebrochen werden. Umgesetzt werden diese enormen Bauvorhaben dann 2026 mit Kosten von rund 10 Millionen Euro.
Ein Herzensanliegen ist der Gemeinde auch die Aufwertung des Turm-Areals. Wie lange ist darauf noch zu warten?
Der Kirchturm im Reschensee ist das Wahrzeichen und Herzstück unserer Gemeinde. Endlich ist es uns in Zusammenarbeit mit den Landesämtern gelungen, das entsprechende Raumprogramm zur Aufwertung des Areals rund um den Turm auszuarbeiten und von der Landesregierung noch im Dezember 2024 genehmigen zu lassen. Heuer laufen dazu alle Planungs- und Projektierungsarbeiten. Die Finanzierung von rund 8 Millionen Euro steht. Im Jahr 2026 wird mit den Bauarbeiten begonnen. Ein besonderer Dank geht hier an unseren Landeshauptmann Arno Kompatscher. Ohne ihn wären wir jetzt nicht da, wo wir heute sind.
Die Themen leistbares Wohnen und Wohnbau insgesamt beschäftigen alle Gemeindeverwaltungen. Wie ist es derzeit um den Wohnbau in Graun, Langtaufers, St. Valentin und Reschen bestellt?
Wir konnten in dieser Verwaltungsperiode zwei weitere Wohnbauzonen (Graun und St. Valentin) ausweisen. So haben wir jetzt in allen vier Fraktionen eine Wohnbauzone. Es ist uns gelungen, in den letzten eineinhalb Jahren 15 Baugründe an Gemeindebürger zuzuweisen. Auch unsere jungen Familien bauen im Oberland, das ist meine größte Freude. Das Projekt zur Ortskernsanierung „Honnaslan“ in St. Valentin, haben wir in den letzten Wochen mit den neuen Bestimmungen zum Bauen mit Preisbindung kombiniert. Sieben Wohnungen für Einheimische werden hier entstehen, die Nachfrage und das Interesse sind groß. Wenn dieses Projekt erfolgreich funktioniert, werden in der neuen Verwaltungsperiode weitere Vorhaben dieser Art folgen, Ideen dazu sind schon da.
Welchen Stellenwert nehmen das Handwerk und die Landwirtschaft in Ihrer Gemeinde ein?
Die Landwirtschaft ist nach wie vor das Fundament eines funktionierenden Wirtschaftskreislaufes im Oberland und hat für uns höchsten Stellenwert. Die Land- und Forstwirtschaft macht in der Gemeinde Graun 19 Prozent des Wirtschaftsaufkommens aus und ist somit nach der Gastronomie und dem Gastgewerbe nach wie vor der zweitstärkste Wirtschaftssektor. Alle Wirtschaftsbereiche profitieren von der gepflegten und sauberen Landschaft. Ohne die tägliche fleißige Arbeit unserer Bauern wäre auch kein Tourismus möglich. Die Milch- und Almwirtschaft erfreut sich im Oberland seit jeher größter Tradition. Derzeit haben wir 214 landwirtschaftliche Betriebe unterschiedlicher Art. Auch in die Landwirtschaft wird investiert. Mehrere neue Landwirtschaftsbetriebe konnten in den letzten Jahren genehmigt und gebaut werden. Trotzdem ist auch bei uns die Gesamtzahl der Betriebe zurückgegangen. Unsere Handwerksbetriebe sind gut aufgestellt, liefern beste Qualitätsarbeit und sind weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt. An der Zahl haben wir mit Sicherheit weniger Betriebe als unsere Nachbarn. Das Baugewerbe und das produzierende Gewerbe machen zusammen 9 Prozent des Wirtschaftsaufkommens aus. Aufgrund der Nähe zur Schweiz, mit den guten Verdienstmöglichkeiten, ist es sicher nicht leicht, unsere gut ausgebildete Jugend in den Betrieben zu halten. Hier wären Steuererleichterungen bzgl. der Lohnnebenkosten für unserer Betriebe im Grenzgebiet sicher eine große Hilfe.
Welches sind die größten Vorhaben und Projekte, mit denen sich die neue Gemeindeverwaltung befassen muss?
Zunächst ist in diesem Jahr der Hallenbadbau in Graun abzuschließen. Die Sanierung des Museums in Graun wird in der neuen Periode eine große Herausforderung. Auch die Erweiterung der Erlebnisschule in Langtaufers steht auf dem Programm. Das „Honnaslan“-Gebäude in St. Valentin wird neu errichtet. In Reschen ist die Südfassade der Grundschule und des Kindergartens zu sanieren. Der Kreisverkehr an der Einfahrt zu Langtaufers ist anzugehen. An der Kanalisation für Langtaufers wird weitergebaut. In St. Valentin ist die Kreuzung an der Nordzufahrt neu zu gestalten. In Reschen wird ein neuer Tankwagen angekauft. Der Radweg von Graun nach Arlund muss saniert werden. Die neue Milchsammelstelle wird in St. Valentin gebaut. Die Handwerkerzone in Reschen muss erweitert werden. Das ehemalige Schwimmbadareal in Graun muss neugestaltet werden. Zahlreiche Zivilschutzmaßnahmen bzgl. Gefahrenzonenplan sollen umgesetzt werden. Unseren Pfarreien müssen wir bei diversen Kirchensanierungen helfen. Die Arbeit geht uns sicher nicht aus.
Wie familienfreundlich ist die Gemeinde Graun?
Ich meine, die Gemeinde Graun ist sehr familienfreundlich. In allen vier Fraktionen haben wir Kindergärten und Grundschulen. Ab Herbst 2025 kommt unsere neue Kita in Reschen dazu. Auch haben wir in allen Fraktionen Spiel- und Bolzplätze. Stolz sind wir auf unsere Musikschule in St. Valentin, die voll belegt ist. Eine wesentliche Rolle wird da in Zukunft auch unser neues Hallenbad spielen. Zusätzlich gibt es viele Angebote und Einrichtungen, die Familien unterstützen und fördern. Zum Beispiel bieten wir für unsere Kindergartenkinder über 6 Wochen den Sommerkindergarten an, in der gleichen Zeit findet auch die Sommerschule (Spielend lernen) für Grund- und Mittelschüler statt. Die Kleinsten unserer Gemeinde finden in der Spielegruppe einen sicheren und liebevollen Ort, an dem sie gut aufgehoben sind. Auch unsere Jugendräume sind sehr beliebt. Darüber hinaus bieten verschiedene Vereine und Institutionen das ganze Jahr über Programme wie Fußball, Skifahren, Downhill, Segeln, Zirkuswochen usw. an, die den Kindern vielfältige Freizeitmöglichkeiten und spannende Erlebnisse ermöglichen. Sämtliche Vereine im sportlichen und kulturellen Bereich bemühen sich um die Kinder- und Jugendbetreuung. Auch die Zivilschutzorganisationen spielen diesbezüglich eine wertvolle Rolle.
Wie hoch ist die Zahl der Grenzpendler?
Die Gemeinde Graun ist aufgrund der Nähe zur Schweiz, mit den sehr guten Verdienstmöglichkeiten, eine sogenannte Auspendlergemeinde. Täglich verlassen 313 Menschen unsere Gemeinde, um in der Schweiz, in Österreich oder auch im Vinschgau oder in Bozen zu arbeiten. Aber auch 208 Einpendler arbeiten bei uns und stützen so unsere Wirtschaft. Die Thematik rund um das fehlende Personal macht auch vor der Gemeinde Graun nicht halt.
Wie bereitet man sich im Oberland auf den Klimawandel vor. Gibt es konkrete Maßnahmen für Anpassung an den Klimawandel?
Das Thema Klimawandel, seine Auswirkungen und die Frage, was wir dagegen tun können, gehört bei uns zur Alltagsarbeit. In den letzten Jahren haben wir in Zusammenarbeit mit Experten, mit diversen Fachgruppen und mit der Bevölkerung alle relevanten Erhebungen, Berichte und geeigneten Maßnahmen dazu erarbeitet. Dazu gehören unter anderen der Klimaplan, der Energiebericht oder auch der Lichtplan. Auch als Klima-Light-Gemeinde sind wir bereits zertifiziert. Im Allgemeinen stehen wir in punkto Klimaschutz sehr gut da und können uns sehen lassen. Wir haben unsere Infrastrukturen bezüglich Wasser und Abwasser auf einem modernen Stand und komplett digital erfasst. Auch die zahlreichen Gebäudesanierungen sind bis auf zwei Gebäude fast abgeschlossen. Betreffend sparsamen Stromverbrauch laufen derzeit mehrere Projekte, besonders die Straßenbeleuchtung wird modernisiert. In Sachen Energieproduktion nehmen wir eine Vorbildrolle ein. Aus unseren Wasserkraftwerken und unseren Photovoltaikanlagen kommt saubere Energie, dreimal so viel wie wir als öffentliche Körperschaft verbrauchen, und zwar ohne Reschenstausee (Alperia Vipower) und das Kraftwerk in Graun (Alperia Greenpower). Weitere dieser Anlagen - Trinkwasserkraftwerke und Photovoltaikanlagen - sind in Planung. Das Stromnetz gehört der Gemeinde. Mit unserer Energiegenossenschaft im Oberland haben wir einen starken Partner. Unsere beiden Fernheizwerke leisten eine top Arbeit und decken mit Ausnahme von Langtaufers und den Höfen das gesamte Gemeindegebiet ab. Auch das Skigebiet investiert in die Optimierung aller Anlagen. Laufend informieren wir unsere Bürgerinnen und Bürger über Maßnahmen zum Klimaschutz. Wir sehen uns in der Zukunft als saubere Klima- und Energiegemeinde Graun.
