Als wollte Direktorin Claudia Santer allen mitteilen: Wir haben wieder Leben im Schloss!
Sekretär Paul Frischmann will Körpertemperaturen wissen.
Jeder Gruppe steht ein eigenes Klo zur Verfügung.
Comic-Experte Armin Barducci war der erste Referent nach der Corona-Pause.

Von der Krise dreifach betroffen

Corona-Pandemie traf die Kultur, die Bildung und die Jugend am meisten.

Publiziert in 22 / 2020 - Erschienen am 2. Juli 2020

Goldrain - Das Treffen mit der Direktorin des Bildungshauses Schloss Goldrain fand am letzten, noch stillen Wochenende im Schlosscafé statt. Drei Tage später sollte in größter Vorsicht und nach wochenlangem Planen, Probieren und Hoffen wieder Leben ins Schloss einziehen. Was hat man nicht alles probiert. Seit zum ersten Mal das Wort Lockerung gefallen war, habe man aufgeatmet, erzählte Direktorin Claudia Santer, und man habe hin und her überlegt, welche Veranstaltungen man wie an die Bestimmungen anpassen könnte. „Bald mussten wir einsehen“, erzählte sie, „mit Erwachsenenkursen wird die nächsten Monate wohl nichts mehr werden. Die Lockerungen gingen aber weiter; die Bestimmungen änderten sich und man verlor jene Kategorie nie aus den Augen, die man meisten unter Hausarrest, Kontaktlosigkeit und Unterrichtsabbruch gelitten hatte, die Kinder und Jugendlichen. „Sie spielen in unserem Schloss seit Jahren eine besondere Rolle in den Sommermonaten. Unser Programm im Aktiv-Sommer 2020 sieht 22 Veranstaltungen vor. Das breit gefächerte Angebot reicht von den Schloss-Erlebniswochen bis zur Theaterwerkstatt in Englisch“, erzählte Direktorin Santer. Mehrmals habe sie Rundschreiben aufgesetzt, um die Eltern zu informieren. Und mehrmals seien die geforderten Regelungen geändert worden. 

Kinder erobern das Bildungsschloss

„Aber am Montag (22. Juni) sind wir wieder soweit, dann werden wieder Kinderstimmen und Kinderlachen durch Säulengang, Seminarraum und Schlosshof klingen. Es findet der erste Kurs im Comic-Zeichnen statt.“ Die Direktorin klang erleichtert und hoffnungsvoll, endlich die Durststrecke überwunden zu haben, und war sich sicher, alle Vorsichtsmaßnahmen umgesetzt zu haben. Wir sind eine Schnittmenge zwischen Bildung, Sozialem und Tourismus“, erklärte sie. „Wir müssen die Richtlinien der Landesrätin für Soziales, des Bildungslandesrates und des zuständigen Landesrates für Tourismus mit den Auflagen des HGV einhalten. Wenn es nicht so ernst wäre, müsste man sagen: Wir müssen auf vielen Hochzeiten tanzen.“ Es sei ein wichtiges Zeichen, ein Lebenszeichen, jetzt wieder anzufangen. Von den Eltern wisse man, wie froh sie sind, dass den Kindern endlich was geboten werde. Derzeit sei die Nachfrage natürlich verhalten, meinte die Direktorin. Gruppen und geschlossene Räume seien noch verdächtig. Aber die weitläufige Schlossanlage in Goldrain ist unser größter Trumpf. Sie ermögliche auch Spiele und Essen im Freien, ohne dass sich Gruppen begegnen müssen. „Wir hoffen auf weitere Lockerungen im August, um im Herbst wieder normal arbeiten zu können. Die Buchungslage für das nächste Jahr ist sehr gut. Irgendwie werden wir lernen, mit dem Virus zu leben. Der Mensch muss auf jeden Fall wieder lernen, mehr im Einklang mit der Natur zu leben“, stellte Santer fest.

Covid-19 regierte im Bildungshaus

Im Rückblick erzählte sie, wie das Virus das Bildungshaus nach und nach lahmgelegt hatte. „Wir hätten als Gastveranstaltung ab 6. März Weisenbläser aus dem ganzen Alpenraum im Haus gehabt. Alles war vorbereitet; wir haben uns gefreut. Die Dienste waren verteilt und der Koch hatte eingekauft. Dann kam Nachricht von der Landesregierung. Ich hatte von Abständen gehört und von Aerosolen und mir schwante Schlimmes: Um Gottes Willen, wenn die da die Tuba blasen, dann gehen ja unendlich viele Tröpfchen hinaus. Der Organisator rief an; die Teilnehmer aus Österreich fragten nach, ob das Seminar dann doch stattfinde. Wir haben am 5. März abgesagt und die Veranstaltung um 14 Tage verschoben. Am Anfang haben wir die ganze Dimension gar nicht geahnt. Wir dachten, es wird schon irgendwann weitergehen und haben alle Veranstaltungen auf den April verschoben. Dann vom April auf den Mai. Bis ich gesagt habe: So Leute, jetzt verschieben wir nichts mehr, jetzt warten wir einfach ab. Dann sind wie eine Lawine die Absagen der Gastgruppen auf uns geprasselt. Mir wurde heiß und kalt. Mein Gott, das geht sich ja nie mehr mit der Bilanz aus, hab ich mir gedacht. Wenn ein ganzer Monat fehlt… Mir ist durch den Kopf gegangen, wie man sich immer um die Gruppen bemüht hat, damit sie wieder kommen. Wie sich auch alle Mitarbeiter einsetzen und ihr Bestes geben. Und dann Schlag auf Schlag hat mir das Sekretariat gemeldet: Jetzt haben die abgesagt und jetzt die…“ Direktorin Claudia Santer schien die Aufregungen jener Tage nochmals nachzuleben.

Günther Schöpf
Günther Schöpf

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