Auch nach dem Schleudern finden die Bienen in den Schgumser Mösern noch Nahrung.
In der Bildmitte ist die Königin (gelb markiert) eines Bienenjungvolkes von Max Pohl zu sehen.
Max Pohl (rechts) und Johann Riedl (Ausschussmitglied des Imkervereins Tschengls) bei den Bienenstöcken von Max in den Schgumser Mösern.

„Von diesem Bienenstandort rücke ich nicht ab“

Publiziert in 16 / 2022 - Erschienen am 13. September 2022

Tschengls - Seit 40 Jahren ist Max Pohl aus Tschengls leidenschaftlicher Imker und seit 30 Jahren steht ein Großteil seiner Bienenstöcke in den Schgumser Mösern. Das Biotop und die unmittelbare Umgebung bieten den Bienen reichlich Nahrung, „auch noch derzeit, kurz nach dem Schleudern“, bestätigte Max Pohl am 6. September dem
der Vinschger. In Sorge und verärgert ist er darüber, dass es angeblich Bestrebungen gibt, wonach er seine Bienenstöcke aus dem Naturschutzgebiet entfernen soll. Als Grund dafür sei ihm das Vorkommen von Wildbienen in den Schgumser Mösern zugetragen worden. Als langjähriger Imker und Beobachter könne er behaupten, „dass hier in den Mösern alle leicht Platz haben, Honigbienen ebenso wie Wildbienen.“ Eine offizielle Aufforderung, den Bienenstandort im Biotop zu räumen, habe er zwar noch nicht erhalten, „aber hinten herum bekam ich schon mehrfach zu hören, dass die Honigbienen wegen der Wildbienen entfernt werden sollen.“ Sollte es tatsächlich zu einer Aufforderung kommen, „werde ich mich dagegen wehren.“ Er sei keinesfalls bereit, seinen langjährigen, sehr günstig gelegenen Bienenstandort aufzugeben. Den Rücken stärkt ihm auch der Imkerverein Tschengls mit seinen 27 Mitgliedern. Auch Johann Riedl, Mitglied des Vereinsausschusses, bestätigt, dass es aufgrund des gleichzeitigen Vorkommens von Honig- und Wildbienen keine Probleme gebe. Wie Konrad Tscholl, der Obmann des Imkerbezirks Untervinschgau, auf Anfrage bestätigte, habe es zwar in Deutschland vor einiger Zeit Diskussionen über eine Nahrungskonkurrenz zwischen Honigbienen und Wildbienen gegeben, doch diese Debatte sei abgeflaut, weil offenbar nichts Ernsthaftes dahinterstecke. Auch Konrad Tscholl stellt sich voll hinter die Ansichten von Max Pohl und des Imkervereins Tschengls.

Amt für Natur vertieft Thema

Giulia Ligazzolo vom Bereich Erhebung, Planung und Monitoring im Landesamt für Natur bestätigte hingegen dem
der Vinschger, dass es einige Studien gibt, „die darauf hinweisen, dass Honigbienen eine sehr starke Konkurrenz zu anderen nektarsuchenden Insektenarten darstellen.“ Dies gelte besonders für Zeiten mit geringem Blütenangebot. „Die Anzahl an Imkern und die Anzahl an Bienenvölkern steigen in vielen europäischen Ländern und so auch in Südtirol.“ Schutzgebiete sollen dazu beitragen, seltene oder gefährdete Lebensgemeinschaften sowie die heimische Flora und Fauna zu erhalten. „Aus diesem Grund kann diese Problematik nicht ignoriert werden“, unterstreicht Ligazzolo. Das Amt für Natur werde demnächst das Thema vertiefen und die Situation in Südtirol besser unter die Lupe nehmen. Dabei könne nicht ganz ausgeschlossen werden, „dass - falls erforderlich - auch ent-
sprechende Maßnahmen vorgeschlagen und umgesetzt werden.“

Dreister Diebstahl von Waben

Auf Empörung in Imkerkreisen in Tschengls und Umgebung stieß unlängst ein dreister Diebstahl. Ein Unbekannter hatte sich kurz vor der Honigernte in den Schgumser Mösern über 6 Bienenstöcke eines jungen Imkers aus Tschengls hergemacht. Er entwendete die vollen Waben und ersetzte sie durch leere. Insgesamt belief sich die Beute auf ca. 90 Kilogramm hochwertigen Honigs. „Diebstähle sind leider keine Seltenheit“, bedauern Max Pohl und Johann Riedl. Auch Königinnen würden immer wieder aus Bienenstöcken gestohlen, „um sie dann für 40, 50 oder mehr Euro zu verkaufen.“ 

Josef Laner
Josef Laner

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