Wankelübermut
Publiziert in 27 / 2014 - Erschienen am 23. Juli 2014
Im immer noch sehenswerten österreichischen Spielfilm „Der Bockerer“ kommt die Figur des Polizisten charakterlich nicht besonders gut weg. Je nachdem, wer gerade an der Macht war, gab er sich als überzeugten Monarchisten, Republikaner oder Nationalsozialisten – und bezeichnete sich auch noch als Mann mit Idealen. Dieses Bäumchen-wechsel-dich-Spiel kennt man auch in Südtirol nur allzu gut. Nach dem frühen Ausscheiden der italienischen Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft mutierte manch trauernder Italien-Anhänger zum glühenden Deutschland-Fan. Und in der Politik hebt Landtagsabgeordnete Elena Artioli diese Kunst in ganz neue Sphären: von der SVP über mehrere Zwischenhüpfer quer durch das politische Farbspektrum bis zum PD (wo viele diesen Gesinnungsverrenkungen durchaus skeptisch gegenüberstehen). „Ich bin eine, die aufbauen will und nicht zerstören“, lässt sie in einem Interview verlauten. Eine solche Aussage könnte von jedem Politiker jeder beliebigen Partei kommen. In Zukunft wird es jedoch eng für Artioli werden. Irgendwann werden ihr die Parteien ausgehen. z

Christian Zelger