Was denkbar ist, kann machbar werden …
Die Juvi-Verantworlichen gegen die Hoffnung auf bessere Zeiten nicht auf.
Schlanders - Auf später verschieben, absagen, nicht aufgeben, hoffen, alles hinschmeißen, positiv bleiben, planen, abwarten, trotz allem an die Zukunft glauben: Es ist ein wahres Wechselbad der Gefühle, in dem viele Vereine seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie vor rund einem Jahr schwimmen. Auch die Verantwortlichen des Jugendtheaters Vinschgau (Juvi) und die jungen Vereinsmitglieder haben ein schweres Jahr hinter sich. Zu den derzeit größten Sorgen der Obfrau Nadja Senoner und des künstlerischen Leiters Daniel Trafoier gehört die Tatsache, dass man auch ein Jahr nach dem Beginn der Krise noch immer nichts sicher planen kann.
der Vinschger: Auf der Homepage des Jugendtheaters Vinschgau (Juvi) steht der Satz: „Was DENKbar ist, kann MACHbar werden“. Was war seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie vor einem Jahr bis jetzt überhaupt machbar und was ist zum derzeitigen Zeitpunkt denkbar?
Nadja Senoner: Zu Beginn der Corona-Zeit waren wir der Meinung, dass vieles denkbar, und dadurch auch machbar wäre. Leider haben wir im Laufe der Zeit erleben müssen, dass dem nicht so ist. Wir waren immer wieder mit Absagen der Aufführungen konfrontiert, was auf Dauer natürlich nicht motivierend ist. Zumindest zeitweise konnten wir proben, was auch schon wichtig ist, und so langsam lichtet sich vielleicht auch der Weg ins Machbare wieder.
Daniel Trafoier: Ja, leider war sehr wenig machbar. Seit März dürfen wir zwar, je nach Öffnungen, proben, jedoch haben wir es nie zu Aufführungen geschafft. Wir versuchen deshalb unser heuriges Programm mehr in Richtung Film, Foto und Gesang zu lenken. Zusammen mit unseren Tutoren haben wir verschiedene Aktionen erarbeitet, die wir jetzt nach und nach versuchen umzusetzen. Wie gesagt, was denkbar ist, kann machbar werden… Deshalb können alle gespannt sein.
Wie war die Stimmung bei der Juvi-Vollversammlung, die kürzlich online stattfand?
Daniel Trafoier: Die Stimmung war sehr gut. Mit über 40 Jugendlichen und unseren Ehrengästen konnten wir auf das besondere Jahr 2020 zurückblicken. Die zahlreiche Teilnahme hat uns dazu einmal mehr gezeigt, dass wir mit Juvi alles richtig gemacht haben.
Nadja Senoner: Es war ein neues Erlebnis, denn bisher hatten wir noch keine Vollversammlung in dieser Form. Ich muss aber wirklich sagen, dass die Anwesenden gut drauf waren, alles perfekt ablief, sogar die Wahlen durchgeführt werden konnten, dies auch dank der technischen Vorbereitung von Dani, dem ich dafür herzlich danke.
Ist die Mitgliederzahl seit dem Ausbruch der Krise zurückgegangen? Was wird unternommen, um die jungen Menschen bei der Stange zu halten?
Nadja Senoner: Insgesamt kann man feststellen, dass die Zahl von der Gründung bis jetzt relativ konstant ist. Wir haben ca. 40 Jugendliche im Verein, was eine erfreuliche Zahl ist. Wir sind bemüht, an uns zu arbeiten und uns zu einem Stück immer wieder neu zu erfinden, um die jungen Leute stets erneut anzusprechen.
Daniel Trafoier: Aufgrund der Tatsache, dass wir mit Jugendlichen arbeiten, ist es ein stetiges Kommen und Gehen, was sich in unseren Mitgliederzahlen auch niederschlägt. Einige Mitglieder verlassen den Verein, weil sie was Anderes, Neues probieren möchten, andere kommen aber wieder dazu. Unsere Jugendlichen zu motivieren, mit ihnen zusammen an Zielen zu arbeiten und sie daran wachsen zu lassen, das ist zurzeit sicherlich die Herausforderung. Wenn ein Verein, der Live-Entertainment bietet, dieses nicht mehr bieten kann, dann wird es schwierig. Trotzdem haben wir für 2021 sehr viele Wege gefunden.
Gibt es zum derzeitigen Zeitpunkt konkrete Pläne für Aufführungen und Projekte?
Daniel Trafoier: Pläne haben wir sehr viele, ob wir sie auch umsetzen können, steht noch in den Sternen. Wir hoffen jedoch, dass sich die Situation rund um COVID-19 so beruhigt, dass wir, wenn auch mit Einschränkungen, wieder Theater spielen können. Stücke würden genügend in der Schublande warten bzw. in den Köpfen schlummern.
Nadja Senoner: Auch ich glaube, dass wir jederzeit wieder bereit wären. Wir sind als Verein bemüht, ständig in Bewegung zu bleiben und haben vor allem letzthin auch wieder begonnen zu planen, wenngleich momentan mit unsicherem Ausgang.
Wie sehr fehlt den Jugendlichen der direkte Kontakt untereinander und der Kontakt zum Publikum?
Nadja Senoner: Die Jugendlichen brauchen den direkten Kontakt. Wir pflegen im Verein unsere Kontakte, den gegenseitigen Austausch, der mit dem direkten Aufeinandertreffen sicherlich inniger und persönlicher ist. Daher sind die Jugendlichen schon getroffen. Auch die Aufführungen fehlen sehr, denn sie sind letztendlich für die hart Probenden und Schaffenden die Krönung und Bestätigung ihrer Mühen.
Daniel Trafoier: Wie bei allen Gruppen, lebt auch Juvi vom Miteinander. Für uns stehen deshalb auch die Proben an erster Stelle, weil diese unsere Hauptaufgabe sind. Sie bringen uns zusammen, lassen uns miteinander an Zielen arbeiten und an Herausforderungen wachsen. Der direkte Kontakt zum Publikum fehlt dabei natürlich sehr. Wir geben alles für unser Publikum, bekommen aber noch viel mehr zurück. Hoffen wir, dass wir das schon bald wieder erleben dürfen.
Das Jugendtheater Vinschgau setzt auf die 4 Standbeine „Theater und Musical“, „Fort- & Weiterbildung“, „On Tour“ und „Partner & Schule“. Was kann man sich konkret unter diesen Standbeinen vorstellen?
Daniel Trafoier: Bereits zu Beginn war klar, dass wir Jugendarbeit im Theater nur dann gut machen, wenn nicht nur Theater gespielt wird. Im Theater ist es wichtig, dass alle Bereiche, die zu einer Produktion beitragen, gut miteinander zusammenarbeiten. Wir bieten deshalb Workshops in allen Bereichen, wie Licht, Bühnentechnik, Makeup, Frisuren u.a. an. Auch sind wir viel unterwegs, schauen uns die Profis auf der Bühne an und arbeiten in Theaterworkshops mit diesen abseits der Bühne. Als dritte Säule haben wir unsere Partner und natürlich die Schulen. Wir gehen dahin, wo wir junge Menschen mit Theater begeistern können, machen gemeinsam Projekte und geben Einblicke in unsere Arbeit. Unser wichtigstes Standbein ist aber nach wie vor das Produzieren von Theater, Musical und allem, was damit zu tun hat.
Nadja Senoner: Dabei ist es uns wichtig, auch beim Theater die verschiedensten Formen vom Musical bis zum klassischen Stück, von der Impro bis zum Selbstgeschriebenen zuzulassen, um möglichst vielfältig zu sein und den Jugendlichen viel anzubieten. Bei den vier Standbeinen ist außerdem auch meist für jeden Jugendlichen etwas dabei. Es gibt auch junge Leute, die zwar nicht auf die Bühne wollen, aber im Hintergrund sehr fix sind und kreativ ihre Talente unter Beweis stellen. Auch die haben in unserem Verein Platz.
Wie hart hat die Krise das Jugendtheater Vinschgau finanziell getroffen?
Nadja Senoner: Für einen Verein, der sich hauptsächlich aus den Einnahmen der Eintrittskarten finanziert, ist die Krise sicherlich hart. Zum Glück, und ich erwähne das verbunden mit einem herzlichen Dank, gibt es aber öffentliche Einrichtungen und einige private Sponsoren, die uns unterstützt haben und für einen Ausgleich gesorgt haben, sodass wir heil aus der Situation herausgekommen sind. Jetzt heißt es halt wieder von vorne anfangen!
Daniel Trafoier: Gott sei Dank muss ich mich im Verein nicht um die Finanzen kümmern.
Wie gelingt es, junge Menschen, die aus dem Verein aussteigen wollen, zu motivieren?
Daniel Trafoier: Theater gelingt nur, wenn seine Mitglieder auch wirklich dafür brennen. Man braucht viel Zeit und muss oft verzichten. Hier können wir nur bedingt motivieren.
Nadja Senoner: Theater ist wahrhaft eine Freizeitbeschäftigung des Herzens, sie verlangt nämlich einen großen Einsatz, der oft unterschätzt wird. Zum Glück gibt es junge Menschen, die viel ihrer Zeit und zum Teil auch ihres Herzens hergeben, um Theater zu schaffen. In der Krise war und ist das Motivieren sicherlich schwierig, sodass viel von den Jugendlichen selbst kommen muss. Außerdem ist es bei uns als Jugendverein sicherlich von vornherein klar, dass die Jungen irgendwann aus Studien- oder Berufsgründen aussteigen, wobei dann hoffentlich der Keim für Kulturarbeit schon gesetzt wurde.
Wie kann es den politisch Verantwortlichen und der Gesellschaft insgesamt gelingen, das Jugendtheater heil durch die Corona-Krise zu bringen?
Nadja Senoner: Wichtig ist es, dass Theater und die Kulturarbeit, die wir leisten, nicht vergessen werden. Es ist klar, dass in einer Krise wie dieser, andere existenzielle Dinge wichtiger sind, trotzdem geht es beim Theater um mehr, und vor allem Jugendliche verkümmern ohne das Miteinander.
Daniel Trafoier: In einer schwierigen Situation ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und darauf zu vertrauen, dass wir langsam wieder zu einer Normalität zurückfinden, in welcher auch Theater proben, spielen, aufführen möglich ist.
