Watles wohin?
„Ohne finanzielle Mithilfe der Gemeinden ist der Erlebnisberg nicht zu halten.“
Mals - Die Zukunft des Erlebnisberges Watles kann nur gesichert werden, wenn die Gemeinden im Einzugsgebiet der Ferienregion Obervinschgau finanzielle Mithilfe leisten. Das war die Kernaussage von Stefan Gruber vom Beratungsunternehmen „it consulting“, als er am 2. März dem nicht beschlussfähigen (siehe weiter unten) Gemeinderat von Mals das Konzept für den Erhalt des Waltes vorstellte. Aufbauend auf Erhebungen und Analysen des Unter-
nehmens „Kohl & Partner“ hatte „ti consulting“ ein Zukunftsszenario für den Erlebnisberg ausgearbeitet. Als eine der Chancen für das kleine Skigebiet und das Langlaufzentrum Schlinig wird u.a die Stärkung der Identifikation der Einheimischen im Allgemeinen und der Tourismustreibenden im Speziellen mit dem Erlebnisberg genannt. Die Produktentwicklung in der Gastronomie sei zu verbessern, der Kinderpark zu erweitern, die Beschneiung im oberen Teil weiter auszubauen und die Liftverbindung zu anderen Skigebieten nicht aus dem Auge zu verlieren. Was die Sommersaison betrifft, sei die Angebotspalette des Familien-Erlebnisberges weiter auszubauen.
Strategische Ausrichtung
Als strategische Ausrichtung für die Wintersaison wird eine höhere Schneesicherheit (Beschneiung) angeführt und der Erhalt der bestehenden Liftanlagen durch Revisionen bis 2025. Was die betriebswirtschaftliche Lage und die Entwicklung der Nächtigungszahlen betrifft, so konnte Stefan Gruber mit teils positiven Zahlen aufwarten. Die Nächtigungszahlen wuchsen von 2013 bis 2018 von ca. 400.000 auf fast 500.000 an. Der Kartenverkauf im Winter nahm von 2018 bis 2019 um 25% zu, die Erlöse aus der Plantapatschhütte um knapp 50%, wobei hierbei die Umstellung von Self-Service auf Bedienung ausschlaggebend gewesen sei. Zusammenfassend wird festgehalten, dass der Watles sowohl im Winter als auch im Sommer einen hohen Wert als Naherholungszone für Einheimische und Gäste hat und dass dem Erlebnisberg ein hoher sozialer Stellenwert zukommt, besonders für Familien und Kinder im Einzugsgebiet. In der Saison 2018/2019 entfielen 12% der Anteile aus dem gesamten Kartenerlös, der sich auf ca. 1,5 Mio. Euro belief, auf Einheimische (Ortler Ski Arena inklusive).
Der Finanzierungsvorschlag
Im Finanzierungsvorschlag wird davon ausgegangen, dass es bis 2025 Investitionen von insgesamt über 5 Millionen Euro brauchen wird, wobei der Großteil davon für anstehende Generalrevisionen von Liften notwendig sein wird. Zumal das Land kleine Skigebiete mit Beiträgen im Ausmaß von bis zu 80% unterstützt, kann damit gerechnet werden, dass seitens des Landes Beiträge von insgesamt ca. 3,4 Mio. Euro fließen. „Wenn wir vorsichtig rechnen, müssen wir somit von einem verbleibenden Investitionsbedarf von 1,8 Mio. Euro bis zum Jahr 2025 ausgehen“, sagte Gruber. Im Konzept wird vorgeschlagen, dass zwei Drittel dieser Summe (1,2 Mio.) von der Ferienregion übernommen werden und ein Drittel (600.000 Euro) von den Gemeinden Mals, Schluderns, Glurns und Taufers im Münstertal, wobei die Zahl der Nächtigungen als wichtigstes Kriterium des Aufteilungsschlüssels dienen soll. Der Tourismusverein Obervinschgau hat bisher beträchtliche Zahlungen an die Touristik und Freizeit GmbH geleistet, so u.a. 2,1 Mio. Euro für den Aktienkauf (89%) der Touristik und Freizeit AG (TUFAG) im Jahr 2017. Laut dem jetzigen Finanzierungsvorschlag soll der Tourismusverein weitere 1,2 Mio. Euro zahlen: 50% durch die Erhöhung der Ortstaxe und 50% durch die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge.
600.000 Euro in 5 Jahren
Die Gemeinde Mals soll im 5-Jahreszeitraum bis 2025 insgesamt rund 438.000 Euro an die Touristik und Freizeit GmbH zahlen, Glurns 90.000, Schluderns 54.000 und Taufers im Münstertal 18.000 Euro. Auch Stellungnahmen seitens der betroffenen Bürgermeister/innen zum Finanzierungsvorschlag hatte „ti consulting“ eingeholt. Laut dem Malser BM Ulrich Veith sollte eine Finanzierung von 600.000 Euro seitens der Gemeinden möglich sein. Voraussetzung sei, „dass auch die Wirtschaft die angesetzten Mittel einbringt.“ Ebenso sei eine professionelle Führung wichtig. Das Angebot am Watles und in Schlinig müsste bestehen bleiben und laufend verbessert werden. Laut dem Glurnser BM Luis Frank habe die Transparenz seit dem Übergang der TUFAG an die Ferienregion teilweise gefehlt. Das müsse sich in Zukunft ändern. Außerdem sollte es nicht so sein, dass die Gemeinden in 5 Jahren erneut um Zuschüsse gebeten werden. Roselinde Gunsch Koch (Taufers im Münstertal) gab zu bedenken, dass ihre Gemeinde vom Skigebiet am weitesten entfernt liegt und auch am wenigsten Gästebetten hat. Sie wolle die Tourismus und Freizeit GmbH unterstützen, wenngleich es schwer werden wird, im Gemeinderat die notwenige Mehrheit zu bekommen. „Wir haben oft das Gefühl, dass wir nur gefragt werden, wenn jemand Geld braucht“, so Gunsch Koch. Die Gemeinde wolle für das Geld, das sie ausgibt, auch etwas zurückbekommen. Für Peter Trafoier (Schluderns) ist es wichtig, dass der Watles weiterhin im Sommer und im Winter funktioniert. Er sprach sich grundsätzlich für die Unterstützung aus. Wichtig seien der Beteiligungsschlüssel unter den Gemeinden und die rechtliche Abklärung dafür, dass die Beiträge gewährt werden können.
3 Bausteine
„Um zur ‚schwarzen Null’ zu gelangen, fehlen uns derzeit rund 150.000 Euro pro Jahr“, führte Gruber aus. Erreichen könne man die „schwarze Null“ mit einer Umsatzsteigerung oder mit Einsparungen, und zwar unabhängig von der finanziellen Mithilfe seitens der Gemeinden. Als weitere Bausteine neben der „schwarzen Null“, die es zum Erhalt des Erlebnisberges braucht, nannte Gruber die Beteiligung der Tourismusbetriebe und die Synergien mit der Ferienregion sowie die finanzielle Unterstützung der Gemeinden. Bei der Diskussion über das Konzept für den Erhalt des Watles und des Langlaufzentrums gab sich Ulrich Veith überzeugt, „dass dieses Szenario aus heutiger Sicht das sinnvollste ist.“ Anna Waldner zeigte sich skeptisch, was die Investitionen in die Beschneiung betrifft: „Bräuchte es angesichts des Klimawandels nicht ein Umdenken?“ Sie regte als Möglichkeit an, sich noch stärker auf das Sommerangebot auf dem Erlebnisberg zu konzentrieren und im Winter vermehrt das Skitouren-Gehen in den Vordergrund zu stellen. Günther Wallnöfer plädierte dafür, im Gastronomiebereich am Watles stärker auf regionale Produkte zu setzen.
Keine Beschlussfähigkeit
Weil sich am 2. März nur 9 von 18 Gemeinderäten zur Sitzung eingefunden hatten und der Rat somit nicht beschlussfähig war, musste der Bürgermeister die Sitzung auflösen. Die 6 Stühle der Opposition (Offene Gemeindeliste Mals) waren alle unbesetzt. Auch 3 SVP-Räte fehlten. „Hier sieht man, wie es um das Demokratieverständnis mancher Leute bestellt ist“, bedauerte Ulrich Veith. Erneut zur Gänze gefehlt hat die Opposition auch bei der Dringlichkeitssitzung am 5. März. Für die Beschlussfähigkeit hat es mit 11 SVP-Räten aber doch gereicht. Einstimmig genehmigt wurde unter anderem die Errichtung von Sanitäranlagen am Watles im Zuge der Neugestaltung der Plantapatschhütte.
